Bente 28Kleine Yacht für große Erwartungen – der komplette Test

Michael Good

 · 27.01.2023

Die Bente 28 bei den Sichtungen zu Europas Yacht des Jahres
Foto: EYOTY/L. Fruchaud
Die Bente 28 in der großen Bilderstrecke

Andere Eigentümer, neues Modell, erprobte Markenwerte. Bente Yachts startet seine zweite Marktoffensive mit der neuen Bente 28. Der YACHT-Exklusivtest

Die kleine, smarte Bente 24, um eine Nummer vergrößert, mit mehr Platz an und vor allem auch unter Deck – darauf mögen viele Fans des Bootes mit der orangefarbenen Kappe gewartet haben, mussten sich allerdings lange gedulden. Nach der ersten Projektankündigung im Frühjahr 2019 ist es nun aber so weit: Die neue Bente 28 ist da, schwimmt und segelt. Für den Verzug sind Corona sowie eine bewegte Firmengeschichte verantwortlich.

Bente 24 als Vorbild für die Bente 28

2014 sorgt die Vorstellung der Bente 24 für Furore in der Szene. Der neue Kleinkreuzer ist, befeuert durch bis dato in der Segelszene ungekannte Lautstärke in den sozialen Medien, in aller Munde – ein simples, innovatives, buntes und auch preislich attraktives Konzept für Junge, Junggebliebene und Neueinsteiger. Die Bente 24 verbreitet sich in Windeseile, etwa 120 Boote kann die Werft in kurzer Zeit bauen und verkaufen.

Doch es sollte nicht so weitergehen. Vom Erfolg beflügelt, wird die Marke rasch weiterentwickelt, einstweilen mit einer großen Bente 39, aber auch mit Plänen für einen massenmarkttauglichen Kompaktkreuzer unter der Bezeichnung Bente 28.

Dann das jähe und bittere Aus: Eingeholt von den zu hohen Entwicklungskosten für die neuen Modelle, schliddert die Marke in finanzielle Schwierigkeiten und muss im Frühjahr 2020 Insolvenz anmelden. Drei Monate später bereits kommt die Rettung für die Marke Bente. Ultramarin Meichle + Mohr in Kressbronn, Hafenbetreiber und Bente-Händler am Bodensee, kauft die Marken- und Firmenrechte und richtet die Produktion neu ein. Die erfolgreiche Bente 24 kann damit weiter gebaut werden, die große 39er auch. Und das Projekt Bente 28 bekommt nochmals frischen Wind unter die Flügel.

Von Anfang an treuer Begleiter und umtriebiger Mitentwickler der Marke Bente ist Christian Daum. Als Markenchef in Diensten der neuen Eigentümer am Bodensee kümmert er sich seit zwei Jahren intensiv um die Fertigstellung der Bente 28. Das Büro Judel/Vrolijk & Co in Bremerhaven überarbeitet dafür nochmals die eigenen Baupläne, dies in einer engen Anlehnung an das Konzept der kleinen Schwester. Gebaut wird die Bente 28 komplett beim Zulieferbetrieb Yacht Service im polnischen Stettin. Auch die 24er und die 39er werden dort schon immer gefertigt.

Die neue Bente 28

Zwischen der 24 und der 28 liegen 1,10 Meter mehr Rumpflänge, allerdings nur 24 Zentimeter mehr Breite. Damit sind die Linien der Bente 28 gestreckter als diejenigen ihrer kleinen Schwester. Auffällig aber auch: Das neue Schiff ist vor allem im Bugbereich deutlich voluminöser geworden. Dazu fällt der Steven leicht negativ ab, und es gibt am Bug einen ausgeprägt weiten Überhang bis zur Wasserlinie in neutraler Schwimmlage. Die Optik erinnert ein wenig an die jüngsten Konstruktionen für die Hochsee-Rennyachten der Class 40 oder Imoca 60. Dieser Eindruck wird verstärkt durch das eingezogene Deck mit der markanten Fase im Übergang zum Rumpf.

Die Bente 28 ist weder ein echtes Sportboot noch ein ausgewiesener Racer. Sie segelt aber ordentlich und hat Potenzial

Nicht nur für das Auge ist die Konstruktion spannend. Wichtiger sind die formbedingten Vorteile zugunsten der Segeleigenschaften. Schon im Hafen fällt die sehr steife Schwimmlage auf. Selbst wenn zwei Menschen seitlich auf dem Laufdeck stehen, bleibt Krängung nahezu aus. Die recht tief gezogenen und hart abgesetzten Kimmkanten in Verbindung mit dem flachen Spant am Heck zeigen Wirkung.

Dies bestätigt sich dann auch unterwegs. Als erstes Segelmagazin geht die YACHT schon kurz nach Eintreffen des fertigen Prototyps an Bord. Und hat Glück. Trotz Hochdrucklage bietet der Bodensee vor Langenargen für den Test ordentliche Bedingungen mit Wind um acht Knoten (3 Beaufort). Hart am Wind schafft es die Bente auf 5,3 Knoten im Mittel auf einem Kurs von weniger als 45 Grad zur wahren Windrichtung. Sie segelt steif, aufrecht und mit viel Kurstreue. Temperamentvoll zeigt sich die Yacht auf Raumwindkursen, zunächst mit Code Zero, später mit Gennaker. Mit halbem Wind sind 6,5 Knoten problemlos drin, zwischendurch zeigt die Logge sogar mal kurz über sieben Knoten Speed. Ein voluminöses Tourenboot wie die Bente 28, das mit einem Gewicht von 3,2 Tonnen nicht gerade zu den ausgewiesenen Leichtgewichten zählt, braucht sich mit diesen Leistungsdaten keineswegs zu verstecken.

Zur Wahl als Europas Yacht des Jahres 2023 steht die nominierte Bente 28 der internationalen Jury nochmals für Testfahrten in Spanien zur Verfügung. Nach einem windigen Tag mit hohen Wellen berichten die Kollegen von sehr soliden, steifen Segeleigenschaften am Wind und von Surfs unter Gennaker mit über zwölf Knoten Speed. Dies hätte dann schon Sportboot-Charakter.

Der Konstruktion zugrunde liegt ein sportlicher Segelplan mit einem hohen Aluminium-Rigg, das relativ weit achtern im Boot steht. Der augenscheinlich recht steife Mast ohne Profilverjüngung, aber mit sehr stark gepfeilten Salingen kommt ohne Achterstag aus. Damit kann der Großbaum länger und das Großsegel zudem mit einer starken Ausstellung im Topp gebaut sein. Dazu kommt eine Genua mit 108 Prozent Überlappung. Die Segeltragezahl (Verhältnis Segelfläche zu Gesamtgewicht) liegt für die Bente 28 bei einem für Fahrtenboote vergleichsweise hohen und damit leistungsorientierten Wert von 5,03 – trotz des recht hohen Gewichts. Auch sieht der Segelplan einen langen, ausziehbaren Bugspriet für zusätzliche Raumwindsegel vor. Der Rüssel aus Kohlefaser reicht ausgefahren bis 1,30 Meter vor das Vorstag. Damit ist das Innendurchhalsen von Gennaker und Code Zero leicht möglich, auch bei mehr Wind.

Die Bente 28 bei idealen Bedingungen hoch am WindFoto: EYOTY/A. Lindlahr
Die Bente 28 bei idealen Bedingungen hoch am Wind

Anders als die Bente 24 mit ihrem angehängten Einzelruder, verfügt die Bente 28 über zwei Ruderblätter, die unter das Heck gebaut sind. Die beiden nicht sehr großen Steuerflossen geben dem Steuermann eine sehr direkte Rückmeldung auf die Pinne, was es einfach macht, das Boot optimal und schnell zu steuern. Allerdings ist der Hebel der stark nach oben gekröpften Pinne recht kurz, was den Druck bei Kursänderungen erhöht, das kann in den Manövern etwas störend sein. Den Gusseisen-Kiel in T-Form gibt es mit zwei Tiefgängen 1,65 Meter (Standard) und 1,95 Meter (Performance). Eine Lösung für einen variablen Tiefgang, etwa mit Hub- oder Schwenkkiel, ist als Alternative derzeit nicht vorgesehen. Bente Yachts will sich aber überlegen, entsprechende Systeme für Flachwasser-Reviere und für einen einfachen Transport als Alternative in der Zukunft anzubieten.

Wer gern einhand segelt, hat mit der Bente 28 keine Mühe. Dafür wird es mit drei Personen im Cockpit schon eng

Das Handling ist einfach und gut. Dafür sind die Fallen und Schoten ins Cockpit zurückgeführt und werden über zwei Winschen auf dem Süll bedient. Der Platz im Cockpit wird aber einerseits durch die Pinnensteuerung und andererseits durch die Führung der Großschot auf das Podest in der Mitte der Plicht etwas eingeschränkt. Mit einer dreiköpfigen Mannschaft wird es hier bereits recht eng, und man muss sich in den Manövern die Ellenbogenfreiheit erarbeiten. Einfacher haben es dagegen Segler, die oft allein unterwegs sind. Mit der Pinne zwischen den Beinen lassen sich alle Manöver einhand leicht bewerkstelligen, auch ohne Selbstwendefock oder Autopilot. Am Wind sitzen Steuermann und Mitsegler am besten hochbords auf Süll und Laufdeck. Einen guten Halt bei Krängung geben dabei Hohlkehlen in den Sitzduchten als willkommene Fußrasten.

Auch die Bente 28 hat den markanten Dodger

Unverkennbares Bente-Markenzeichen ist der wuchtige und nahezu vollständig verglaste Dodger über dem Niedergang, dazu der Targabügel, der nicht zwingend wie beim Testschiff knallig orange sein muss, sondern in verschiedenen Farben erhältlich ist. Die markante Haube hat nicht nur optische Besonderheit, sondern bündelt zudem viele funktionale Vorteile, zum Beispiel für ein geschütztes Sitzen im Cockpit bei Regen und Wind. Der wesentlichste Vorteil des Dodgers tritt aber unter Deck in Erscheinung. Das gewölbte Glasdach ermöglicht im hinteren Salonbereich beim Niedergang eine volle Stehhöhe von über zwei Metern. In der abgetrennten Nasszelle sowie im Bereich der Pantry liegen die Werte knapp darunter. So ein Komfort ist für ein Boot dieser Größe schon sehr ungewöhnlich.

Obendrein lässt der Dodger eine eindrucksvolle Lichttransparenz zu. Die großen Glasflächen vermitteln auch unter Deck eine Art Cabrio-Feeling und ermöglichen im Stehen eine fast uneingeschränkte Sicht nach vorn über das Deck in Fahrtrichtung. Auch die Segel und deren Stand sind von innen einsehbar – klasse! Im Test zeigt sich aber auch, dass es unter Deck bei prallem Sonnenschein sehr schnell sehr warm wird, trotz Pigmentfolie auf den Glasflächen. Stoffabdeckungen, Rollos oder Jalousien wären hier als Option durchaus sinnvoll.

Unter Deck ist die Bente 28 gut verarbeitet

Typisch für Bente: sehr offen, sehr hell, großes RaumgefühlFoto: YACHT/T. Stoerkle
Typisch für Bente: sehr offen, sehr hell, großes Raumgefühl

Generell ist das Interieur sehr schön gebaut, nahezu makellos. Perfekte Oberflächen, stimmige Spaltmaße sowie verschliffene und versiegelte Sperrholzkomponenten lassen Ärgernisse außen vor. Sichtbares Holz ist unter Deck generell Mangelware und auf Umleimer, Randleisten und Bodenbretter reduziert. Die Verarbeitung stimmt aber auch hier.

Was innen jedoch fehlt, sind funktionale Stauräume in Form von Schapps, Kästen oder Schubladen. Unter den Bänken im Salon sowie unter den Kojenbrettern im Vorschiff und achtern gibt es zwar viele und große Fächer, wo auch sperrige Sachen Platz haben, allerdings sind diese nicht leicht zugänglich. Die Ausnahme macht die vergleichsweise große Pantry mit vielen und sehr gut nutzbaren Stauräumen für Küchenutensilien, Geschirr und Proviant. Und hinter der abgeschotteten Nasszelle findet sich ein geräumiger Stauschrank für Gegenstände aller Art, zum Beispiel auch für Rettungswesten oder Ölzeug.

Die verschiedenen Versionen der Bente 28

Wer sich für die Bente 28 interessiert, muss sich zunächst für eine Ausführung entscheiden. Für Einsteiger mit einem schmalen Budget gibt es das Boot in der sehr einfach spezifizierten Standard-Version für einen guten und auch im Vergleich mit der Konkurrenz fairen Preis von 129.900 Euro brutto, mit einem einfachen Satz Dacron-Segel (Groß und Genua). In dieser Basis-Ausführung ist die Yacht zwar so weit segelklar, kommt aber ganz ohne Annehmlichkeiten für den Innenausbau und mit einer stark reduzierten Decksausstattung, auch qualitativ.

Die wesentlich bessere und umfangreicher bestückte Ausführung ist die Bente 28 Edition. In dieser kompletten Version kostet das Boot 164.900 Euro und damit 35.000 Euro mehr als das Standard-Boot. Dafür bekommen die Käufer ein vollständig tourentaugliches Paket. Dazu wird das Boot beispielsweise mit einem Carbon-Bugspriet und Gennaker, besseren Segeln mit Lazy-Bag, größeren und selbstholenden Winschen, Harken-Beschlägen, einer Rollreff-Genua und einem Traveller auf dem Achterdeck bestückt. Auch ein Induktionsherd in der Pantry, ein Salontisch mit abklappbaren Flügeln oder die hochglänzenden Innenschalen als Seitenverkleidungen gibt es nur im Edition-Paket, dazu freie Wahl bezüglich Farben und Materialien für den Ausbau. Das Testschiff, der Prototyp, entspricht der Ausführung Edition.

Bente Yachts plant, die neue 28er im Januar 2023 als Weltpremiere auf der boot in Düsseldorf zu präsentieren. Das smarte, spannende und insgesamt auch sehr stimmige Paket mit dem angemessenen Preis wird dort auf großes Interesse stoßen.

Ob die neue Bente allerdings an den großen Erfolg ihrer kleinen Schwester anknüpfen kann, wird sich erst noch zeigen müssen. Eine gute Grundlage dafür ist geschaffen, aber die Konkurrenz ist groß.


Die Bente 28 im Detail

Im Vorschiff, auf den Sofakojen und achtern in der Hundekoje können maximal fünf Personen übernachten. Die Nasszelle ist vollständig abgetrenntFoto: YACHT
Im Vorschiff, auf den Sofakojen und achtern in der Hundekoje können maximal fünf Personen übernachten. Die Nasszelle ist vollständig abgetrennt

Technische Daten

  • CE-Entwurfskategorie B
  • Rumpflänge 8,65 m
  • Wasserlinienlänge 7,83 m
  • Breite 2,99 m
  • Tiefgang/alternativ 1,65/1,95 m
  • Masthöhe über WL 13,50 m
  • Theor. Rumpfgeschwindigk. 6,8 kn
  • Gewicht 3,2 t
  • Ballast/-anteil 995 kg/31 %
  • Großsegel 33,2 m²
  • Rollgenua (108 %) 22,0 m²
  • Gennaker 75,0 m²
  • Maschine (Volvo P.) 9 kW/13 PS
  • Kraftstofftank (PVC) 60 l
  • Frischwassertanks (Sack) 55 l
  • Fäkalientank (PVC) 40 l

Rumpf- u. Decks­bauweise

GFK-Sandwich mit E-Glass und Schaumkern, laminiert in Handauflage. Als Option (Paket Edition) wird der Rumpf im Vakuum-Infusionsverfahren hergestellt. Als Laminierharz kommt Polyester zur Anwendung. T-Kiel aus Gusseisen

Rigg und Segel

Alurigg mit zwei Salingen vom Hersteller Seldén. Im Lieferumfang ist ein einfacher Satz Dacron-Segel (Groß und Genua) enthalten. Den ausziehbaren Bugspriet aus Kohlefaser gibt es nur als Option

Motorisierung

Standard ist der kleinste Zweizylinder-Dieselmotor von Volvo Penta (D1-13) mit Saildrive und Zwei- Blatt-Faltpropeller. Alternativ kann man das Boot auch mit einem Elektro-Podmotor von Torqeedo bekommen. Aufpreis ca. 5.800 Euro

Ausstattung und Preise

  • Grundpreis ab Werft 129.900 €
  • Preis segelfertig 137.825 €
  • Garantie/gegen Osmose 2/2 Jahre

Werft

  • Bente Yachts, Meichle + Mohr GmbH, 88079 Kressbronn-Gohren
  • www.benteyachts.com
  • Vertrieb Händlernetz

YACHT-Bewertung

Das erfolgreiche Bente-Konzept geht in eine weitere Runde. Die neue Bente 28 präsentiert sich als stimmiges, funktionales Gesamtpaket und kann auch unter Segeln überzeugen

Konstruktion und Konzept

  • + Modernes, ideenreiches Konzept
  • + Verglaster Dodger
  • - Wenig Platz im Cockpit

Segelleistung und Trimm

  • + Segelt ausgewogen und steif
  • + Perfekt einhandtauglich
  • + Leistungsstarker Segelplan

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Stehhöhe in Salon und WC
  • + Sehr funktionale Pantry
  • - Kästen und Schapps fehlen

Ausrüstung und Technik

  • + Elektroantrieb als Alternative
  • + Ausfahrbarer Bugspriet
  • - Sehr kurze Pinne

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