KielwasserEinar Husby über das Segeln mit halbem Rigg

Morten Strauch

 · 21.04.2023

Kielwasser: Einar Husby über das Segeln mit halbem RiggFoto: E. Husby
Gemütliches Fahrtensegeln ohne Groß: Im Land der Wikinger braucht es nicht viel, um die Freiheit unter Segeln auszukosten. Das Eignerpaar Siw und Einar Husby aus der Telemark setzt nur noch die Genua

Weil die Familie von Einar Husby immer größer wurde, musste auch mehr Platz an Bord geschaffen werden. Aus diesem Grund demontierte er eines Tages den Baum

Wie segelt man mit halbem Rigg?

Auf jeden Fall entspannt! Meine Frau und ich sind mittlerweile in Rente und wollen die Zeit auf unserer Jeanneau 41 so komfortabel wie möglich nutzen. Unsere Rollgenua reicht völlig aus, um von A nach B zu kommen. Wir haben nicht nur weniger Arbeit ohne Baum und Großsegel, sondern auch enorm viel Platz an Deck geschaffen. Neun Leinen wurden nicht mehr gebraucht und konnten mit den zugehörigen Umlenkern und Klemmen demontiert werden. Das Schiff war auf einen Schlag aufgeräumter und gleichzeitig um ein paar Stolperfallen bereinigt. Meine Frau war sofort begeistert!

Wie kamst du auf diese ungewöhnliche Idee?

In den vergangenen drei Jahren hatten wir das Groß nur fünfmal gesetzt und auch regelmäßig andere Boote gesehen, die nur mit einer Genua unterwegs waren. Was an Bord nicht gebraucht wird, kann runter – da war ich schon immer sehr pragmatisch. Außerdem hatte ich mir vor ein paar Jahren an Land das Genick gebrochen und mich mühsam zurück ins Leben trainiert. Es fühlt sich ganz gut an, wenn da im Cockpit überm Kopf nichts mehr hin und her schwingt.

Aber fehlt da nicht trotzdem irgendwie was?

Nein. Ich bin fast mein ganzes Leben lang auf kleinen alten Holzbooten mit wenig Komfort gesegelt. Dann wurde die Familie größer und damit einhergehend auch das Boot. Die Demontage des Baums war letztendlich nur die logische Konsequenz.

Gab es keine bissigen Kommentare?

Es hat über eine Woche gedauert, bis es überhaupt jemandem mal aufgefallen ist. Einer hat sich das Boot sehr lange angeguckt, ist dann aber schließlich doch kommentarlos weitergegangen. Vermutlich wusste er, dass irgendetwas nicht stimmte, er kam nur nicht drauf, was es war. Ein anderer Segler in meiner Altersklasse fand die Vorteile des baumlosen Segelns so überzeugend, dass er kurz davor ist, ebenfalls darauf zu verzichten.

Aber der Mast soll bleiben – oder läuft der auch irgendwann Gefahr, geopfert zu werden?

Auf gar keinen Fall! Ein Segelboot ohne Mast ergibt konstruktionsbedingt nun wirklich keinen Sinn auf See. Die dann ständigen Pendelbewegungen des Bootes würden mich wahnsinnig machen.

Und wie sieht es bei Wind von vorn aus?

Natürlich können wir nicht hart gegenan kreuzen, aber das ist uns völlig egal. Wir wollen keine Regatta segeln, sondern einfach auf dem Wasser entspannen. Mit einer großen Genua kommt man auch in Norwegens kurzer Saison recht weit.

Wo habt ihr euer Boot liegen, und was plant ihr für diesen Sommer?

Unser Schiff liegt in der Telemark mit vielen Schären und schönen Städtchen in Schlagdistanz. Wir überlegen, in diesem Sommer die schwedische Westküste hinunterzusegeln, was bei den vorherrschenden Westwinden ideal für uns ist. Falls wir doch noch mal einen langen Schlag beispielsweise nach Schottland planen sollten, dann hätte ich natürlich immer noch einen einsatzbereiten Baum in der Garage. Aber ehrlich gesagt bin ich mittlerweile auch zu alt für große Segelabenteuer.


Zur Person: Einar Husby

Der 69-jährige Norweger hat früher auf einer Ölplattform in der Nordsee gearbeitet. Zwei Wochen Einsatz am Stück folgten stets vier Wochen Freizeit. Die nutzte er, um Holzboote zu restaurieren und zu segeln. Inzwischen ist er oft mit seiner Frau auf Törn.

Segelt mit halbem Rigg: Einar HusbyFoto: E. Husby
Segelt mit halbem Rigg: Einar Husby

Auch interessant: