Sören Gehlhaus
· 05.01.2023
Die finnische Werft Baltic schließt den Gründungssitz in Bosund und baut eine energieeffiziente, 7.700 Quadratmeter große Halle am Ostsee-Standort in Jakobstad
Wenn Baltic eine Yacht in Bosund fertiggestellt hat, gilt es, 21 Kilometer per Schwerlasttransport durch den finnischen Nadelwald zurückzulegen. Zuletzt benötigte die 167 Tonnen verdrängende und 44 Meter lange Carbon-Slup „Path“ zweieinhalb Stunden, um an die werfteigene Kaianlage zu gelangen. Diese zeit- wie kraftraubende Prozedur möchten die Finnen sich in Zukunft sparen und mit der Einweihung des Neubaus jenes Areal im Landesinneren aufgeben, wo 1973 alles begann.
Das 100 mal 35 Meter messende Gebäude wird mehr als zweimal so groß sein wie die bestehende Halle im Norden Jakobstads und entsteht unmittelbar dahinter. Über eine bauliche Verbindung wechseln Personal und Material problemlos zwischen den Standorten. Das Erdgeschoss der größtenteils zwei-, teilweise dreistöckigen Fertigungshalle füllen die CNC-Abteilung und separate Lagerräume für Corecell- oder Nomex-Kerne und Holz sowie Komposit-Rohstoffe wie Prepregs, die gefroren vorgehalten werden müssen.
Das neue Gebäude wird mit Fernwärme und -strom versorgt, profitiert von großen Solarpaneelen und erhält ein vollständig recycelbares Bitumendach, dessen Herstellung 25 Prozent weniger Emissionen erfordert als herkömmliche Abdeckungen. Stahlträger, die zu 90 Prozent aus recycelten Materialien bestehen, tragen die erste und zweite Ebene. Da die Halle zudem praktisch luftdicht sein soll, wird sie im Winter hocheffizient beheizt und im Sommer gekühlt. Baltic will durch ein Beleuchtungssystem mit Näherungssensoren den Strombedarf zusätzlich senken.
Ende 2023/Anfang 2024 sollen alle 205 Mitarbeiter an einem Ort Baltic-Yachten bauen. Wie die bestehende Anlage wird auch das neue Gebäude Eigentum der Baltic Boat Yard Oy sein, einer separaten Immobiliengesellschaft im Besitz der Stadt Jakobstad und Baltic Yachts. Baltic-CEO Anders Kurtén sagte:
Diese aufregende Entwicklung wird die Effizienz durch Straffung unseres Yachtbauprozesses verbessern, die Baltic-Familie zusammenbringen und ein führendes Beispiel für eine umweltfreundliche Industrieanlage sein. Dass dies in unserem 50. Jubiläumsjahr verwirklicht wird, ist ein großer Bonus!“
Die Mehrheitsanteile an Baltic Yachts hält ein Deutscher, Professor Hans-Georg Näder. Er ist Vorsitzender des Verwaltungsrats des Medizintechnik-Konzerns Ottobock und Eigner der Baltic 67 „Pink Gin Verde“. Seine knapp 54 Meter lange „Pink Gin VI“ steht für 29,5 Millionen Euro zum Verkauf.