Spesenbetrug bei “The SeaCleaners”Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Yvan Bourgnon

YACHT-Redaktion

 · 11.12.2023

Erneuter Ärger für Yvan Bourgnon: Seine Organisation „The SeaCleaners“ wirft ihm finanzielle Unregelmäßigkeiten vor
Foto: The SeaCleaners
Gegen Yvan Bourgnon, Weltumsegler und Gründer der Organisation “The SeaCleaners”, laufen Ermittlungen wegen Spesenbetrugs und Vertrauensmissbrauchs. Er ist inzwischen von seinen Ämtern zurückgetreten

Erneuter Ärger für Yvan Bourgnon: Dem Extremsegler und Gründer der Organisation „The SeaCleaners“ werden vom Vorstand der Umweltorganisation finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen, die von einer unabhängigen Rechnungsprüfung bestätigt wurden. Das geht aus einem Bericht der „Neuen Zürcher Zeitung“ hervor. In einer Stellungnahme der Organisation heißt es, die Untersuchung habe ergeben, dass der Schweizer Ausgaben getätigt habe, die nicht mit der Satzung und den Statuten des Vereins vereinbar seien. Daraufhin habe sich der Vorstand neu konstituiert und ein Disziplinarverfahren gegen den bisherigen Präsidenten der Organisation eingeleitet.

Doch noch bevor der Disziplinarrat zu einer Aussprache mit ihm zusammenkommen konnte, habe Bourgnon den Rücktritt von all seinen Ämtern erklärt. Außerdem ermittle die Staatsanwaltschaft Lorient nun wegen „Vertrauensmissbrauchs“. Bourgnon streitet die Vorwürfe ab und spricht von einer geschickt inszenierten Meuterei gegen ihn.

Yvan Bourgnon soll bei Dienstwohnung und Spesen betrogen haben

Wie die NZZ weiter berichtet, habe eine Recherche der französischen Tageszeitung “Libération” die Affäre ans Licht gebracht. Demnach habe die Pariser Dienstwohnung, die ausschließlich von Yvan Bourgnon und seiner Familie genutzt worden sei, Kosten von 130.000 Euro verursacht. Außerdem seien weitere 279.000 Euro für “offensichtlich überfakturierte Leistungen” zugunsten von Bourgnons Lebensgefährtin angefallen. Darüber hinaus seien Spesenabrechnungen unvollständig gewesen, und “The SeaCleaners” habe Tausende Bücher von Bourgnon aufgekauft.

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Yvan Bourgnon selbst äußert sich in einem Statement bei Facebook. Darin bestätigt er laut NZZ die Vorwürfe und gibt an, das Vertrauen zu den Vorstandsmitgliedern habe sich nach und nach verschlechtert. “Die Meuterei wurde geschickt inszeniert, und ich bin nun gezwungen, das Schiff zu verlassen”, wird er zitiert.

Prozess wegen Betrug bei der Nordwest-Passage mit dem Kat

Schon 2022 stand der heute 52-Jährige vor Gericht. Damals ging es um seine Durchquerung der Nordwestpassage mit einem Sport-Kat im Jahr 2017. Der Filmregisseur Pierre Guyot, der einen Film über die Fahrt machen wollte, warf dem Segler Betrug vor. Er war von den Aufnahmen der am Katamaran von ihm angebrachten Kameras enttäuscht, auch das Tracking hatte Lücken. Laut Bourgnon habe dies jedoch ausschließlich technische Ursachen gehabt.

Im Strafverfahren gab Bourgnon dann schließlich zu, nicht darüber berichtet zu haben, dass ihm bei der Passage geholfen worden war. Neben Schlepp-Hilfe und anderer Unterstützung habe er während der 70 Tage seiner Überfahrt auch Pausen eingelegt. Er sagte dazu: “Ich habe im Hotel übernachtet, na und? Sollte ich deshalb aufgeben?” Am Ende musste Bourgnon dem Filmemacher 14.000 Euro Schadenersatz zahlen.

SeaCleaners will mit dem “Manta” Plastik aus dem Meer fischen

Bekannt geworden ist Yvan Bourgnon durch seinen Sieg 1997 beim Transat Jacques Vabre und seine Weltumsegelung mit einem Katamaran von 2013 bis 2015. „The SeaCleaners“ wurde 2016 von ihm gegründet, nachdem er bei seiner Weltumsegelung von der Menge des Mülls in den Ozeanen schockiert war. Die NGO bekämpft Plastikverschmutzung sowohl im Meer als auch an Land durch korrektive und präventive Maßnahmen, wie etwa Sammelaktionen, Sensibilisierung für das Problem und Forschung. Aushängeschild der Organisation ist der Hochseekatamaran “Manta”, ein innovatives Schiff mit einer Fabrik an Bord. “Dieser Ozeanriese wird das erste Hochseeschiff sein, das in der Lage ist, schwimmenden Meeresmüll in großen Mengen zu sammeln und zu verarbeiten, bevor er fragmentiert und dauerhaft in das das marine Ökosystem gelangen kann”, heißt es von der Organisation.

Die “Mobula 8” sammelt vor Bali Plastikmüll aus dem MeerFoto: The SeaCleanersDie “Mobula 8” sammelt vor Bali Plastikmüll aus dem Meer

Im Frühjahr 2023 wurde die “Mobula 8”, eine kleinere Version für Küsten- und Binnengewässer, vor Bali in Betrieb genommen. Das Schiff kann nach Angaben von „The SeaCleaners“ in der Stunde bis zu 15.000 Quadratmeter Wasseroberfläche von Plastikteilchen und Mikroplastik reinigen und bis zu 2,45 Tonnen davon an Bord aufnehmen. Durch ihr geringes Eigengewicht und ihre überschaubare Größe kann sie zudem auf dem Landweg transportiert und auf diese Weise schnell an ihre jeweiligen Einsatzorte gebracht werden.


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