Während des Vergleichs unter Segeln konnte sich keine der vier Yachten eine klare Führung erarbeiten. Alle Modelle gaben bei unserem Gruppentest auf der Flensburger Förde eine überzeugende Vorstellung ab und erreichten – unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Rigg- und Kielkonfigurationen – ein insgesamt ähnliches Niveau.
Im zweiten Teil dieses Klassenvergleichs stehen nun der Wohn- und der Tourenkomfort unter Deck im Mittelpunkt. Bewertet werden die Staumöglichkeiten, die Funktionalität der einzelnen Bereiche sowie die Ausbauqualität. Außerdem listen wir die Preise fürs Schiff sowie für erforderliche und optionale Zusatzausstattung auf.
In der Marina Sonvik in Flensburg hat sich das Testteam der YACHT eingehend unter Deck aller Schiffe umgesehen. Der direkte Vergleich verdeutlicht die wesentlichen Unterschiede, insbesondere hinsichtlich der Raumausnutzung. Bei Rumpflängen um elf Meter sind die Möglichkeiten für den Innenausbau grundsätzlich begrenzt. Das Standard-Layout ist daher bei allen Schiffen der Testgruppe einheitlich: zwei Doppelkabinen achtern, eine Doppelkabine im Vorschiff sowie ein Toilettenraum im Heck. Hinzu kommen der Salon mit Pantry und – teils nur als Option – eine kleine Navigation. Alternativ können alle vier Boote auch als Zweikabiner und mit großer Backskiste ausgebaut werden. Zudem ist ein zweiter Toilettenraum im Vorschiff erhältlich. Auch hinsichtlich der Varianten zeigt sich die Vergleichsgruppe konzeptionell homogen.
Beim Raumgefühl profitieren hingegen die beiden deutschen Boote von Bavaria und Hanse von ihrem großen Rumpfvolumen. Mit Breiten von knapp unter vier Meter sind sie fülliger als die französischen Konkurrentinnen, insbesondere im Vergleich zur Sun Odyssey 380 (ausführlich getestet) mit nur 3,76 Meter Breite. Den größten Raumeindruck vermittelt die Bavaria C38 (hier kommen sie zum Einzeltest). Ihr seitlich versetzter Salontisch schafft einen freien Durchgang nach vorn und öffnet dadurch den Salon auch optisch. Das Interieur wirkt klar strukturiert und nicht verbaut.
Auf Platz zwei folgt die Oceanis 37.1 (zum Einzeltest), deren seitlich angeordnete Pantry den Salon ebenfalls visuell weitet und einen sehr geradlinigen Eindruck vermittelt. Bei Hanse 360 (lesen Sie hier den Test) und Jeanneau Sun Odyssey 380 hingegen steht der Tisch mittig, was den Durchgang einschränkt und das Interieur etwas verschachtelt erscheinen lässt. Die Hanse punktet allerdings mit einer breiten Doppeltür zum Vorschiff, was wiederum dem Raumgefühl im Salon zugutekommt.
Zwei oder drei Kabinen stehen zur Wahl, dazu eine oder zwei Nasszellen. Das ist Standard in der Klasse.
Einschränkend muss erwähnt werden, dass eine Beurteilung von Eindrücken unter Deck nie hundertprozentig objektiv sein kann. Sie unterliegt vielmehr stets dem subjektiven Empfinden. Was die einen als geräumig und wohnlich beschreiben, müssen andere nicht zwingend ebenso sehen.
Alle vier Boote warten in der Vorschiffkabine mit ausreichend Schlafkomfort für zwei erwachsene Personen auf. Spitzenreiter ist erneut die vorne besonders voluminöse Bavaria C38. Bei ihr ist die Liegefläche im Vorschiff mit einer Länge von zwei Metern und einer Breite von üppigen 1,70 Metern auf Schulterhöhe die größte. Auch die Oceanis 37.1 hat vorne reichlich Platz. Bei der Französin ist die Breite auf Schulterhöhe zwar etwas geringer (1,60 Meter). Zwei Personen können dennoch bequem nebeneinanderliegen.
Im Gegensatz zur Konkurrenz baut Hanse im Vorschiff ein Inselbett ein. Das erleichtert zwar das Zubettgehen über die Seiten, geht aber zulasten der Kojenmaße. Unter der Annahme, dass man im Vorschiff der Hanse mit dem Kopf nach vorne schläft, beträgt die Breite auf Schulterhöhe lediglich 1,20 Meter. Jeanneau geht einen ungewöhnlichen Weg und installiert im Vorschiff der Sun Odyssey 380 die Liegefläche seitlich. Das hat den Vorteil, dass die Koje über fast die gesamte Länge gleich breit ist. Speziell für zwei Personen bietet diese Anordnung guten Schlafkomfort. Allerdings ist die Breite mit 1,40 Metern nicht gerade üppig.
Im Vorschiff bieten alle vier Testboote die Möglichkeit, ein zusätzliches Bad für die Eigner einzubauen. In diesem Fall wird auf der Oceanis wie auch auf der Hanse das Bett seitlich in den Raum gestellt – wie bei der Jeanneau bereits im Standard. Bei der Bavaria bleibt die Koje in Dreiecksform erhalten, sie wird aber am Kopfende infolge des Toilettenraums begrenzt. Für zwei Erwachsene dürfte es eng werden.
Die Doppelkojen achtern haben bei den Booten von Bavaria, Beneteau und Jeanneau ähnliche Abmessungen. Sie sind rund zwei Meter lang und etwa 1,50 Meter breit. Auch der Komfort ist vergleichbar, die Liegeflächen sind bei diesen drei Booten rechteckig arrangiert. Bei der Hanse sind die Kojen achtern dagegen tiefer ins Boot gebaut und folgen mit ihren Konturen der Wasserlinie. Auf Schulterhöhe bieten die Liegeflächen zwar eine Rekordbreite von 1,60 Meter, im Fußraum ist der Platz jedoch mit nur 1,20 Meter knapp.
Trotz aller Einheitlichkeit ist die Klasse innovativ. Alle Boote warten mit vielen clever gelösten Details auf.
Vor allem aber: Nur bei der Bavaria werden die beiden Achterkabinen von einem doppelten Längsschott getrennt, was bei größeren Booten Standard ist. Dieser rund 33 Zentimeter breite Kanal bietet Raum für technische Einbauten, bleibt ansonsten leer und dient als Schalldämmung zwischen den Kabinen. So genießt man auf der Bavaria im Heck mehr Privatsphäre.
Auf den anderen Yachten sind die Achterkabinen lediglich durch ein relativ dünnes Längsschott getrennt. Bei der Beneteau und der Jeanneau ist diese Wand nicht strukturell tragend. Sie wird seitlich verschoben, falls das Boot mit nur einer Kabine achtern geordert wird. Die Liegeflächen bei den Zweikabinern sind in beiden Fällen rund 30 Zentimeter breiter als im Standard, sie erreichen Kingsize-Format.
Diese Flexibilität bietet die Hanse nicht – bei ihr bleibt es in beiden Ausbauvarianten bei der gleichen Aufteilung und denselben Kojenmaßen.
Bei der Bavaria und den beiden Französinnen kann man den Salontisch auch in einer absenkbaren Version bestellen, um die Sitzgruppe in U-Form mit Einlegepolstern als zusätzliche Koje zu nutzen. Allerdings sind diese Liegeflächen mit Breiten zwischen 1,10 Meter (Jeanneau) und 1,26 Meter (Bavaria) für zwei Personen zu knapp bemessen. Hanse geht einen eigenen Weg und offeriert optional eine Verbreiterung fürs Sofa. Damit entsteht eine Seekoje, in der man zwischen Rückenlehne und Salontisch auch bei ruppigen Bedingungen und starker Krängung geborgen schlafen kann – eine gute Lösung.
Bei der Hanse wie auch bei der Sun Odyssey 380 sind zudem die Sofas auf der gegenüberliegenden Seite als Kojen nutzbar, wenn auch nur mit Einschränkungen. Die Liegeflächen sind mit 1,85 Meter beziehungsweise 1,82 Meter Länge für etwas größere Menschen ein wenig zu kurz.
Ein wichtiges Thema für Fahrtensegler ist das Kochen an Bord. Dementsprechend schenken die Hersteller der Pantry viel Aufmerksamkeit, allen voran Hanse. Auf dem Boot aus Greifswald ist der Küchenbereich insgesamt großzügiger angeordnet als bei der Konkurrenz. Im Standard ist eine Abdeckung über dem Herd vorgesehen, was die nutzbare Arbeitsfläche vergrößert. Bei den anderen Booten im Wettbewerb fehlt dieses Detail. Außerdem gibt es in der Pantry der Hanse mehr und besser erreichbare Stauräume.
Doch auch die Küche in der Bavaria sowie die längs in den Salon gebaute Pantryzeile der Oceanis punkten mit hoher Funktionalität und guter Nutzbarkeit. Die Jeanneau hingegen schwächelt in dieser Disziplin: Ihre Küche ist deutlich kompakter, die Arbeitsflächen sind kleiner und es gibt weniger Stauräume für Pött und Pann und Proviant.
Als einziges Boot im Vergleich besitzt die Hanse schon im Standard eine Nasszelle mit komplett abgetrenntem Duschbereich. Der Toilettenraum ist insgesamt deutlich größer als bei der Konkurrenz und gewährt demzufolge mehr Bewegungsfreiheit. Auch bei der Bavaria ist im Bad relativ viel Platz vorhanden, dazu sind WC und Waschtisch räumlich halb getrennt, was angenehm ist. Ein separater Duschbereich ist aber nicht vorgesehen.
Die französischen Hersteller sind hingegen flexibler bei der Gestaltung der Toilettenräume. Werden die Oceanis 37.1 und die Sun Odyssey 380 als Eignerboote mit nur einer Achterkabine ausgebaut, wird ein Teil des Raumgewinns als Dusche genutzt. Bei der Beneteau sind WC und Dusche in diesem Fall räumlich gekoppelt und nur durch einen Vorhang getrennt. Eine Duschtür wäre wünschenswert. Bei der Jeanneau ist dies besser gelöst: Toilettenraum und Duschbereich sind beim Zweikabiner komplett separiert. Im Standard mit drei Kabinen fallen die Nasszellen bei französischen Modellen hingegen kleiner aus als bei den Yachten aus Deutschland.
Eine zweite Nasszelle im Vorschiff ist bei allen vier Vergleichskandidatinnen optional erhältlich, war jedoch bei keinem der Testboote realisiert. Nach den Plänen und Layouts zu urteilen, ist die Größe der Toilettenräume im Vorschiff bis an die Grenzen der Nutzbarkeit limitiert. Bei der Jeanneau scheint das zusätzliche Bad im Vorschiff am geräumigsten zu sein.
Stauräume sind auf allen vier Booten keine Mangelware. Für Ordnung unter Deck sorgen große Schränke in allen Kabinen sowie Fächer seitlich im Salon und unterhalb von Sofas und Kojen. Das Angebot ist bei allen Booten etwa vergleichbar gut.
Hinsichtlich der Belüftung hat die Hanse 360 den Bug vorn. Bei ihr lassen sich bereits im Standard alle vier Fenster im Aufbau öffnen, was eine optimale Luftzirkulation gewährleistet. Bei den Booten der Konkurrenz sind die Fenster dagegen fest eingebaut. Auf der Oceanis 37.1 sind allerdings ab Werft Pilzlüfter installiert, die eine dauerhafte Ventilation ermöglichen. Ein Vorteil in diesem Punkt also auch für Beneteau.
Bei der Beurteilung der Bau- und Ausbauqualitäten hilft im Gruppentest einmal mehr der direkte Vergleich von Boot zu Boot. Generell wirkt der Ausbau auf den beiden deutschen Yachten von Bavaria und Hanse etwas robuster und insgesamt auch hochwertiger. Die Spaltmaße sind stimmig und die Schnittkanten gerundet und versiegelt. Besonders bei der Bavaria fällt dies positiv auf. Zudem sind die Möbelbeschläge und auch die Scharniere von Deckeln und Türen von solider Qualität.
Die beiden französischen Boote kommen unter Deck etwas einfacher und pragmatischer daher. In Teilen wirkt ihr Ausbau etwas klapperig, und viele der nicht sichtbaren Einbaukomponenten sind lediglich grob ausgefräst, die Schnittkanten weder verschliffen noch versiegelt. Allerdings muss man schon sehr genau hinsehen, um im Vergleich markante Qualitätsunterschiede zu erkennen.
Klar ist: Alle vier Boote stammen aus großen, weitgehend automatisierten Serienproduktionen. Von keinem der Testboote darf man daher einen Ausbaustandard erwarten, der mit Yachten aus Kleinserien oder von Bootsbaumanufakturen vergleichbar wäre.
Die Homogenität der Konzepte, des Ausbaustandards und der Qualität schlägt sich folgerichtig auch in einer gewissen Einheitlichkeit bei den Kosten nieder. Tatsächlich bewegen sich die Brutto-Basispreise – also inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer – aller vier Vergleichsboote innerhalb einer erstaunlich geringen Spanne. Sie reicht von 207.130 Euro für die Jeanneau Sun Odyssey 380 und endet bei 222.650 Euro für die Oceanis 37.1 von Beneteau.
Auch bei den kumulierten Kosten, also dem segelfertigen Preis beziehungsweise dem Komfortpreis (gemäß YACHT-Definition), bleiben die Tarifstrukturen nahezu deckungsgleich.
Auch nach Teil zwei des Vergleichstests bleibt die Frage nach einer eindeutigen, überlegenen Siegerin offen. Alle vier Boote zeigen gleichermaßen viele Vor-, aber auch Nachteile – was einer gesunden Konkurrenz zugutekommt. Letztlich muss jeder Kaufinteressent selbst entscheiden, welches Konzept er bevorzugt und welche Faktoren für ihn wichtiger sind. Falsch machen kann er dabei nichts, mit keinem der Boote.
Viel gefühltes Raumvolumen
Getrennte Achterkabinen
Tadellose Verarbeitung
Kein Duschabteil möglich
Geräumigster Motorraum
Große Fenster im Salon
Sauber installierte Bordtechnik
Eingeschränkte Ventilation
Schnörkelloser Innenausbau
Größte Sitzgruppe
Flexibles Layout achtern
Teilweise grobe Verarbeitung
Bad mit Duschoption
Pilzlüfter schon im Standard
Maschine sehr gut erreichbar
Wenig Festhaltemöglichkeiten
Moderner, heller Ausbau
Solide Verarbeitung im Detail
Größte Pantry im Vergleich
Kojenmaße limitiert
Fenster zum Öffnen
Toilettenraum mit Dusche
Robuste Möbelbeschläge
Wenig Platz im Motorraum
Hübscher, gradliniger Ausbau
Flexibles Layout achtern
Rechteckige Koje im Vorschiff
Teilweise grobe Verarbeitung
Bad mit Duschoption
Übersichtlicher Motorenraum
Zusätzliche Luke achtern
Kleinste Pantry im Vergleich
* Angebot von Yachting24 gültig für Versicherungssumme 218.400 Euro (bei Zeitwertdeckung),
* Angebot von Yachting24 gültig für Versicherungssumme 221.300 Euro (bei Zeitwertdeckung),
* Angebot von Yachting24 gültig für Versicherungssumme 207.900 Euro (bei Zeitwertdeckung),
* Angebot von Yachting24 gültig für Versicherungssumme 223.100 Euro (bei Zeitwertdeckung)
Selbstbeteiligung 1300/1500 Euro, Haftpflicht-Deckungssumme 8 Millionen Euro.