33-Meter-Baltic „Zemi“Worldcruiser mit Cockpit als Teak-Skulptur

Sören Gehlhaus

 · 19.06.2023

Holz zu Holz. „Zemi“ durchquert den finnischen Birkenwald auf der zweistündigen Fahrt zum Baltic-Kai in Jakobstad. Teak liegt auf Deck, Aufbau, Süll und dem gesamten Cockpit
Foto: Prime Production
Im finnischen Jakobstad wasserte Baltic Yachts einen 33 Meter messenden Entwurf von Malcom McKeon, der schnelle Linien und ein extravagantes Deck zeichnete. Die Route des Erst-Törns steht schon, Wegpunkte sind Spitzbergen und Island

Ihre erste Baltic nahmen die „Zemi“-Eigner 2005 entgegen. Und just von der weit zurückliegenden Stapellaufparty stammte der Taufschampus für die neue. Die ist 33,50 Meter lang und besteht – bei den Finnen von Baltic Yachts versteht es sich von selbst – aus Carbon. Familie und Freunde des Eigners wollen mit der leistungsstarken und luxuriös ausgestatteten Fahrtenyacht weltweite Segelabenteuer in hohen und niedrigen Breitengraden unternehmen. Nach Erprobungen vor Jakobstad wird „Zemi“ nach Norwegen, dann nach Spitzbergen und Island segeln, bevor sie Kurs Schottland nimmt. Danach wird sie die Kanaren ansteuern, gefolgt von einer Atlantiküberquerung in die Karibik, wo 2024 die Teilnahme an der Superyacht-Regatta St. Barths Bucket ansteht. Von dort aus wird die Weltumsegelung mit einer Durchfahrt durch den Panamakanal und einer Pazifikquerung fortgesetzt.

„Zemi“ entstand nach konstruktiven und gestalterischen Vorgaben von Malcom McKeon in Bosund, wo Baltic Yachts vor 50 Jahren in den hangarartigen Hallen gegründet wurde. Nach der derzeit laufenden Erweiterung des Ostsee-Standorts in Jakobstad wird die gut zwei Kilometer landeinwärts liegende Geburtsstätte geschlossen. Die 565. Baunummer war die letzte Yacht, die auf dem Tieflader zur Wasserung per Mobilkran gelangte. Entsprechend ergriffen waren Projektleiter Tommy Johansson und das Bauteam, als der bronzefarbene Rumpf zu Wasser gelassen wurde. Der stromlinienförmige niedrige Aufbau mit seinen vertikalen Fenstern ist ebenso charakteristisch wie das reich mit Teakholz verkleidete Hauptcockpit, das in einen großen Liegebereich umgewandelt werden kann und durch eine herunterklappbare Sprayhood und ein abnehmbares Bimini in voller Länge geschützt ist.

Der E-Motor wird zum Hydrogenerator

Den 7,60 Meter breiten 95-Tonner schiebt ein 247 Kilowatt starker E-Motor von Danfoss an, der über eine konventionelle Wellenanlage auf den Propeller wirkt – der sich jedoch auffaltet und nicht verstellt werden kann wie beim Baltic-Bau „Perseverance“. Das spart Gewicht und Komplexität ein. Unter Segeln dreht sich der Propeller mit und der Motor wird zum Generator und Energielieferant der Lithium-Ionen-Akkus. Bei Bedarf schalten sich zwei 129 Kilowatt starke Dieselgeneratoren zu. „Zemi“ vertraut auf Doppelruderanlage sowie Teleskopkiel, dessen Schaft im Gegensatz zum Liftkiel nur minimal in den Rumpf ragt und an dem die 28-Tonnen-Bombe von 3,80 Meter bis 5,80 Meter tief geht. Der Southern-Spars-Mast liefert einige Vorsegeloptionen, darunter J1 und J2, ein Stagsegel am abnehmbaren Stag, ein rollbares Code-Segel und eine Vielzahl von A-Sails am festen Bugspriet.

Unter Deck setzte der schwedische Architekt Andreas Martin-Löf einen Stil um, den er als warmen Minimalismus beschreibt und der von der Wertschätzung des Handwerks geprägt ist. Das vorherrschende Holz ist Walnuss, das Baltic größtenteils in Form von Furnieren auf superleichte Wabenstrukturen laminierte. Gewichtsersparnis spielt auch in den Bädern eine Rolle, wo Waschbecken und Oberflächen Kalksteinfurniere bedecken. Martin-Löf schenkte der Beleuchtung besondere Aufmerksamkeit, er platzierte Laternen aus japanischem Reispapier und Walnussstreifen in den Ecken des Salons und brachte Lichtquellen in den Trennwänden an.

Technische Daten „Zemi“

  • Länge über alles: 33,50 m
  • Länge Wasserlinie: 31,20 m
  • Breite: 7,60 m
  • Tiefgang: 3,80 m–5,80 m
  • Verdrängung: 95 t
  • Ballast: 28 t
  • Konstruktion: Malcolm McKeon Yacht Design
  • Interieurdesign: Andreas Martin-Löf Arkitekter
  • Eignervertreter: John Walker, A2B Marine Projects
  • Projektleiter: Tommy Johansson

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