YACHT-Redaktion
· 09.02.2023
Die ORC-WM in Kiel hat das Zeug zum Sommermärchen 2023. WM-Segelchef Eckart Reinke berichtet im YACHT-Interview über die Vorbereitungen
Ich bin sicher, dass wir die 100 knacken. Der Trend wird sich im Frühjahr schnell abzeichnen. Wir werden intensiv um attraktive Boote und tolle Typen kämpfen. Entscheidend ist aber die Werbung von Team zu Team: Segler sind untereinander die besten Motivatoren.
Das ist die Frage, die uns alle bewegt. In Porto Cervo oder beim New York Yacht Club gibt es kein Klasse-A-Problem, aber in Nordeuropa schon. Ich bin jetzt 25 Jahre dabei, kann sagen, dass die Schiffe über einen langen Zeitraum immer größer geworden sind. Früher war ein 40-Fuß-Boot groß, heute ist es ein Klasse-B-Boot. Alles ist aufwändiger und teurer geworden. Die Szene der großen Schiffe hat sich professionalisiert und bedient sich an ausgewählten Regatten im Mittelmeer, was wegen der hohen Tageskosten auch mit dem guten Wetter zu tun hat …
Darüber wird viel nachgedacht. Die Nordeuropäer treffen sich regelmäßig in einer Gruppe, der ich auch angehöre. Eine Neueinteilung ist momentan aufgrund der gewollten internationalen Vergleichbarkeit nicht durchsetzbar.
Zurzeit ist das so. Was die Leistungen der Besten im Kampf um den Titel keineswegs schmälert. Sie kämpfen trotzdem auf höchstem Niveau um Titel und Podiumsplätze und sorgen für einen attraktiven Wettbewerb.
Das ist eine Sonderregel für Kiel, ein Angebot von uns an die Segler. Wir haben es hart gegen den ursprünglichen ORC-Willen erkämpft und sind stolz darauf. Damit haben auch kleinere Boote die Chance, an der WM teilzunehmen. Sie haben sonst ihre eigene WM.
Das ORC ist in Zusammenarbeit mit dem Kieler Yacht-Club Veranstalter. Eckhard von der Mosel ist Gesamtleiter, kümmert sich ums Große und Ganze an Land. Ich bin als Principal Race Officer für die Gesamtabläufe auf dem Wasser verantwortlich. Wir werden zwölf Vermesser mit einem knappen Dutzend Helfer haben, eine sechsköpfige internationale Jury, drei volle Wettfahrtleiterteams mit jeweils 14 Leuten und weitere Helfer.
Ich denke, es wird sportlich eine der anspruchsvollsten oder sogar die herausforderndste Weltmeisterschaft, die es je gab. Bislang gab es bei WMs nur entweder Inshore- oder Offshore-Tage, für die man sein Boot optimieren konnte. Wir kombinieren neben der Langstrecke über Nacht kurze Inshore- und Küstenrennen an einem Tag, wie schon in Kiel getestet. Das ist neu. Mehrere Regatten vor der WM wie Maior, Kieler Woche, Travemünder Woche oder auch die Deutsche Seesegel-Meisterschaft bieten viele Chancen, das neue System kennenzulernen.
Voraussichtlich wie ein großes M: Es geht von Kiel den Kleinen Belt hoch, wieder runter durch den anspruchsvollen Svendborgsund, im Großen Belt wieder hoch, unter der Brücke durch und zurück nach Kiel. Kein Boot sollte länger als 36 Stunden unterwegs sein.