H2-Kraftwerke auf SeeSuperyachten sollen Energiewende revolutionieren

Fabian Boerger

 · 11.11.2024

Noch sind es Skizzen aus dem Computer, doch schon bald sollen die mobilen Wasserstoffkraftwerke auf Kiel gelegt werden.
Foto: DRIFT Energy Limited
Das britische Startup Drift entwickelt Katamaranen, die grünen Wasserstoff produzieren und bunkern sollen. Ein Vorhaben, das nach Science-Fiction klingt, zugleich immer mehr Investoren anlockt. Das steckt hinter dem Projekt

Das Energie-Startup Drift plant, mithilfe von Hightech-Segelyachten saubere Energie zu erzeugen und diese durch den Einsatz künstlicher Intelligenz zu transportieren. Diese Lösung soll die wachsende Nachfrage nach sauberem Wasserstoff bedienen. Dafür sollen ganze Flotten solcher Kraftwerk-Superyachten auf den Weltmeeren operieren. Das Unternehmen erwartet, 2025 mit dem Bau des ersten Schiffs zu beginnen; zwischen 2027 und 2028 könnten die ersten Superyachten dann einsatzbereit sein. Zu den potenziellen Kunden zählen laut Drift neben Yachteigentümern auch Reedereien und sogar kleine Inselstaaten.

Drift-Yachten: Kraftwerk und Lieferant zugleich

Die Idee sieht folgendermaßen aus: Speziell entwickelte Katamarane segeln windgetrieben über die Ozeane. Diese Schiffe sind 58 Meter lang und besitzen zwei Rümpfe, die durch ein mit Solarmodulen ausgestattetes Deck verbunden sind. Zudem verfügen sie über vier senkrecht stehende Tragflächensegel. Unter Wasser sind große Hydrogeneratoren installiert, die während der Fahrt Strom erzeugen. Dieser Strom ist entscheidend, um anschließend mithilfe von Elektrolyseuren grünen Wasserstoff zu produzieren.

Der Wasserstoff wird in standardisierten 40-Fuß-Tanks unter Deck gelagert, die leicht ausgetauscht werden können. Alternativ kann der Wasserstoff über Pipelines vom Schiff gepumpt werden. Es gibt zwei Szenarien für das Entladen: Entweder wird der Wasserstoff in Häfen entladen oder direkt auf See umgeladen. Ähnlich wie bei Bunkerschiffen könnten so andere Schiffe betankt werden.

Der entscheidende Vorteil besteht darin, dass die Drift-Schiffe eine KI-gesteuerte Routenplanung nutzen sollen. Diese sorgt dafür, dass die Schiffe immer unter optimalen Wetterbedingungen fahren. Dadurch können sie Strom erzeugen und diesen zum richtigen Zeitpunkt, wenn zum Beispiel die Kapazitäten ausgeschöpft sind, entweder an Land oder an ein anderes Schiff abgeben.


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150.000 Kilo Wasserstoff pro Ladung

Das ist zumindest der Plan. Das Projekt befindet sich noch in einer frühen Entwicklungsphase. Doch schon jetzt geben die Zahlen eine erste Vorstellung davon, was mit den Katamaranen möglich sein soll. So soll den Angaben nach das 58 Meter lange Schiff ein bis zwei Megawatt Strom erzeugen können. Das wiederum ermöglicht die Produktion von 150.000 Kilogramm Wasserstoff. Zum Vergleich: Ein typisches Brennstoffzellensystem für Fahrzeuge benötigt etwa 5 bis 10 kg Wasserstoff, um eine Reichweite von 500 bis 700 km zu erreichen. Mit einer einzigen Ladung der Superyacht könnten tausende Fahrzeuge gleichzeitig betrieben werden.


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Immer mehr Investoren für Drift

Ob das Vorhaben umsetzbar sein wird, wird sich zeigen, wenn die Superyachten tatsächlich in Produktion gehen. Die Projektidee scheint jedoch so vielversprechend zu sein, dass immer mehr Investoren Interesse an Drift zeigen. Im August gab das Unternehmen bekannt, dass es eine Finanzierung in Höhe von 4,65 Millionen britischer Pfund erhalten hat. Die Investoren sind die britische Holding Octopus Ventures und Blue Action Accelerator, eine Plattform für Stakeholder der Meereswirtschaft. Diese Mittel sollen dem Unternehmen beim Bau seiner ersten Hightech-Schiffe helfen. Zusätzliche Hilfe kommt auch von der britischen Regierung über die Innovationsagentur Innovate UK.

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