Seenot auf der OstseeDoppelter Notfall auf historischem Haikutter

YACHT Online

 · 27.08.2024

Seenot auf der Ostsee: Doppelter Notfall auf historischem HaikutterFoto: Die Seenotretter/DGzRS
Die Seenotretter beim havarierten Zweimaster vor Kühlungsborn
Erst bricht die Gaffel und trifft den Skipper, dann treten aus dem streikenden Motor Dämpfe aus und setzen den Maschinisten außer Gefecht: Die Crew eines Haikutters traf es beim Ostseetörn gleich doppelt hart. Die Seenotretter mussten ausrücken

Die neunköpfige Besatzung war gestern Nachmittag mit ihrem Zweimaster etwa auf halbem Weg zwischen der Insel Fehmarn und der mecklenburgischen Küste, als das Unglück seinen Lauf nahm. Die Großgaffel brach, infolgedessen zog sich der Skipper eine blutende Wunde am Kopf zu. Diese konnte zwar mit Bordmitteln versorgt werden. Dann aber traf es den Maschinisten.

Beim Versuch, die Maschine des knapp 26 Meter langen traditionellen Arbeitsschiffes zu starten, versagte der Anlasser. Der 65-Jährige atmete im Maschinenraum giftige Rauchgase ein. Dringender als der Skipper benötigte er nun medizinische Hilfe.

Mit zwei Rettungsbooten zum Havaristen

Das Maritime Rescue Coordination Centre (MRCC) Bremen alarmierte nach Eingang des Notrufs die freiwilligen Seenotretter der Stationen Kühlungsborn und Warnemünde. Bei südwestlichen Winden um vier Beaufort, aber starkem Seegang, gelang es der Besatzung der “Wilma Sikorski”, etwa 15 Seemeilen vor Kühlungsborn am Havaristen längsseits zu gehen.

Ein als Rettungssanitäter ausgebildeter Seenotretter stieg auf den Zweimaster über. Er traf den 65-jährigen Patienten, der inzwischen zusätzlich unter Seekrankheit litt, im Schockzustand an. Nach der Erstversorgung mit Sauerstoff gelang es ihm, den Mann zu stabilisieren. Dessen Blutdruck und Puls normalisierten sich.

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„Aufgrund dieser Besserung und des starken Seegangs haben wir die risikoreiche Übernahme des Patienten auf See vermieden. Stattdessen haben wir ihn an Bord belassen und dort weiterversorgt“, berichtet Rainer Kulack, Vormann der “Wilma Sikorski”. Die Entscheidung erwies sich als richtig: Nachdem der Rettungskreuzer “Arkona” aus Warnemünde den Haikutter auf den Haken genommen hatte, verbesserte sich die gesundheitliche Lage des Patienten zusehends. Auch dem am Kopf verletzten Skipper ging es nach eigener Einschätzung gut, er wollte sein Schiff nicht verlassen.

Die Seenotretter schleppten den Zweimaster sicher nach Kühlungsborn. Ein Rettungswagen brachte der 65-Jährigen in ein Krankenhaus.

Erst am Wochenende hatten Seenotretter zu einem gleichfalls ungewöhnlichen Einsatz ausrücken müssen. Auf dem Stettiner Haff war ein Wasserflugzeug in Not geraten.

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