Contest 49 CSMini-Superyacht im Starkwind-Test

Alexander Worms

 · 07.02.2023

Ein echtes Seeschiff: Der tiefe Vorfuß sorgt für weiches Eintauchen. Das macht das Leben an Bord bei Seegang angenehmer
Foto: YACHT/B. Kolthof

Contest bringt gleich zwei neue Modelle in der 15-Meter-Klasse und füllt dort mit einem gelungenen Mix aus Leistung und Luxus eine Lücke zwischen weiteren Nobelmarken. Die 49 CS im Starkwind-Test

Wenn es mit 25 bis 30 Knoten aus Westen gegen das ablaufende Wasser im Texelstrom weht, dann will man da nicht unbedingt mit einem Segelboot unterwegs sein. Die Wellen werden durch die Windgegen-Strom-Situation hoch und steil. Das Gute jedoch: Die Bedingungen sind ideal für einen Test, denn bei mittlerer Brise und glatten Wasser segelt heute fast jedes Boot einigermaßen. Ideale Bedingungen also für den Test der Contest 49 CS. Die Schiffe der Werft aus Medemblik sind schließlich seit jeher für soliden Bau und gutes Seeverhalten bekannt.

Die nagelneue 49 war noch nicht bei solchen Bedingungen unterwegs, entsprechend gespannt waren alle Beteiligten, ob das Konstruktionsbüro Judel Vrolijk & Co und die Werft bei Planung und Bau ordentlich gearbeitet haben. So viel vorweg: Das haben sie. Da es zunächst gen Lee geht, bei 120 bis 130 Grad zum scheinbaren Wind, wird auf Wunsch der Werftvertreter die gesamte Garderobe ausgerollt. Standard ist ein durchgelattetes Groß, der Eigner des Testschiffes wollte aber eines, das in den Mast dreht. Das funktioniert dank Hydraulik gleichsam gut wie mit der elektrisch drehenden Genua. Auch der Achterstagspanner arbeitet hydraulisch.

Die Contest 49 CS kann gut mit Wind und Welle

Also los: In Luv stehend, behält der Steuermann den Überblick. Was dann folgt, ist schon beeindruckend. Der Wind jault, und das Schiff läuft los, bahnt sich seinen Weg durch die Wellen. Dass hier mächtig Druck in der Luft ist, ficht den 15 Meter langen Rumpf nicht an. Er kann die Leistung des Riggs bestens umsetzen. Erstaunlich für ein Schiff dieser Ausrichtung, wie es in Böen Fahrt aufnimmt. Das wirkt urgewaltig, dabei am Rad aber souverän, meist lassen sich die Böen aussteuern. Einmal jedoch ist der Steuermann unaufmerksam und fällt zu spät ab: Das Boot luvt, am sehr tiefen einzelnen Ruder ist die Strömung futsch. Kein Drama, denn direkt zwischen den Rädern kommt die Großschot auf einem Podest in sehr angenehmer Arbeitshöhe an. Wird sie gefiert, gehorchen die 23 Tonnen wieder den Steuerbefehlen. Zum Glück: Auch das Dichtholen gelingt per Knopfdruck.

Trotz mittlerweile 30 Knoten Wind und viel zu viel Segelfläche kommt Spaß auf. Ja, das verlangt nach konzentriertem Steuern, aber es geht – zumindest auf Kursen um die 120 Grad. Und wenn dann eine Welle mithilft, sind auch mit solch einem Blauwasserbrummer 14-Knoten-Surfs möglich.

Guter Kompromiss aus Volumen im Vorschiff und Seetauglichkeit

Da dieses Setup aber keineswegs der üblichen Gewohnheit entspricht – es ist letztlich doch materialmordend –, wird gerefft. Die Geschwindigkeit bleibt im hohen einstelligen Bereich. Halsen ersetzen die nun im enger werdenden Fahrwasser zuvor gefahrenen Q-Wenden. So geht es recht entspannt trotz viel Wind und Welle. Dann der Rückweg. Auch am Wind zeigt die Contest mittlerweile Erwartbares: Der Druck in Schiff und Ruder ist angenehm, aber spürbar. Wer es neutraler mag, reduziert das Groß weiter. Dank der direkten Übertragung mit Stangen hat das Ruder kein Spiel, alles geht leicht und direkt. Auf dem Süll sitzend, dirigiert man die Contest mit Leichtigkeit über die Wellen. Die züngeln mitunter über das Vordeck, das Cockpit selbst aber liegt etwa 15 Zentimeter tiefer als die Gangborde und ist zudem durch ein weit nach achtern gezogenes Süll geschützt, hier bleibt alles trocken. Das allein und die schon beschriebene Souveränität bewirken sorgenfreies Kreuzen – eben auch bei 25 Knoten Windgeschwindigkeit.

Kräftige Böen, Wellen und Strom verhindern jedoch seriöse Geschwindigkeitsmessungen. Bei rund anderthalb Meter hohen Wellen wendet das Boot so um die 90 Grad. Es beschleunigt dabei auf sieben bis acht Knoten durchs Wasser. Das aber sind, wie gesagt, Näherungswerte. Laut Polardiagramm sollten rund 85 Grad bei acht Knoten Bootsspeed und 20 Knoten wahrem Wind, allerdings ohne Wellen, drin sein. Das kommt hin. Wichtiger vielleicht bei solch einem Passage Maker ist das Seeverhalten. Der Rumpf taucht weich ein, auch wenn man bewusst mit viel Geschwindigkeit zu spitz über die Welle fährt. Kein Stampfen oder Krachen. Da hat demnach Judel/Vrolijk & Co einen guten Kompromiss aus Volumen im Vorschiff – immerhin liegt dort die Eignerkammer – und Seetauglichkeit gefunden. Chapeau!

Contest arbeitet mit Akustikern zusammen, um Geräusche zu dämpfen

Stichwort Eignerkammer. Geht man unter Segeln dort hin, fallen eine ganze Reihe von Dingen auf. Der hohe helle Salon ist sehr großzügig und wirkt auf den ersten Blick wenig seetauglich, weil weitläufig. In Wahrheit aber sind, ganz subtil an der Decke, neben dem Niedergang und an den Stufen ins Vorschiff Handläufe befestigt, weitere sind nach Eignerwunsch jederzeit möglich. Auch alle Möbelecken sind rund und bieten feste Griffmöglichkeiten. Seetauglichkeit und Design sind mithin durchaus vereinbar. Als Nächstes fällt auf, dass trotz maximaler Achterstagspannung alle Türen problemlos öffnen. Das spricht für die Struktur und wird durch den bei Contest immer auf dem Kielfuß stehenden Mast erleichtert. Das Deck muss den Stauchdruck nicht aufnehmen. Und: Es ist leise. Faszinierend, wie das Wasser an den Rumpffenstern im Vorschiff vorbeirauscht und dabei von den 30 Knoten draußen an Deck nichts mitzubekommen ist.

Contest engagiert für jedes Schiff ein Ingenieurbüro für Geräuschdämmung, das gezielt auf die Suche nach Schallquellen geht. Dass die Ingenieure ihren Job verstehen, merkt man spätestens, wenn der Motor startet. Downgesizte vier Zylinder laufen nicht so weich wie es derer sechs täten. Im Motorraum geht der Common-Rail-Yanmar dann auch vernehmlich brummig zu Werke, draußen aber kommt davon nichts an. Ein kleines Detail, an dem man Contests Willen, ein wirklich perfektes Schiff zu liefern, erkennt, ist der orangefarbene Kit, der alle Öffnungen im Motorraum umgibt. Damit werden Schallbrücken konsequent geschlossen. Bei den Schallmessungen ist, auch wegen des Windes an Deck, kein Unterschied zu ermitteln zwischen laufendem und abgestelltem Motor. Das ist sicher eine Branchenbenchmark.

Die Contest 49 CS überzeugt auch mit Detaillösungen

Apropos Benchmark: Ein weiteres sehr sinnvolles Feature ist eine kleine Handpumpe. Unter einem Bodenbrett im Salon, alle klapperfrei verlegt, ist sie hinter dem Dieselverteiler angebracht. Sie reicht bis auf den Boden des 700 Liter fassenden Tanks. Von dort können so angesammelter Schmutz und Wasser einfach abgepumpt werden, denn Ablassen von der Unterseite geht nicht: Der Tank ist gewichtsgünstig in der Schiffsmitte und direkt auf dem Kiel verbaut. Natürlich folgt vor dem Yanmar noch ein umschaltbarer doppelter Kraftstofffilter samt Wasserabscheider, einen Alarm für Wasser im Kraftstoff gibt es ebenfalls.

Noch so ein Beispiel für die vielen schönen Details ist die Holzverkleidung des Hauptschotts. Sie besteht aus versetzten Holzstäben. Das ist wirklich schick. Als der Holzhändler sagte, die von den Interieur-Designern Wetzels Brown Partners gewünschten Radien im Hauptschott seien nicht machbar, war das für die Schreiner der Werft ein Ansporn. Sie haben bewiesen, dass es möglich ist.

Die Holzarbeiten sind wirklich durchgängig beeindruckend. Das wirkt in Gänze ursolide, nichts wackelt oder knarzt, alles ist durchdacht. Als Beispiel dafür sei der ausziehbare Schrank für die Kaffeemaschine genannt. Detailverliebt und praktisch, dabei mit hochwertigen Beschlägen für die Ewigkeit gebaut. Da stecken viel Materialwert und etliche Arbeitsstunden drin. Das gilt für den gesamten Ausbau. Überall gut nutzbare Staumöglichkeiten, viele Schubladen und besonders erfreulich: viel Bewegungsraum, sodass immer ein Gefühl räumlicher Großzügigkeit entsteht. Das wird zudem unterstützt durch das helle Eichenholz (andere Holzsorten sind natürlich möglich) und die hellen Verkleidungen an der Decke.

Die Unterschiede zwischen den Contest-Modellen 49 und 50

Die einzige Option im Innenausbau ist der Navitisch. Soll der besonders groß sein, wird die Nasszelle kleiner. WC und Dusche achtern teilen sich die Bewohner der beiden Achterkammern. Deren Kojen sind verschiebbar. So kann je nach Wunsch der Besatzung gekuschelt werden oder eben nicht. Alle Betten verfügen über Leesegel und sind komfortabel groß. Das Schiff hat durchgängig zwei Meter Stehhöhe. Im Salon lässt sich mit den beweglichen Hockern, die im Boden festgeschraubt werden, entweder eine große Seekoje bauen, die auch als Chaiselongue taugt, oder man kann am großen ausklappbaren Tisch sitzen.

Die 49 und die ebenfalls neue 50 teilen sich einen Rumpf, sind aber vom Konzept her grundverschieden. Warum gleich zwei neue Schiffe? Werftchef Arjen Conijn erklärt das so: „Die 49 ist der nächste logische Schritt nach unserer sehr erfolgreichen 42er. Bei ihr haben wir erkannt, dass es einen Markt gibt für sehr hochwertige Schiffe mit zwei Achterkammern und Steuerständen hinten. Natürlich wird es auch immer eine 50-Fuß-Contest mit Mittelcockpit geben. Also haben wir zwei Schiffe erdacht. So hat der Kunde die Wahl.“

Ein kluger Schachzug, denn nun sind es nicht nur die Oysters und Hallberg-Rassys, die als Wettbewerber herhalten, sondern eben auch Werften wie X-Yachts, Solaris, Arcona oder Swan.

E-Motor ist optional

Ein weiteres Novum ist die Option eines elektrischen Antriebs. Ein 50 kW starker Torqeedo-Motor wird aus einem oder zwei Akkus gespeist. Diese kommen aus dem BMW i3, wie Torqeedo erklärt. Der Generator wächst dann von 4 auf 20 kW Leistung an. Der Mehrpreis für den E-Antrieb liegt bei rund 100.000 Euro je nach Wahl der Akkus.

Die Contest 49 ist eine tolle Yacht, seglerisch mitteilsam und handlich. Sie ist aufwändig gebaut im One-Shot-Vakuumverfahren mit Vinylesterharz und Schaumsandwich. Das ist solide. Der Ausbau rangiert auf Superyachtniveau und ist dabei seetauglich und praktisch. Viel mehr geht nicht auf 50 Fuß. Dass es Superyachtqualität nicht zum Großserienpreis geben kann, ist klar.

Anderthalb, am Ende der Optionenliste wohl eher an die zwei Millionen Euro sind ein durchaus adäquater Gegenwert für solch ein Schiff.


Die Contest 49 CS im Detail

Viel Volumen: Der Steven knickt weit unter der Wasserlinie nach achtern. Die Folge: gutes Seeverhalten und mehr Innenhöhe. Tanks: A  Frischwasser; B  Diesel; C  Fäkalien
Viel Volumen: Der Steven knickt weit unter der Wasserlinie nach achtern. Die Folge: gutes Seeverhalten und mehr Innenhöhe. Tanks: A  Frischwasser; B  Diesel; C  Fäkalien

Technische Daten

  • Konstrukteur: Judel/Vrolijk & Co
  • Rumpflänge: 15,20 m
  • Gesamtlänge: 16,10 m
  • Wasserlinienlänge: 14,50 m
  • Breite: 4,90 m
  • Tiefgang: 2,35 m
  • Masthöhe über WL: 24,60 m
  • Theor. Rumpfgeschwindigkeit: 9,25 kn
  • Gewicht: 20,9 t
  • Ballast/-anteil: 8,0 t/39 %
  • CE-Entwurfskategorie: A
  • Großsegel: 73,0 m²
  • Rollgenua (106 %): 60,0 m²
  • Maschine (Yanmar): 81 kW/110 PS
  • Kraftstofftank: 700 l
  • Frischwassertanks: 700 l
  • Fäkalientanks (2): 60 l
  • Akkus: 2x 50 Ah 12 V, 150 + 200 Ah 40 V
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Rigg und Segel

Zur Wahl stehen ein konventionelles Rigg oder ein Rollreffmast für 50.000 Euro extra. Die Segel sind Standard.

Grauwasser

Es ist eine zusätzliche Grauwasserpumpe mit flexiblem Schlauch installiert, der jeden Bereich des Schiffes erreicht.

Ausbauversionen

Mit einem großen Kartentisch schrumpft die Nasszelle achtern. Im Standard gibt es auch dort eine separate Dusche. Ansonsten bietet Contest derzeit keine Ausbau­varianten an. Dafür gibt es die 50 CS.

Ausstattung und Preise

  • Grundpreis ab Werft: 1.552.000 €
  • Standardausrüstung inklusive: Motor, Großsegel, Genua, Schoten, Segelkleid, Anker/Kette, Reling, Fender/Festmacher, Positions­laternen, Batterie, Kom­pass, Polster, Pantry/Kocher, Lenzpumpe, WC, Feuer­löscher, E-Kühlfach, Fä­kalientank mit Absaugung, Antifouling, segelklare Übergabe
  • Garantie/gegen Osmose: 1/1 Jahr

YACHT-Bewertung

Eine Yacht der Extraklasse. Sehr hochwertig gebaut, mit viel Liebe zum Detail und dabei äußerst gefälliger Optik. Mit 23 Tonnen voll ausgerüstet, aber schwer und daher ein echter Fahrtensegler. Die Qualität und die sehr komplette Ausstattung erklären den Preis

Konstruktion und Konzept

  • + Aufwändige Bauweise
  • + Steifer Rumpf
  • + Carbonverstärkte Bodengruppe
  • + Sehr komplette Ausstattung
  • + Hochwertige Komponenten

Segelleistung und Trimm

  • + Kräftige Trimmeinrichtungen
  • + Direktes Steuergefühl
  • - Kein Traveller

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Ausbau auf höchstem Niveau
  • + Viel gut nutzbarer Stauraum
  • + Verschiebbare Achterkojen
  • + Seegerechter Ausbau
  • - Belüftung der Achterkabinen

Ausrüstung und Technik

  • + Sehr gute Geräuschdämmung
  • + Sicheres Kraftstoffsystem
  • + Sauber ausgeführte Elektrik

Die Konkurrenz der Contest 49 CS

Arcona 50

Sportlicher und hochwertiger Cruiser mit offenem Achtercockpit, konstruiert von Niels Jeppesen. Raumaufteilung mit zwei Achterkabinen und Eignerreich vorn. Doppelruder.

  • Rumpflänge: 14,99 m
  • Breite: 4,60 m
  • Gewicht: tba
  • Preis: tba

Hallberg-Rassy 50

Cruiser mit Mittelcockpit. Der Eigner schläft achtern, im Vorschiff sind zwei Kabinen möglich. Ab Werft kaum Varianz bei Layout und Design. Knappe Kojenmaße.

  • Rumpflänge: 15,23 m
  • Breite: 5,00 m
  • Gewicht: 21 t
  • Preis: 1,13 Mio. Euro

Oceanis Yacht 54

Großserienyacht mit Luxus-Allüre. Sie teilt sich den Rumpf mit der sportlichen First 53. Doppelsteuerstand achtern und doppelte Ruderblätter. Große Kojenmaße.

  • Rumpflänge: 15,98 m
  • Breite: 5,00 m
  • Gewicht: 16,6 t
  • Preis: ab 667.600 Euro

Oyster 495

Typische Mittelcockpityacht aus England, bei der allerdings die Steuerstände leicht erhöht zum Loungecockpit liegen. Segelseitig klar als Cruiser ausgestattet.

  • Rumpflänge: 15,15 m
  • Breite: 4,77 m
  • Gewicht: 21,0 t
  • Preis: ab 1,7 Mio. Euro

Weitere Yachten im Test: