Fridtjof Gunkel
· 24.05.2023
Die einst von ehemaligen Dehler-Mitarbeitern gebaute SQ 25 wird als Tide 25 von MFH in Emden weitergeführt. Ist das Boot mit den diversen Optionen noch aktuell? Der Test
Die Szene der Kompaktkreuzer ist um ein neues altes Modell reicher. Die Tide 25 startete bereits 2014 mit dem Hersteller SQ Yachts, den frühere Dehler-Mitarbeiter nach dem Verkauf der Werft an Hanseyachts und dem Umzug nach Greifswald gegründet hatten. Der Name SQ wiederum sollte noch an einige Dehler-Modelle erinnern, die mit dem Kürzel versehen waren, das für Speed & Quality stand – und verwirrenderweise heute wieder von Dehler genutzt wird. SQ Yachts jedenfalls bemühte sich mit der SQ 25 und Auftragsarbeit für Comfortina um einen Neustart am traditionsreichen Standort in Freienohl im Sauerland, wo einst Deutschlands größte und ebenso Europas innovativste Werft sehr erfolgreich Yachten fertigte.
Es ging schief. Schon im Oktober musste das junge Unternehmen Insolvenz anmelden. Zu wenige verkaufte Boote, zu wenige Fremdaufträge. Der Mastbruch der SQ 25 beim YACHT-Test dürfte dem Aufbau der Marke ebenfalls nicht geholfen haben.
Schade: Denn die von Marc-Oliver von Ahlen als „zu heiß gewaschener 30-Fußer“ (von Ahlen), als großes Boot in Klein konzipierte SQ 25 erwies sich als gut segelndes, sauber gebautes, eigenständiges und variantenreiches hübsches Exemplar, das seinen Platz im Markt verdient gehabt hätte.
Doch nun ist die Rettung in Sicht. Die in Ostfriesland ansässige Werft Maritime Faserverbundtechnik Haring übernimmt Formen und Rechte und baut das Schiff fortan als Tide 25. Der Hersteller fertigt neben hochklassig spezifizierten Bauteilen für Megayachten, U-Boote und Windkraftanlagen bereits die viel beachtete Tide 36.
Aber: Kann ein Design von 2014 fast eine Dekade später noch zeitgemäß oder wenigstens zeitlos daherkommen? Kann es: Mit dynamischen Fasen und Kanten, lotrechtem Steven, durchgezogenen Chines, kurzsehnigen Unterwasserprofilen sowie wahlweise offenem Heck und doppelten Ruderblättern ist die Tide 25 optisch und konstruktiv auch heute ein ansprechender und moderner Kompaktkreuzer, den der Konstrukteur eher als „Weekender sieht und nicht als Sportboot“.
Sprich: Grundkomfort trifft gehobene Segelleistung. Eine weitere Eigenheit behielt das Boot beim Wandel von der SQ zur Tide bei: die große Varianz, die in dieser Größe ihresgleichen sucht. Offenes oder geschlossenes Heck, Traveller achtern oder nur ein Fußblock in der Cockpitmitte, durchgängig gleichhohe Duchten oder achtern flache Backskisten stehen zur Wahl.
Unter Wasser geht’s dann richtig ab: Zentrales oder doppeltes Ruder, zwei feste Kiele für die Tiefgänge 1,10 und 1,60 Meter und sogar eine Schwenkkielversion mit variablem Tiefgang von 0,75 bis 1,80 Meter sind machbar. Und für das achterstaglose Rigg mit den stark gepfeilten Salingen lassen sich Großsegel verschiedener Abmessungen sowie eine Selbstwendefock oder eine Genua wählen, die ebenfalls auf dem Dach und mit den Fallenwinschen geschotet wird.
Der Variantenreichtum setzt sich unter Deck fort. Die Basisversion ist mit vier Kojen ausgestattet. Auf- und nachrüstbar sind WC-Raum, Pantry und E-Kühlbox. Und für den Antrieb sind ein Benzin- oder Elektro-Außenborder, Einbaudiesel, Einbau-Stromer oder gar doppelte E-Pods wie auf dem Testschiff möglich.
Egal in welcher Version: Das sichtbare Finish von Kunststoff, Einbauten und Installationen ist gehoben, der Gesamteindruck wertig. Das Platzangebot geriet im Innenraum jedoch recht gering. Schränke gibt es keine, nur offene Ablagen und Platz unter den Kojen.
Die im Vorschiff ist immerhin 2,04 lang und knapp 1,50 Meter breit, und auch die übrigen Schlafstätten weisen komfortable Maße auf. Stehhöhe gibt es jedoch nicht. Die Innenraumhöhe beläuft sich auf 1,46 Meter. Marc-Oliver von Ahlen: „Es wurde bewusst nicht versucht, eine Yacht mit Stehhöhe und maximiertem Volumen anzubieten. Der Weekender bietet im Vergleich die eleganteren Linien, die besseren Segeleigenschaften und -leistungen sowie einfaches Trailern dank niedrigerem Gewicht.“
Die Stärken der SQ 25 liegen somit im Seglerischen. Bei Winden bis zu 18 Knoten erweist sich das Schiff als steif und kann viel Lage vertragen, was auch ein Verdienst der außen angehängten Doppelblattanlage ist, die spielarm und leichtgängig arbeitet. Über den optionalen breiten Traveller am Heck lassen sich Böen gut parieren.
Die Anordnung der Vorschoten auf dem Kajütdach – neben der Selbstwendefock wird auch die konventionelle Genua für enge Schotwinkel mit Schienen auf dem Dach gefahren – erschwert deren Bedienung durch den Steuermann. Die Wendewinkel, sprich die Höhe am Wind, sind gut, die Geschwindigkeiten ebenfalls. Raumschots unter Gennaker lassen sich zweistellige Werte erzielen, wobei das Boot auch auf diesen Kursen kontrolliert unterwegs ist.
Preislich kommt die Tide 25 gehoben daher. 77.350 Euro für ein siebeneinhalb Meter langes Boot ist eine selbstbewusste Ansage – die sich am Markt aber durchsetzen lassen dürfte.
Sandwich mit Schaumkern und Vinylester in der ersten Laminatlage. Kompositkiel mit Bleibombe
Fathead-Großsegel, achterstagloses Rigg. Optionale Selbstwendefock und an Deck ausfahrbarer Bugspriet stehen für Speed und Effizienz auch in der Bedienung
Antriebe, Schwenkkiel, Nasszelle, Pantry, doppeltes oder zentrales Ruder, offenes oder geschlossenes Heck: So variabel konfigurierbar ist kein anderes Schiff dieser Größe
Außenborder, Einbaudiesel, E-Antrieb oder doppelte E-Pods: So viele Möglichkeiten bieten nicht einmal größere Boote
Grundpreis ab Werft 77.350 €
Preis segelfertig Pantry, Toilettenmodul und Motor sind noch nicht kalkuliert
2/5 Jahre
Maritime Faserverbundtechnik, Haring, Zum Zungenkai 4a, 26725 Emden; Tel.: 04921/93 69 300; www.mfh-emden.de
Schnell, agil, ausgereift, dazu mit Schwenkkiel, Ausbauvarianten und weiteren Modulen bestückbar sowie hübsch: Die Tide 25 ist eine Bereicherung im Markt der kompakten Kreuzer