Anblick und Geräusche sorgen bei vielen Skippern dafür, dass sich die Nackenhaare aufstellen: Gruselige, kratzend-metallische Geräusche, dann oft ein Knall und das Rigg kommt runter. Der wohl meist gefilmte Ort für Mastbrüche weltweit dürfte diese enge Kanal-Passage zwischen den beiden Inseln Ugljan und Pasman in Kroatien sein. Denn dort lauert eine Brücke mit nur 16,5 Metern Durchfahrtshöhe, die vor allem Chartercrews gerne unterschätzen und dann hängen bleiben.
Das fiese an der Zdrelac-Passage: Oft steht dort auch reichlich Strom, bis zu vier Knoten. Drückt er von hinten, kommt man nach einem Crash auch noch kaum davon. Dabei ist der Ablauf sehr unterschiedlich: Manchmal ist der Mast so hoch, dass das Rigg direkt gegen die Brücke knallt, das Schiff brutal abbremst, der Bug hochsteigt (siehe zweites Video unten...) . Dann bricht entweder das Rigg oder das Boot kann schnell rückwärts fahren und weiteren Schaden verhindern. Ist das Rigg nur knapp zu lang, wird es mit furchtbaren Kratz-Geräuschen unter der Brücke durchgeschliffen, mal mit Mastbruch, mal ohne.
Bei der Chartercrew, die es zuletzt erwischte, lief es ganz ungünstig: Die Mastspitze verkeilte sich derart, dass der Kat querschlug und fest hing. Das Ganze passierte gegen 12 Uhr Mittags. Ein Fährkapitän, der den Unfall beobachtete, meldete es dem zuständigen Hafenamt in Zadar, wie die kroatische Zeitung Slobodna Dalmatia berichtet. Nachdem sich zeigte, dass die Crew unverletzt geblieben war, wurde die Passage gesperrt und ein Pan Pan-Ruf abgesetzt um die Schifffahrt zu warnen. Etwa eine Stunde später zog ein Boot der Behörden dann mit einer Leine am Rigg des Kats, um ihn aus der Passage zu ziehen. Bei einem Kat eine eher aussichtsloses Unterfangen, da er nicht über die Seite krängen kann wie ein Mono. Und es kommt, wie es kommen muss, mit lautem Knall bricht das Rigg. Das dürfte wohl die schlimmste Stunde im Leben des Charterskippers gewesen sein.
Die Passage ist berühmt-berüchtigt, viele Charterfirmen verbieten ihren Kunden die Passage, warnen an Bord mit großen Aufklebern direkt neben dem Steuerrad oder in den Boots-Unterlagen vor der Brücke. Das Dumme ist nur, dass direkt hinter der Passage mit den Marinas von Sukosan große Stützpunkte liegen, und viele Yachten dort losfahren oder ankommen. Wer zu Zielen im Westen von Ugljan oder Pasman will, muss etwa 10 bis 14 Meilen um diese herum segeln. Das erscheint vielen Skippern wohl zu lang, und so kommen sie auf die verlockende aber verhängnisvolle Idee, abzukürzen. Und der Charter-Törn endet mit dem vermutlich schlimmsten Segel-Erlebnis bislang...