Wechsel vom KYC zum St. Francis Yacht ClubFelix Weidling, was zieht dich nach San Francisco?

Tatjana Pokorny

 · 14.02.2023

Wechsel vom KYC zum St. Francis Yacht Club: Felix Weidling, was zieht dich nach San Francisco?

Nach zehn Jahren zieht es Felix Weidling vom Kieler Yacht-Club weiter nach San Francisco. Was ihn dort als Regatta-Organisator erwartet, berichtet er im YACHT-Interview

Sag mal, Felix ...

... was zieht dich nach San Francisco?

Mein neuer Job. Douglas Slowan, ein US-Amerikaner, den ich aus Jury-Zeiten der Kieler Woche kenne und mit dem ich befreundet bin, gab mir den Tipp, dass der St. Francis Yacht Club einen Race Director sucht. Also habe ich mich beworben. Nach zwei Gesprächsrunden mit dem ehrenamtlichen Regattaausschuss und zwei Gehaltsrunden mit dem General Manager des Clubs habe ich die Zusage bekommen. Im Februar fange ich dort an.

Deine Familie geht mit. Ist euch die Entscheidung zum Umzug nach Kalifornien leichtgefallen?

Ja, so eine Chance bekommst du nur einmal im Leben. Und meine Frau ist reisefreudig, hat auch Lust dazu. Cedric ist 18 Jahre alt, er wird in Silicon Valley in Mountain View eine deutsche Schule besuchen, dort, wo Apple und Google zu Hause sind. Unser kleinerer Sohn Bo wird auf eine öffentliche amerikanische Schule gehen.

Du bist Immobilienfachwirt, hast in der Wassersportbranche unterschiedliche berufliche Erfahrungen gesammelt und zehn Jahre als Regattasekretär für den Kieler Yacht-Club gearbeitet. Beste Voraussetzungen für den neuen Job?

Das hoffe ich. Ich bin neben meinem Beruf ja auch selbst Regattasegler. 2007 hatte ich die Chance, mit dem deutschen America’s-Cup-Team in Valencia zu segeln. Ich habe den Atlantik überquert und war in diversen Bootsklassen im Einsatz.

Warum verpflichtet ein US-Verein eigentlich einen deutschen Regatta-Manager?

Sie haben sich nach zuletzt einigen Wechseln viel Erfahrung und Beständigkeit gewünscht. Ich bringe beides mit. Wir wollen gemeinsam erreichen, dass der St. Francis Yacht Club neben dem New York Yacht Club weiterhin einer der amerikanischen Top-Vereine bleibt.

Dein neuer Arbeitgeber ist einer der fünf größten US-Segelvereine, richtig?

Ja, es ist ein eindrucksvoller Club mit 98 Angestellten, allem Drum und Dran und einem großen Restaurant an der Waterfront der Bay Area. Die Amerikaner lieben das „Socialising“, das in Deutschland manchmal etwas kurz kommt. Von den rund 3.000 Mitgliedern segeln nur etwa 800. Aber alle nutzen den Verein, kommen gerne zusammen, treffen Freunde, gehen gemeinsam essen. Der St. Francis Yacht Club ist ein Ort der Zusammenkunft.

Und was hat er sportlich zu bieten?

Eine Menge! Herzstück ist die alljährliche Rolex Big Boat Series im September. Das ist deren kleine Kieler Woche. In diesem Jahr kommt als Sonderveranstaltung die 505er-WM dazu. Im Mai richten wir mit dem SailGP-Finale das One-Million-Dollar-Rennen aus. Für die Zukunft geht es strategisch darum, welchen interessanten Klassen wir einen tollen Austragungsort bieten können.

Was nimmst du aus Kiel mit in den neuen Job?

Ohne die starken und prägnanten Mentoren, die ich in meiner Zeit beim Kieler Yacht-Club hatte, würde ich diese Chance nicht nutzen können. Ich bin meinen Wegbegleitern sehr dankbar und hoffe auf ein Wiedersehen in meinem neuen Club. Dem KYC bleibe ich auf jeden Fall als Mitglied erhalten.

Zur Person: Das ist Felix Weidling

Felix Weidling (45) löste 2009 den Regattasekretär Roland Rademacher ab und begann mit der Organisation der Regatten für den Kieler Yacht-Club. Neben den jährlich wiederkehrenden Regatten, wie Maior, Young Europeans Sailing, BlueRibbonCup und natürlich der Kieler Woche organisierte Felix Weidling auch Welt- und Europameisterschaften im KYC.

Weidling war als Hauptamtlicher Mitarbeiter des Clubs auch Mitglied des Regattaausschusses. Hier werden Regatten ausgeschrieben, Fördergelder organisiert und die Segler und Trainer vor, während und nach der Regatta betreut. Auch auf dem Messestand der Kieler Woche auf der boot war Felix Weidling immer dabei.

„Mein oberstes Ziel war es, die maximalste Unterstützung unseren ehrenamtlichen Helfern zu geben, damit jede einzelne Regatta ein Erfolg wird. Ohne dem starken Engagement des Ehrenamtes funktioniert keine Regatta“ beschreibt Weidling seine Aufgaben.

Traum-Arbeitsplatz: Mit Blick auf die berühmte Golden Gate Bridge wird Felix Weidling künftig das Regatta-Geschehen des St. Francis Yacht Club verantworten.Foto: JILL CLARDY/stock.adobe
Traum-Arbeitsplatz: Mit Blick auf die berühmte Golden Gate Bridge wird Felix Weidling künftig das Regatta-Geschehen des St. Francis Yacht Club verantworten.

Der St. Francis Yacht Club ist 2028 Olympia-Schauplatz

Der 1927 gegründete St. Francis Yacht Club richtet pro Jahr rund 140 Regatta-Tage aus, darunter Fleet-Race-Regatten, Match-Race-Regatten, Mittwochabend-Regatten und Kite Nights. Highlight sind die Rolex Big Boat Series im September. Hier treten etwa 100 Yachten in 7 Bootsklassen gegeneinander an. Die Veranstaltung feiert 2024 ihr 60-jähriges Jubiläum, was mit einem Überraschungsmoment flankiert wird. Ein anderes zu organisierendes Spitzen-Event wird das Tourfinale der SailGP-Serie im Mai sein. Eine besondere Herausforderung für Felix Weidling werden die Kite-Disziplinen der Olympischen Sommerspiele 2028 sein, die in der Bucht von San Francisco ausgetragen werden. “Es ist sehr schade, dass unsere 2024er Olympia-Bewerbung erfolglos war. Deshalb freue ich mich, bei “LA28” dabei zu sein!” schwärmt Weidling.

Der Club zählt rund 3.000 Mitglieder und verfügt über ein großzügiges Clubhaus direkt an der Waterfront der Bay Area mit Blick auf die Golden Gate Bridge und die Gefängnisinsel Alcatraz. Im Inland besitzt der Club eine eigene Insel „Tinsley“, die als Ausflugsziel vieler Clubmitglieder genutzt wird. Berühmtes St. FYC-Mitglied ist Paul Cayard, der bereits fünf America’s Cup-Teilnahmen und zwei Olympische Spiele in seiner Karriere verzeichnet.


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