Werftgeschichte zum AnfassenBirger Hansen, warum holt X-Yachts die “Okyalos” zurück?

Morten Strauch

 · 02.03.2023

Werftgeschichte zum Anfassen: Birger Hansen, warum holt X-Yachts die “Okyalos” zurück?Foto: X-Yachts A/S
Birger Hansen: Der Komposit-Spezialist und passionierte Segler ist einer der drei Gründer von X-Yachts und maßgeblich am Erfolg der frühen X-Yachten beteiligt. Die letzten Jahre beschäftigte er sich vornehmlich mit der Restaurierung alter Erfolgsmodelle der Werft

Gebaut zum Siegen – zurückgekommen, um zu bleiben: Der Ein­tonner „Okyalos“ von X-Yachts ist nach 32 Jahren bewegter Geschichte zurück im dänischen Haderslev

Sag mal, Birger, segelt ihr in die Vergangenheit?

Ich würde eher sagen, zurück in die Zukunft! Mit der „Okyalos“ kommt schließlich die ausgereifteste X-Yachts aller Zeiten zurück in die Werfthallen nach Haderslev. Dort lief sie vor 32 Jahren vom Stapel. Kein Schiff wurde zuvor und auch nie wieder danach so aufwändig, detailversessen und ohne Budgetlimitierung bei uns gebaut wie dieser Eintonner.

Was war damals das Besondere an diesem Boot?

Den Auftrag für diese Yacht bekamen wir von Yiannis Kostopoulos, der alle Dreivierteltonner-Regatten mit seiner X gewonnen hatte. Er suchte nach einer neuen Herausforderung. Also schlugen wir ihm vor, die Klasse zu wechseln und ihm einen Eintonner für die WM 1990 in Marstrand zu bauen. Da Geld keine Rolle spielte, konnten wir uns austoben und mit den besten Materialien arbeiten, die auf dem Markt zu haben waren. So waren alle Beschläge aus Titan, und wir arbeiteten mit Prepreg-Carbon, also mit Kohlefasergelegen, die mit Epoxidharz vorgetränkt waren. Das war damals Raketentechnik im Bootsbau. Heute noch werden Racing-Yachten genauso gebaut wie bei uns vor 32 Jahren.

Die “Okyalos” wird in Haderslev ausgestellt, soll aber einmal pro Jahr auch zu Wasser gelassen werdenFoto: YACHT/N. Krauss
Die “Okyalos” wird in Haderslev ausgestellt, soll aber einmal pro Jahr auch zu Wasser gelassen werden

Das heißt im Umkehrschluss, dass die Boote von X-Yachts seither schlechter geworden sind?

Nein, natürlich nicht! „Okyalos“ war ja ausschließlich gebaut worden, um Regatten zu gewinnen. Gleich im ersten Jahr siegte sie bei der WM in Marstrand. 1991 hat das französische Corum-Team mit ihr den Admiral’s Cup gewonnen (als eines von drei Booten im Team, Anm. d. Red.). Damit war unsere Mission erfüllt! Die heutigen X-Yachten sind mit ihr gar nicht vergleichbar. Das sind Serienboote, die neben ihrer Performance gute Cruising-Eigenschaften besitzen müssen. Ein Boot wie die „Okyalos“ hingegen baut man nur einmal im Leben.

Ein Boot wie die ‘Okyalos’ baut man nur einmal im Leben.”

Wie kann man sich das Experimentieren mit neuen Materialien vor über 30 Jahren vorstellen?

In unserer Entwicklungsabteilung hatte ich einen vier Quadratmeter großen Raum gebaut, den ich mit einem Saunaofen auf 80 Grad aufheizen konnte. Darin habe ich unter anderem mit Vakuum-Infusion, Sandwich-Laminaten mit Wabenstruktur und mit Prepreg-Carbon experimentiert. Das waren im Wortsinn heiße Zeiten! Zum Abkühlen konnte ich danach in einen Tiefkühl-Container wechseln, in dem das Carbon gelagert werden musste.

Wo habt ihr „Okyalos“ eigentlich gefunden?

Die letzten 22 Jahre hatte sie einen deutschen Eigner. Sie lag bei Knierim am Nord-Ostsee-Kanal. Ich hatte schon länger ein Auge auf sie geworfen. Als sie plötzlich zum Verkauf stand, bin ich ins Auto gesprungen, nach Kiel gefahren und habe sie gekauft. Zurück in Dänemark, habe ich alle zwischenzeitlich erfolgten Umbauten zurückgebaut, um sie wieder in ihren Originalzustand zu versetzen.

Wird „Okyalos“ nun in den Ausstellungshallen in Haderslev liegen, oder geht sie zurück ins Wasser?

Hauptsächlich wird sie im Ausstellungsraum zu sehen sein, zusammen mit der Baunummer eins der X-79, die wir ebenfalls zurückgekauft haben. Für unsere Kunden und Händler ist das Geschichte zum Anfassen. Aber einmal im Jahr sollen die Boote zurück in ihr Element und zeigen, was sie noch draufhaben. Alsen oder Fünen rund würden sich dafür gut anbieten.


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