An drei Tagen segelten 26 Yachten in sieben verschiedenen Klassen ambitioniert auf drei verschiedenen Kursen, aber nur ein Eigner konnte am Ende den Hauptpreis – den silbernen Champagnerpokal „The Bucket“ - als Gesamtsieger in die Höhe reißen. Dass es bei der wohl berühmtesten Superyacht-Regatta der Welt in erster Linie um Spaß geht, bewies schon der erste Tag der Veranstaltung, an dem die geplante Up-and-Down-Wettfahrt der erstmals an den Start gehenden 100-Fuß-Klasse „Les Cent Pieds“ aufgrund von Windmangel abgesagt wurde. Die zwei Wallys „V“ und „Galateia“ sollten zwei Luv/Lee-Rennen absolvieren, die nach IRC-Regularien gewertet worden wären.
Kein Tag ohne Wettkampf, dachte sich die Crew von „V“ und organisierte kurzerhand eine Alternative in Form eines Rennens, bei dem je fünf Crewmitglieder der zwei Yachten auf ihren elektrischen Foilboards die halbe Insel umrundeten. Im Ziel am Nikki Beach musste das unterlegene Team für den Rosé aufkommen. Die Crew von „V“ sicherte sich die Drinks an dem karibischen Traumstrand, an dem regelmäßig Hollywood-Celebritys anzutreffen sind. Diese Art des außergewöhnlichen „Wettkampfes“ verkörpert perfekt den Geist der St Barths Bucket, die ihre Wurzeln in Nantucket hat, wo sie 1986 Spaß-Regatta unter Freunden startete. Keine andere Veranstaltung bietet Eignern solch eine entspannte Atmosphäre unter ihresgleichen. Der Fokus liegt auf geselligem Beisammensein, netten Dock-Partys und exklusiven Veranstaltungen der Sponsoren.
Um dem vorhergesagten leichten Wind am ersten Tag der St. Barths Bucket-Regatta gerecht zu werden, wählte die Wettfahrtleitung den kürzesten Kurs für ein Rennen rund um die Insel, an dem 26 Superyachten in sieben Klassen teilnahmen. Obwohl die offizielle Meldeliste 30 Starter auswies, handelte es sich bei vier der Yachten um „Social Entries“, die nur als Zuschauerboote die Regatten begleiteten. Für die erste Wettfahrt benötigten die langsamsten Yachten der Klasse „Les Grand Dames“, in der drei 56 Meter lange Perini-Navi-Schwergewichte gegeneinander antraten, bis zu 5:35 Stunden. Die schnellste Yacht war die Wally „V“ (ex-„Tango“), deren Eigner den schnellen Gleiter in 2:42 Stunden um den 20-Seemeilen-Kurs scheuchte. „Bis zur Hälfte des Vorwindkurses war es einfach“, sagte Ed Baird, Navigator an Bord von „Visione“, dem ersten Tagessieger in der Klasse „Les Gazelles“, die als schnellste Yachten hier den längsten Kurs segelten. „Wir hatten einen spürbaren Winddreher unter einer Wolke am Ende der Insel und konnten 30 Grad höher segeln als unsere Konkurrenz. Dann wurde es kompliziert, als wir einigen Schiffen auf den kürzeren Kursen ausweichen mussten und zudem in lästigen Abwinden festhingen.“
„Hummingbird“, die Siegerin der „Les Petites Dames“, in der vier 90-Fuß-Formate starteten, machte auf dem ersten Schlag entlang der Küste satte Gewinne und lag am Ende mit 11:18 Minuten vor der Zweitplatzieren „Freya“. In der Corinthian-Klasse mit dem Namen „L’Esprits“ segelten fünf Yachten, deren Eigner sich dazu entschlossen, ohne Gennaker oder Spinnaker an den Start zu gehen. Es war ein enges Rennen, aus dem „Vijonara“ als verdiente Siegerin hervorging. Die kleineren „Les Mademoiselles“ lieferten sich über 17 Meilen eine Zitterpartie, bei der „Aurelius“ auf dem letzten Schlag „Whisper“ überholte und mit knapp über zwei Minuten Vorsprung gewann. In der hart umkämpften Klasse der „Les Elegantes“, in der ebenfalls fünf Yachten starteten, setzte sich „Hyperion“ mit einem knappen Vorsprung von nur 1 Minute und 17 Sekunden gegen die 54 Meter langen „Ravenger“ (ex-„Pink Gin VI“) durch, während sich „V“ bei den „Les Cent Pied“ vor „Galateia“ behauptete.
Die einzelnen Startzeiten werden so gestaltet, dass alle Yachten einer Klasse gemeinsam ins Ziel kommen (im Gegensatz zur gesamten Flotte), wobei die Zieleinläufe aus Gründen der Rennsicherheit gestaffelt sind. Die Abstände zwischen den Klassen hängen von den Kursen, der Windstärke und der Ausgewogenheit der Gruppenzusammensetzung ab. Diese Praxis hat sich nicht nur im Hinblick auf sichere Rennen bewährt, sondern auch im Hinblick auf faire Rennen, da sich so verschiedene Klassen auf dem Regattakurs kaum in die Quere kommen und gegenseitig ausbremsen.
Auch am zweiten Bucket-Tag spielte der sonst so beständig wehende Passatwind nicht mit, so dass die üblichen Kurse massiv abgeändert werden mussten. Bei einer Besprechung am Samstagmorgen gingen die Organisatoren verschiedene Wettermodelle durch, von denen keines so recht zu den tatsächlichen Bedingungen passen wollte. So wurde der kürzeste Variante des „Not So Wiggley“-Kurses gewählt, der die Teilnehmer um die Île Pelé, die Île le Boulanger und schließlich die Île Fourchue führte. Da der Wind einschlief, wurde das Rennen verkürzt. Zu den Gewinnern und First Ship Home zählte auch an diesem Tag wieder die 30-Meter-Wally „V“, die den Kurs in nur 1:17 Stunden abritt. Damit holte sie sich erneut den Sieg in ihren hart umkämpften Klassen „Les Cent Pieds“ und „Les Gazelles“.
Zugegeben, ein Känguru-Start, an dem die Regatta segelnden Yachten zu einer bestimmten Uhrzeit und allein über die Ziellinie gehen müssen, ist nicht die spektakulärste Rennvariante. Dafür segeln die Schiffe fast alle zeitgleich über die Ziellinie – am dritten und letzten Tag zudem auch noch unter Vollzeug, zum Teil mit Segelflächen von über 3.000 Quadratmetern. Ein Erlebnis, das auch die YACHT- und BOOTE EXCLUSIV-Leser an Bord der „Sea Cloud II“ oder auf dem Tenderboot an der Ziellinie zutiefst beeindruckte. „Ich konnte schon viele Superyacht-Regatten vom Wasser aus verfolgen, aber die St. Barths Bucket ist definitiv etwas ganz Besonderes. Die Stimmung im Race-Village im Hafen von Gustavia ist mitreißend, die Yachten werden sportlich gesegelt und das auch noch in karibischer Traumkulisse“, fasst YACHT- und BOOTE EXCLUSIV-Chefredakteur Martin Hager seine Eindrücke zusammen. Prädikat: unbedingt empfehlenswert.
Wer das ebenfalls erleben möchte, hat dazu im nächsten Jahr erneut die Gelegenheit. Als YACHT- oder BOOTE EXCLUSIV-Leser genießen sie zudem exklusive Vorteile (Details dazu sind zeitnah verfügbar). Das ist die Sea Cloud-Reise im März 2026: Sie findet vom 6. Bis 16. März 2016 (Reisenummer: SCII-2608) statt und kann jetzt schon gebucht werden. Wer die Vorteile genießen möchte, kann sich auch direkt an die Redaktion wenden. Neben der atemberaubenden Regatta-Action erlebten die Leser zudem einen vielseitigen Karibik-Törn, der sich über knapp 1.000 Seemeilen erstreckte und Reviere wie Dominica, St. Lucia, Guadeloupe, die BVIs und natürlich St. Barth abdeckte.
Am letzten Tag der Bucket segelten die 26 Regatta-Teilnehmer aufgrund einer flauen Windvorhersage Kurse mit Längen zwischen zwölf und 16 Seemeilen und setzten ihre riesigen bunten Gennaker und Spinnaker auf dem letzten Vorwindschlag zum Ziel. Obwohl die Wettfahrtleitung erwartet hatte, dass der Nordwind mit drei bis sieben Knoten im Laufe des Tages abflauen würde, frischte er für die Starts in den sieben Klassen angenehm auf und wehte mit konstanten neun bis elf Knoten, Rekord für die 2025er Ausgabe. Den zweiten Platz bei den „Les Elegantes“ belegte „Hyperion“ von Royal Huisman, die auch ihre beiden vorangegangenen Rennen souverän gewinnen konnte und sich mit vier Punkten den Sieg in der Gesamtwertung sicherte. Der Eigner und sein Team feierten den Bucket-Triumph gebührend.
Drei Punkte dahinter liegt „Adela“, die sich vom vierten Platz am ersten Tag auf den dritten Rang am zweiten Tag und schließlich mit dem Sieg im dritten Rennen auf den zweiten Platz in der Gesamtwertung verbessern konnte. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir bei dieser Windvorhersage alle drei Rennen durchsegeln können“, sagte „Hyperions“ Kapitän Nico Jacklein. „Doch jeder plant dieses Event langfristig – wir buchen alles ein Jahr im Voraus –, also nehmen wir teil, komme was wolle. Jetzt sind wir einfach nur glücklich und stolz auf die Organisatoren, dass sie drei Wettfahrten zustande brachten. Wir haben auch nicht erwartet, dass wir die Bucket Trophy gewinnen würden.“ In „Les Mademoiselles“ gab es vor dem heutigen Tag ein Dreier-Doppel um den ersten Platz, aber „Whisper“ gewann überzeugend und setzte sich an die Spitze der Wertungsliste. „Wir sind früh rausgefahren, um den Wind besser einschätzen zu können, und haben dabei entschieden, dass wir den ersten Schlag auf Backbordbug beginnen und nach rechts gehen“, erzählt Taktiker Terry Hutchinson. Bei den „Les Grande Dames“ gewann „Panthalassa“ die letzte Regatta ebenso deutlich, wie die Rennen am Freitag und Samstag.
„Da wir in dieser Klasse sehr große, schwere Boote haben und der Wind sehr schwach war, haben wir uns darauf konzentriert möglichst wenig Manöver zu fahren. Das hat geklappt“, erzählt Skipper Tristan LeBrun und fügt hinzu, dass das Schiff auch letztes Jahr mit demselben Eigner und Team hier gesegelt ist. „Wir wollten gewinnen, also haben wir uns sehr gut vorbereitet. Letztes Jahr haben wir gelernt, was wir tun und was wir nicht tun sollten.“ In „Les Gazelles“ hatte jedes der drei Boote einen Sieg, aber am Ende gewann „Velsheda“ die Klassenwertung, nachdem sie im Finalrennen den zweiten Platz belegte. „Visione hat uns heute das Leben echt schwer gemacht“ sagte Taktiker Tom Dodson. „Bei Visione sind zwei Spinnaker gerissen, sonst wäre es wahrscheinlich anders ausgegangen.“ „Vijonara“ beendete die Regatta-Serie in der „L'Esprit“-Klasse dominant und mit drei Siegen in drei Rennen, während „Hummingbird“ ihre Führung in „Les Petites Dames“ mit einem zweiten Platz gut behaupten konnte. „V“ gewann auch zum dritten Mal die neue Klasse „Les Cent Pied“. „Galateia und wir hatten fantastische – wenn auch kurze – Rennen“, sagte „V“-Taktiker Ken Read und erklärte, dass man hoffe, im nächsten Jahr mehr 100-Fußer an den Start zu bringen.
Wir werden es sehen. Bis dahin!