Domani – das ist, mittlerweile nicht mehr nur in Italien, zum Beispiel die Antwort eines Handwerkers auf die Frage, wann er denn mit seinem Gewerk zu beginnen gedenke. Im Fall eines so hübschen Bootes wie der Domani S 32 ist es wohl eher als Aufforderung gemeint, die weniger drängenden Dinge einfach auf morgen zu verschieben und heute doch lieber segeln zu gehen. Jetzt scheint die Sonne, es weht ein feines Lüftchen: Ab aufs Wasser! Italienische Momente. Die Reminiszenzen an den südlichen Lebensstil sind überdeutlich an Bord: schöne Linien kombiniert mit sportlicher Attitüde plus feinen Detaillösungen. Dabei eine hochwertige Bauweise und eine wahrscheinlich dem Prototyp geschuldete Sorglosigkeit bei den letzten Prozent des finalen Schliffs.
Der Testtag mag da so gar nicht passen: Auf der Oosterschelde warten drei Grad Außentemperatur, leichter Regen und extrem böiger Wind. Werftchef Jan Goderis legt die Schoten für den Gennaker bereit, vielleicht könne man den ja mal ziehen. „Dann gleitet sie ab 15 Knoten Wind sehr gut“, so der Belgier. Zunächst aber lassen wir uns vom E-Antrieb aus dem Hafen schieben. Das geht sehr präzise und natürlich völlig still vonstatten. Schon bei 400 Watt Leistungsaufnahme fährt das Boot gut manövrierbar dahin. Noch im Vorbecken gehen die Segel hoch. Das funktioniert mit den optionalen E-Winschen auf Wunsch per Knopfdruck. Die Segel stehen sehr gut, kein Wunder, handelt es sich doch um Elvströms Epex-Tuch. Das kostet für Groß und Selbstwendefock gut 5.000 Euro extra.
Der Unterschied zwischen Grundwind und Böen ist heftig. Sind es gewöhnlich um die 14 Knoten, legen die Böen glatt zwei Beaufort drauf. Da ist es schwierig, das richtige Setup zu finden. In der ersten Bö offenbart sich dann auch gleich eine der Sorglosigkeiten: Das Achterstag ist durch das Deck auf eine Kaskade umgelenkt, die unter dem Achterdeck werkelt. Das ist hübsch und clean, allerdings fehlt es dem System an ausreichend Übersetzung, um in den Böen genügend Dampf aufzubringen. Das Groß bleibt am Achterliek zu sehr geschlossen, Druck kann nur über die Großschot abgebaut werden. Das ist schade. Die Werft hat das Problem erkannt und will eine oder sogar zwei weitere Übersetzungen einbauen. Dann sollte es passen.
Um Böen aktiv zu parieren, braucht es einen besseren Achterstagspanner
Das Boot hat an sich ausreichende 38 Prozent Ballastanteil, ist allerdings nur 2,50 Meter breit. Das sind 35 Zentimeter weniger als zum Beispiel bei der Saffier Se 33. So wirkt die Domani rank. In den Böen krängt sie schnell weg. Der nach achtern optisch so hübsch absinkende Freibord nähert sich nun mit seiner Kante fast schon bedrohlich schnell dem Wasser. Da ist äußerst aktives Segeln gefragt. Die Großschot verläuft unmittelbar hinter dem Rücken des Rudergängers und ist so sehr gut erreichbar. In schnell gefahrenen Halsen muss dieser der Leine jedoch auch ausweichen, will er schmerzhaften Begegnungen entgehen. Dafür aber ist sie gleich in Griffweite, und das von jeder Steuerposition aus, sodass Böen mit ihr gut pariert werden können.
Auf dem Süll sitzend, lässt sich die Domani gut dirigieren, allerdings fehlt eine Fußstütze, sodass man eigentlich immer nach Halt sucht. Hat man sich dann am Rad arrangiert, erfreut die Sportlichkeit des Schiffes. Super präzise, sicher auch dank der aufwändigen und sehr steifen Bauweise, findet die Domani die Windkante. Die Fäden im Blick und mit gutem Kontakt zur Drucksituation im Boot ist das Steuern durchaus genussvoll. Zwischen den Böen zeigt die Domani Erfreuliches: Wendewinkel von fast 80 Grad, auch dank der sehr eng geschoteten Selbstwendefock, bei gut sechs Knoten Fahrt sind sehr ordentlich.
Mit leichtem Schrick rennt die Domani richtig los und macht eine Bella Figura. Dann wird es auch am Steuer entspannter, die Drücker sind weniger krängungsbewehrt und sorgen für satten Extraspeed. Knapp neun Knoten waren es bei über 20 Knoten Wind. Das Potenzial des Bootes ist mithin groß, die Abrufbarkeit könnte besser sein. Stichwort Formstabilität, sicherer Halt beim Steuern und stärkeres Achterstag. Das aber lässt sich allenthalben leicht regeln, entweder durch rechtzeitiges Reffen oder durch kluges Nachrüsten. Somit steht beim Thema Segeln ein dickes Plus hinter der Domani S 32, denn die Basis stimmt.
Nun sollte solch ein Daysailer jedoch weitere Qualitäten mit sich bringen. Und auch da hat die kleine Yacht aus Belgien einige Antworten parat. Um vor Anker liegend den freien Blick aufs Wasser genießen zu können, lassen sich die Backskistendeckel achtern der Steuerräder aufstellen und arretieren. So entstehen Rückenlehnen für Polster. Die Idee ist gleichsam simpel wie genial. Das Achterdeck wie auch das Cockpit laden zum entspannten Sitzen oder Liegen ein. Für den Fall, dass dabei die Sonne allzu sehr brennt, hat die Domani ebenfalls eine Antwort: An Carbonstäben lässt sich über dem Cockpit ein Sonnendach aufspannen. Die Halterung der Stäbe ist in den Getränkehaltern integriert, so stört sie optisch nicht. Die Bänke selbst sind tief und bequem und zum Liegen mit 1,60 Metern eher kurz. Die Liegefläche achtern ist da mit 1,75 Meter Länge bei 1,63 Meter Breite die bessere Wahl.
Unter Deck wartet gediegene Eleganz auf den Besucher: helle Polster, weiße Wandverkleidungen mit abgestepptem Karomuster, leichte Holzapplikationen in Nuss und indirekte Beleuchtung. Wieder so ein italienischer Moment, sicher, wenn sich hinter den Polstern die oben beschriebene Sorglosigkeit zeigt. Die Verklebung ist unschön ausgeführt. Auch hier gelobt die Werft Besserung. Die kleine Pantry hat, was sie braucht: eine Kochplatte, ein Miniwaschbecken, eine Nespressomaschine. Hier wird allenfalls gefrühstückt oder ein Snack bereitet – Daysailer eben.
Dass ein Daysailer durchaus ein Nightsleeper sein kann, beweisen die Kojenmaße: Im Vorschiff sind es üppige 2,42 Meter in der Länge. Dabei ist das Bett in Schulterhöhe immerhin 1,50 Meter breit. Am Fußende sind es noch erfreuliche 75 Zentimeter in der Breite. Da wird es auch zu zweit nicht eng. Allein schläft man am besten in der Hundekoje. Die ist 3,07 Meter – ja, vorn steht eine Drei – lang und mit 75 Zentimetern auch angenehm breit. Wird nicht geschlafen, sind 84 Zentimeter Sitzhöhe ausreichend. 1,38 Meter Höhe unter dem Niedergang sind mal wieder daysailertypisch.
Unter der Niedergangstreppe befindet sich Raum für eine große Kühlbox. Die dahinter befindlichen Installationen mit Akkus und E-Antrieb sind ordentlich ausgeführt. Gleiches gilt für die solide wirkende Struktur samt Rezess für den Kiel und dessen Bolzen mit großen angefasten Unterlegplatten. Wenn jetzt noch Kontermuttern angebracht werden, ist alles, wie es sein soll.
Die Domani S 32 Lounge ist ein wunderschönes Boot. Vielleicht sogar der hübscheste Daysailer derzeit, was aber natürlich Geschmackssache ist. Dabei ist sie mit 2,50 Metern und geringem Gewicht noch trailerbar. Die hochwertige Bauweise spricht ebenso für die Yacht aus Belgien. Sie ist eine echte Alternative für Menschen, die das Besondere suchen, ohne absurd wirken zu wollen.
Mit einem Basispreis von rund 180.000 Euro ist sie deutlich unterhalb der Saffier Se 33 angesiedelt, die erst 35.000 Euro weiter oben beginnt, ohne von der Bauweise oder der Beschlagsausstattung deutlich schlechter zu sein. Auch die ebenfalls sehr attraktive Toufinou ist rund 20.000 Euro teurer als die Domani. Also: Wer domani noch nicht weiß, was zu tun ist, der kann ja mal eine Probefahrt mit der Werft vereinbaren.
Windgeschwindigkeit: 14–25 kn (4–6 Bft), Wellenhöhe: ca. 0,5 m
Schon mit der SW-Fock ist die Domani gut ausgestattet, eine Genua vermisst man nicht
* Dimensionslose Zahl. Berechnung: 2√S/3√V. Je höher der Wert, desto mehr Segelfläche (S) hat das Schiff in Relation zur Verdrängung (V)
Ein gelungener Daysailer, seglerisch anspruchsvoll und optisch stark. Die Mängel im Finish sollte die Werft abstellen, dann ist die Domani eine echte Konkurrenz zu den etablierten Marken
Mit nur 2,50 Meter Breite ist die Domani leicht zu trailern. Zwei Tonnen Gewicht lassen sich gut hinter einem kräftigen Zugfahrzeug bewegen. Das eröffnet Revieroptionen
Die Werft sucht an einigen Stellen noch nach besseren Lösungen. So ist beispielsweise der Halt beim Steuern noch zu verbessern
Die Bombe besteht aus Stahlplatten, die geschnitten und verschweißt werden. Epoxidspachtel erzeugt eine glatte Oberfläche. Das Verfahren bedeutet jedoch mehr Volumen bei weniger Gewicht
Vakuuminfusion, Vinylesterharz mit PVC-Schaum für Rumpf und Deck, E-Glas und ISO-NPG-Gelcoat
Domani Yachts Antwerpen, Kampelaar 17, 2930 Braaschaat; www.domaniyachts.com
Aus der Schweiz kommt der attraktive und leistungsstarke Weekender mit einem schön gemachten und gemütlichen Innenausbau. Schon im Standard sehr hochwertig ausgestattet.
Das Multitalent eignet sich gleichermaßen zum Tourensegeln mit der Familie wie auch als Daysailer für den kurzen Segelspaß zwischendurch. Das Schiff kommt aus Holland und ist relativ günstig.
Spaßgerät und komfortables Wohnmobil in einem. Der Weekender aus den Niederlanden ist gut gebaut und gibt unter Segeln eine überzeugende Leistung ab. Auch optisch sehr attraktiv.
Es ist der Reiz des Besonderen, der den auffällig hübschen Weekender aus der Werft von Latitude 46 in La Rochelle ausmacht. Das Boot mit dem variablen Tiefgang ist simpel, aber funktional ausgebaut.