Pascal Schürmann
· 04.01.2023
Die Königlich Niederländische Rettungsgesellschaft (Koninklijke Nederlandse Redding Maatschappij – KNRM) blickt auf ein arbeitsreiches Jahr zurück. 2.524-mal mussten die Seenotretter 2022 mit ihren Booten zu Einsätzen auslaufen. Das ist gegenüber 2021 eine Steigerung von zehn Prozent, wie in der gestern veröffentlichten Jahresbilanz der KNRM nachzulesen ist. Vor allem aber sei das zurückliegende Jahr geprägt gewesen von einer Reihe Havarien mit tödlichem Ausgang, die sich auf niederländischen Gewässern ereignet haben
Die 1.400 freiwilligen Seenotretter haben mehr als 4.000 Menschen sowie 155 Tiere aus Notlagen befreit und sicher zurück an Land gebracht. Und auch die KNRM-Rettungsschwimmer auf den vier niederländischen Watteninseln hatten mit 843 Rettungseinsätzen einen arbeitsreichen Sommer. Sie bewahrten 49 Badende vor dem Ertrinken, die infolge starker Brandung oder tückischer Strömungen vor den Stränden beim Schwimmen in Gefahr geraten waren.
Die Ärzte des KNRM Radio Medical Service (RMD) wurden 2022 insgesamt 936-mal angefunkt und um medizinischen Rat gebeten. Die meisten dieser Anfragen, die gestellt werden, wenn auf hoher See ein Crewmitglied schwer erkrankt oder sich verletzt hat, kamen dabei naturgemäß aus der Berufsschifffahrt.
Neben den zahlreichen geglückten Rettungsaktionen gab es voriges Jahr in den Niederlanden auch einige Fälle, in denen die Helfer zu spät kamen oder nichts tun konnten. Sowohl bei einem Kanuunglück auf dem Veluwemeer sowie bei zwei Flugzeugabstürzen nahe Hoek van Holland und über dem Zwarte Meer als auch bei zwei Unfällen auf Charterschiffen auf dem Wattenmeer sowie bei einer Kollision zwischen einem Schnellboot und einem Wassertaxi gab es jeweils Tote zu beklagen.
Zu den erfolgreichen Aktionen zählt hingegen die Rettung von vier Seglern, deren Yacht auf der Nordsee gekentert war. Außerdem konnten Schwimmer aus gefährlichen Strömungen befreit werden, und die KNRM half bei der aufwändigen Abbergung von 18 Seeleuten des Frachtschiffs “Julietta D”, das vor der niederländischen Küste mit einem anderen Schiff kollidiert und leckgeschlagen war. Eine weitere besondere Aktion sei die Rettung eines bei Cadzand gestrandeten Orcas gewesen, so die KNRM in ihrer gestrigen Erklärung.
Im letzten Jahr sind zudem wichtige Schritte im Rahmen der Erneuerung der KNRM-Flotte unternommen worden. Das erste Rettungsboot der elf Meter langen Van-Wijk-Klasse, die “Riet und Jan van Wijk”, wurde in Dienst gestellt. Im kommenden Jahr wird mit dem Bau der nächsten sieben Van Wijks begonnen. Und ein neues 7,5 Meter langes Rib namens “Chaterina D” wird voraussichtlich im Sommer für erste Probefahrten im Wasser sein.
Wie hierzulande die DGzRS ist auch die niederländische KNRM spendenfinanziert und somit auf die Unterstützung privater Geldgeber angewiesen. Es gibt 45 KNRM-Rettungsstationen entlang der niederländischen Küste und an den großen Binnenrevieren wie dem IJsselmeer, dem Markermeer, den Randmeren und dem Zuid-Hollandse en Zeeuwse Delta. Die Rettungsstationen sind 24 Stunden am Tag erreichbar. Sie werden vom Zentrum der Küstenwache in Den Helder verwaltet. An den Stationen sind gegenwärtig 78 Boote stationiert, vom kleinen Rib bis hin zum großen Seenotrettungskreuzer, die von rund 1.400 Freiwilligen im Einsatz gehalten werden.