Nach Havarie im HafenAndrew Bedwell plant neue Mini-Yacht für Atlantik-Überquerung

Max Gasser

 · 04.10.2023

"Big C" beim vergangenen Rekordversuch noch unter Segeln
Foto: Facebook/Big C Atlantic Challenge
Impressionen der alten “Big C” sowie Messungen und Pläne für den Neubau
Noch im Mai stand Andrew Bedwell buchstäblich vor einem Scherbenhaufen – sein Ein-Meter-Boot “Big C”, mit dem er über den Atlantik wollte, zerschellte im Hafen. Jetzt hat der unaufhaltsame Brite über die mutmaßliche Ursache für das Unglück aufgeklärt und kündigt einen Neubau an

Mit der “Big C” wollte der Brite Andrew Bedwell die 1.900 Seemeilen lange Überquerung des Nordatlantiks wagen und einen Weltrekord aufstellen. Entsprechend emotional fiel das am 29. Mai in den sozialen Medien geteilte Video aus, in dem er erklärte, dass der nur knapp mehr als einen Meter lange Mikrokreuzer beim Auskranen zu Boden gekracht und nicht mehr zu retten sei.

Im kurzen Clip zu sehen war der in Tränen aufgelöste 49-Jährige, jedoch kein Bild- oder Videomaterial vom Vorfall oder der zerstörten “Big C”. Daran hat sich bis heute nichts geändert – Bedwell will sie nicht veröffentlichen und gibt damit Rätsel auf. Er habe keine Fotos gemacht, auch um die Beteiligten nicht um ihren Job zu bringen, erklärt er in seinem neuesten Video. Allerdings geht er in diesem auch auf die sehr unglücklich aneinandergereihten Umstände ein, die letztlich zum Scheitern führten.

Laut Bedwell: Das war der Grund für den Wassereinbruch auf der “Big C”

Denn als der Rekordversuch mit der Mikroyacht bereits lief und er auf dem Atlantik unterwegs war, bemerkte der Skipper trotz zahlreicher Tests im Vorfeld einen Wassereinbruch und ließ sich zurück in den Hafen schleppen. Dort lag das Boot über Nacht und wurde dann laut Bedwell durch das eingedrungene Wasser mit über einer halben Tonne zusätzlicher Last ausgekrant. Zunächst sprach Bedwell davon, dass die Aufhängungen gebrochen seien, da keine Gurte unter den Rumpf gelegt werden konnten. In einem schriftlichen Statement heißt es dagegen, die Seile, an denen das Boot hing, seien gerissen.

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Doch wie konnte es bei solch einem Vorhaben überhaupt zum Wassereinbruch kommen? Bedwell erklärt in einem Video, dass ein wichtiger durchgehender Bolzen vor dem Start ausgetauscht werden musste. Diese Arbeit wurde jedoch von seinem Team durchgeführt, weshalb er nicht bemerkte, dass der neue über die gesamte Länge mit einem Gewinde versehen war. Dennoch will er keinen seiner Mitstreiter beschuldigen: “Es war meine Schuld, ich hätte es machen sollen.” Denn so konnte laut Bedwells Theorie durch die Einkerbungen des Gewindes von unten Wasser auch durch Dichtungen hindurch eindringen. “Ich hätte das Wasser zwar ständig abpumpen können, aber zu meiner Frau habe ich immer gesagt, dass ich umkehren werde, wenn ich mit etwas nicht zufrieden bin”, erklärt er den Abbruch. Dann folgten die ebenso dramatischen wie rätselhaften Ereignisse bis zum Ende von “Big C”.

In seinem emotionalen Statement ebenfalls offen gelassen hatte Bedwell, wie es nun mit dem Projekt weitergehen wird. Viele hatten ihn in der Kommentarspalte aufgemuntert und Trost gespendet, andere deuteten den Vorfall allerdings auch als ein Zeichen, die Überfahrt aus Sicherheitsgründen besser nicht noch einmal anzutreten. Doch keine Woche nach dem vermeintlichen Totalschaden der ersten Mikroyacht kündigte Bedwell an, weitermachen zu wollen. Wenig später nahm er voller Tatendrang bereits erste Maße und fertigte Bleistiftskizzen für den Neubau an.

Pläne für den Neubau “Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich es diesmal mit Aluminium versuchen sollte.”

Denn es soll sich nicht um eine Kopie der ersten Version handeln, und das, obwohl diese vom Skipper selbst – abgesehen vom Fauxpas beim Rekordversuch – stets als technisch einwandfrei präsentiert wurde. Warum der 49-jährige Abenteurer nun also neue Wege einschlagen will, ist unklar. Für die Atlantik-Überquerung mit der “Big C” hatte Bedwell mit Geschwindigkeiten bis zu 2,5 Knoten gerechnet. Ein möglicher Grund für die neuen Ansätze könnte also sein, den Mikrokreuzer mit den gemachten Erfahrungen im Hinblick auf ihre Performance zu verbessern. Denn die neue Rekordyacht soll eine deutlich veränderte Gestalt annehmen und aus Aluminium gefertigt sein. Auf die Frage, warum er nicht bei GFK bleiben wolle, antwortete Bedwell in den Facebook-Kommentaren so: “Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich es diesmal mit Aluminium versuchen sollte.”

Neben Material und Rumpfform strebt der Brite auch ein anderes Konzept für den Kiel an. Welches genau, weiß er allerdings selbst noch nicht. Der Neubau wird also noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, ein neuer Starttermin ist noch nicht bekannt. Bisheriger Weltrekordhalter ist der US-Amerikaner Hugo Vihlen, der den stürmischen Nordatlantik im Jahr 1993 mit einer Mikroyacht, die gerade einmal 162 Zentimeter Rumpflänge aufwies, überquerte. Bedwell hat sich in den Kopf gesetzt, nicht einfach nur eine neue Bestmarke aufzustellen, die bei nächster Gelegenheit wieder um wenige Zentimeter unterboten wird. Sein Rekord soll für die Ewigkeit nach Großbritannien gesegelt werden.

Im YACHT-Interview vor dem ersten Versuch sprach er unter anderem davon, wie er sich unterwegs ernähren, fit halten und schlafen will.


Andrew Bedwell erklärt den Wassereinbruch:

Das emotionale Video nach dem Ende von “Big C”:

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