Morten Strauch
· 02.03.2023
Gebaut zum Siegen – zurückgekommen, um zu bleiben: Der Eintonner „Okyalos“ von X-Yachts ist nach 32 Jahren bewegter Geschichte zurück im dänischen Haderslev
Ich würde eher sagen, zurück in die Zukunft! Mit der „Okyalos“ kommt schließlich die ausgereifteste X-Yachts aller Zeiten zurück in die Werfthallen nach Haderslev. Dort lief sie vor 32 Jahren vom Stapel. Kein Schiff wurde zuvor und auch nie wieder danach so aufwändig, detailversessen und ohne Budgetlimitierung bei uns gebaut wie dieser Eintonner.
Den Auftrag für diese Yacht bekamen wir von Yiannis Kostopoulos, der alle Dreivierteltonner-Regatten mit seiner X gewonnen hatte. Er suchte nach einer neuen Herausforderung. Also schlugen wir ihm vor, die Klasse zu wechseln und ihm einen Eintonner für die WM 1990 in Marstrand zu bauen. Da Geld keine Rolle spielte, konnten wir uns austoben und mit den besten Materialien arbeiten, die auf dem Markt zu haben waren. So waren alle Beschläge aus Titan, und wir arbeiteten mit Prepreg-Carbon, also mit Kohlefasergelegen, die mit Epoxidharz vorgetränkt waren. Das war damals Raketentechnik im Bootsbau. Heute noch werden Racing-Yachten genauso gebaut wie bei uns vor 32 Jahren.
Nein, natürlich nicht! „Okyalos“ war ja ausschließlich gebaut worden, um Regatten zu gewinnen. Gleich im ersten Jahr siegte sie bei der WM in Marstrand. 1991 hat das französische Corum-Team mit ihr den Admiral’s Cup gewonnen (als eines von drei Booten im Team, Anm. d. Red.). Damit war unsere Mission erfüllt! Die heutigen X-Yachten sind mit ihr gar nicht vergleichbar. Das sind Serienboote, die neben ihrer Performance gute Cruising-Eigenschaften besitzen müssen. Ein Boot wie die „Okyalos“ hingegen baut man nur einmal im Leben.
Ein Boot wie die ‘Okyalos’ baut man nur einmal im Leben.”
In unserer Entwicklungsabteilung hatte ich einen vier Quadratmeter großen Raum gebaut, den ich mit einem Saunaofen auf 80 Grad aufheizen konnte. Darin habe ich unter anderem mit Vakuum-Infusion, Sandwich-Laminaten mit Wabenstruktur und mit Prepreg-Carbon experimentiert. Das waren im Wortsinn heiße Zeiten! Zum Abkühlen konnte ich danach in einen Tiefkühl-Container wechseln, in dem das Carbon gelagert werden musste.
Die letzten 22 Jahre hatte sie einen deutschen Eigner. Sie lag bei Knierim am Nord-Ostsee-Kanal. Ich hatte schon länger ein Auge auf sie geworfen. Als sie plötzlich zum Verkauf stand, bin ich ins Auto gesprungen, nach Kiel gefahren und habe sie gekauft. Zurück in Dänemark, habe ich alle zwischenzeitlich erfolgten Umbauten zurückgebaut, um sie wieder in ihren Originalzustand zu versetzen.
Hauptsächlich wird sie im Ausstellungsraum zu sehen sein, zusammen mit der Baunummer eins der X-79, die wir ebenfalls zurückgekauft haben. Für unsere Kunden und Händler ist das Geschichte zum Anfassen. Aber einmal im Jahr sollen die Boote zurück in ihr Element und zeigen, was sie noch draufhaben. Alsen oder Fünen rund würden sich dafür gut anbieten.