Betroffen sind meist Langfahrtsegler. Kein Wunder also, dass Fragen deutscher Blauwasser-Crews oft bei Trans Ocean (TO) landen, dem Verein der deutschen Hochseesegler. Bert Frisch, Organisator der Online-Seminare zu Langfahrtthemen, beschäftigt sich seit vier Jahren mit dem Thema. Er gibt einen Einblick in die aktuelle Debatte und die kontrovers diskutierten Abwehrmaßnahmen.
Bert Frisch: Ich würde mir einen Wal-Pal anschaffen und hinterherschleppen. Dabei handelt es sich um einen Pinger, der den Tieren ein Warnsignal sendet. Entwickelt hat die Technologie der Heikendorfer Meeresbiologe-Professor Dr. Boris Culik. Allerdings ist unser Kutter ‚Heimkehr‘ ein spezielles, seht stabiles Boot. Ich fürchte, wenn ein Orca dort ins Ruder beißt, muss er nachher zum Zahnarzt.
Nein, ich vor allem nachts nicht. Es gibt dort auch Stellnetze. Ich würde den normalen Kurs nehmen, weiter draußen. Von der Küste gehen mir zu viele Gefahren aus.
Ja, das ist so. Ich habe jüngst erst mit einem Segler gesprochen, der ins Mittelmeer möchte und nun den Canal du Midi als Route von der Biskaya dorthin wählt. Die Orcas sind ein Risiko und machen Angst, das ist leider so.
Es gibt leider keine verlässliche Statistik. Aber ein Blick ins AIS-Portal Marinetraffic genügt, um zu sehen, wie viele Yachten dort langsegeln. Tausende werden also nicht angegriffen. Ein riesiger Prozentsatz kommt ungeschoren davon.
Den Eindruck habe ich, aber das ist nicht belegt. Bei Trans Ocean sind etwa 2500 Schiffe in Fahrt, von denen wir immer wieder Rückmeldungen bekommen. Von denen habe ich nicht den Eindruck, dass es deutlich mehr geworden ist. Das Problem wird aber immer stärker kommuniziert. Viele Crews haben große Angst davor, die möchte ich gern nehmen. Meine persönliche Meinung ist wie gesagt, dass ein Wal-Pal eine effektive und gleichzeitig harmlose Methode ist. Darüber gibt es mittlerweile viele positive Erfahrungsberichte. Die Frequenz mit der das Gerät arbeitet ist auf die iberischen Orcas abgestimmt.
Die Leute erfinden alles Mögliche. Manches geht ein bisschen weit, etwa der Vorschlag, Spikes ans Ruderblatt zu schrauben. Die Diskussion kocht hoch, vergleichbar mit der über Angriffe von Wölfen an Land. Unsinn sind Spekulationen über die Farbe des Antifoulings. Oder der Vorschlag Sand oder Diesel ins Wasser zu kippen. Vieles, was diskutiert wird, würde ich nicht empfehlen, weil es Tierquälerei ist. Anfangs hieß es, man soll alles ausmachen, Motor und Echolot, und sich ‚tot stellen‘. Mittlerweile heißt es: Hebel auf den Tisch und wegfahren. Lärm machen. Das soll die Tiere abschrecken. Dafür gibt es auch weitere Beispiele.
Es hat in Alaska mal einen Ölunfall gegeben, nach dem Wale aus der betroffenen Bucht ferngehalten werden sollten. Dazu hat man Stahlrohre ins Wasser hängen lassen und darauf gehämmert, um Lärm unter Wasser zu verbreiten und die Tiere so abzuschrecken. Das hat funktioniert.
Es wäre gut, wenn die Wissenschaft herausfände, warum die Tiere das machen. Das wäre die Basis für weiteren Schritte.
Weiterführende Informationen: Auf orcas.pt findet sich eine Karte mit aktuellen Vorfällen sowie Verhaltenstipps. Eigene Walbegegnungen können dort zudem gemeldet werden. Auf orcaiberica.org gibt es ebenfalls Orca-News, Hintergründe und eine Karte.