Philipp HympendahlÜber das Scheitern und neue Pläne - “Ich habe meinen Frieden gemacht!”

Fabian Boerger

 · 04.07.2025

Philipp Hympendahl: Über das Scheitern und neue Pläne - “Ich habe meinen Frieden gemacht!”Foto: Philipp Hympendahl
Statt um die Welt segelte er mit seiner “African Queen” über den Atlantik und zurück.
Philipp Hympendahl wollte bei der Global Solo Challenge einhand um die Welt, doch der Plan ließ sich trotz mühevoller Vorbereitung nicht umsetzen. Im Interview spricht er über die Gründe und das, was geblieben ist.

Herr Hympendahl, Sie wollten 2023 an der Global Solo Challenge teilnehmen, mussten das Projekt allerdings vorzeitig abbrechen. Warum?

Die Zeit war knapp, das wussten wir. Das Budget war es leider auch und mit kleinem Budget kann man in kurzer Zeit keine großen Probleme lösen – und genau die haben wir bekommen. Es war eine Verkettung von Ereignissen, in dessen Kern eine betrügerische Verschleierung eines Vorschadens an dem gekauften Boot war und ein Werftbesitzer, in dessen Halle mein Boot zum Refit stand, der mir jeden Knüppel in den Weg geschmissen hat, den er finden konnte. Natürlich habe ich auch selbst Fehler gemacht.

“Ich wollte nach vorne gucken”

Was machte das mit Ihnen?

Ich war am Boden zerstört, meine Welt brach zusammen. Ich war finanziell ruiniert, machte mir selbst Vorwürfe und fiel zunächst in ein großes Loch. Aber anstatt mich auf jahrelange Rechtsstreitigkeiten einzulassen, wollte ich einen Schnitt machen und nach vorne gucken. Mit meinem alten Boot bin ich dann Low Budget in die Karibik und zurück gesegelt, das war die richtige Entscheidung.

Wie blicken Sie heute auf das Projekt?

Ich bin keiner der zurückschaut und bereut. Ich habe viel gelernt und ich bin trotzdem stolz auf den Mut, den ich aufgebracht habe. Es braucht bei großen Projekten auch Glück. Mir war das Glück bisher auf dem Wasser immer treu, dort kann man fast jedes Problem selbst lösen, aber eine Segelkampagne wird bis zum Start an Land entschieden.

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Keine Deutschen bei “Round the World”-Regatten

Was hat das Scheitern für eine Bedeutung für Sie?

Da ich sehr ehrgeizig bin und auch etwas in der Öffentlichkeit stand, hat es schon sehr wehgetan. Vor allem hat es mir für meine ehrenamtlichen Helfer in meinem Team leidgetan. Aber rückblickend muss ich sagen, dass ich mir persönlich keine zu großen Vorwürfe mache, denn ich hatte auch keine große Unterstützung erfahren, und wahrscheinlich haben wir aus den Möglichkeiten fast das Beste gemacht.

Wie gefällt Ihnen dieser Artikel?

Für mich war es auch ein Experiment hinsichtlich der Frage, warum es keine deutschen Teilnehmer bei „Round the World“-Regatten gibt? Ich dachte, es läge vor allem daran, dass wir keine abenteuerhungrigen, verrückten Segler hätten, aber wir haben auch keine mutigen und begeisterungsfähigen Investoren. Die Deutschen sind zögerlich, sie warten ab und schauen, ob es erfolgreich wird, dann wollen sie dabei sein. Aber so funktioniert es nicht.

Auf seinem YouTube-Kanal berichtet er regelmäßig über seine Projekte:

Eine Mischung aus kleinen Sponsoren und Unvernunft

Welche Lehren ziehen Sie rückblickend aus dem gescheiterten Projekt?

Ich hatte Zeit, mir Gedanken zu machen und herauszufinden, ob ich das wirklich will und warum. Nach meiner Atlantikrunde weiß ich auch, dass ich sehr gut allein zurechtkomme und ich habe gelernt, dass man auch an Land mit so einem Projekt fast allein ist.

Ich glaube fest daran, dass meine Kampagne eine tolle Story für einen Sponsor wäre, aber ich habe es nicht in der Hand. Daher plane ich jetzt anders und muss schauen, ob ich es mit einer Mischung aus kleinen Sponsoren und großer Unvernunft, was die eigene Altersversorgung angeht, hinbekomme. Aber ich habe meinen Frieden mit jedem Ausgang dieser Geschichte gemacht.

Was steht als Nächstes an?

Details werde ich zu diesem Zeitpunkt nicht verraten. Einmal öffentlich zu scheitern ist noch verzeihlich, aber ich habe ja dazugelernt. Ich möchte mehr bei mir sein und das Segeln in den Fokus stellen und nicht, das darüber reden.

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