MikroseglerYann Quenet kämpft sich durch den Osten Kanadas

Morten Strauch

 · 09.09.2025

Yann Quenet auf seiner Mikroyacht "Baluchon"
Foto: Yann Quenet
Die zweite Weltumsegelung von Mikrosegler Yann Quenet läuft weiterhin wie geplant. Auch der gewaltige Sankt-Lorenz-Strom in Ostkanada kann den minimalistischen Bretonen nicht von seinen ehrgeizigen Plänen aufhalten. Im Gegenteil, er segelt auf einer Regatta mit.

Bereits Yanns Quenets erste Weltumsegelung war historisch. Niemand hatte zuvor den Globus mit einem vier Meter langen Sperrholzboot umrundet. Der Franzose war drei Jahre lang mit seiner „Baluchon“ im Schneckentempo unterwegs, wobei seine längste Nonstop-Strecke 77 Tage dauerte. Ohne Regenwasser wäre er verdurstet.

Seit Juni 2024 ist der kauzige Franzose wieder mit „Baluchon“ unterwegs und nach Zwischenstopps auf den Kapverden und in Martinique mittlerweile in Québec angekommen. Über WhatsApp erreichte uns die knappe Nachricht: „Ich bin derzeit dabei, mühsam den Sankt-Lorenz-Strom hinaufzusegeln. Den Winter werde ich in einer Hütte verbringen, um im nächsten Frühjahr mit einem Auto und „Baluchon“ auf dem Dach die Pazifikküste anzusteuern. Dann werde ich wieder Segel setzen und weiter nach Westen segeln.“

Dass Quenet für jeden Spaß zu haben ist, zeigt er, als er spontan bei einer Clubregatta des Segelvereins in Rimouski mitmacht. Der Mikrosegler zieht dabei auch die Aufmerksamkeit der lokalen Fotografin Mélanie Joncas auf sich, die die Regatta dokumentiert und noch nie zuvor ein so "niedliches Boot" gesehen hat.

Doch der Sankt-Lorenz-Strom ist auch für Quenet und „Baluchon“ bei weitem kein Kinderspiel. Insbesondere die Einfahrt in den Saguenay River treibt dem Abenteuerlustigen einige Schweißperlen auf die Stirn, wie er auf seinem YouTube-Kanal berichtet:

„Der Saguenay ist ein großer Fluss, über 100 Kilometer lang und sehr tief. Bei Ebbe fließt das ganze Wasser in den Sankt-Lorenz-Strom. Das erzeugt ziemlich beeindruckende Strömungseffekte, sodass ich mir ordentlich die Arschbacken zusammenkneifen musste. Ich hätte gerne noch ein bisschen gefilmt, aber ich konnte das Ruder einfach nicht aus der Hand geben. Sie nennen es hier ‘la Marmite’: Es gibt viele kleine pyramidenförmige Wellen, und es ist ein bisschen so, als würde man auf ein Riff fahren. Das ist ziemlich verrückt – ich bin überrascht, dass ich es bis hierhin geschafft habe!“

Nach seiner Exkursion auf dem Saguenay River setzt Mikrosegler Quenet seine Fahrt auf dem Sankt-Lorenz-Strom bis nach Québec City fort, wobei er nur “kleine Flohsprünge macht und manchmal gar rückwärts segelt”.


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Das Saguenay-Marmit-Phänomen

​Das Saguenay-Marmit-Phänomen ist eine geologische Formation, erkennbar an kreisförmigen Vertiefungen im Gestein, die durch die Erosion reißender Flüsse entstehen. Im Fluss Saguenay ist dieses Phänomen besonders auffällig, bedingt durch die starke Strömung und die Anwesenheit harter Steine, die den Erosionsprozess vorantreiben. Marmiten variieren von kleinen, runden Vertiefungen bis zu größeren, unregelmäßigen Formen und sind häufig in Flussbetten zu finden, wo die Strömung die Steine in kreisförmigen Mustern bewegt.

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