KielwasserAtlantik-Überquerung mit 45 Frauen – Meike Holland berichtet

Jan Zier

 · 27.03.2023

Kurs Karibik. Ausschließlich Seglerinnen hatten auf der „Roald Amundsen“ angeheuert, um gemeinsam den Atlantik zu überqueren
Foto: privat

Meike Holland berichtet im YACHT-Interview über die Atlantik-Überquerung mit mehr als 40 Frauen an Bord. Wie steht es um die Gleichstellung in der Segelwelt?

Ich würde das sofort wieder machen! Entgegen meinen Erwartungen hatten wir auf dem Törn über den Atlantik von Teneriffa nach Martinique wenig Gezicke an Bord. Eine Teilnehmerin sagte: „Ich bin noch nie so oft gefragt worden, wie es mir geht.“ Das Miteinander war sehr gut, und ich hatte an Bord nie das Gefühl, mich verstellen oder erklären zu müssen. Auf gemischten Törns unter Kapitänen hab ich selbst eher mal das Empfinden, ich müsste mich behaupten und unter Beweis stellen.

Sind reine Frauencrews also noch besonders?

Leider schon. Und es gibt ein unglaubliches Bedürfnis nach solchen Törns! Von der Gleichstellung sind wir in der Segelwelt noch weit entfernt. Ich muss mir als Frau immer noch anhören: „Oh, das war aber ein toller Anleger!“ Da frag ich mich immer: „Würden die das einem Mann auch sagen?“ Ich segle, seit ich denken kann. Warum soll ich das also nicht genauso gut können wie ein Mann!

War der Ton an Bord auch ein anderer?

Ja. Manchmal ist der Ton auf Schiffen eher rau. Damit kann ich meist gut umgehen. Frauen merken aber eher, wenn Grenzen überschritten sind. Die Feinfühligkeit, die gegenseitige Empathie war größer, als das auf Törns mit Männern oft der Fall ist.

Auf Großseglern muss man ja noch viel mehr ein Team bilden als auf kleineren Fahrtenyachten. Wie hat das funktioniert?

Unglaublich schnell und mit einer großen Herzlichkeit! Gerade die jungen Leuten haben auch viel miteinander gekuschelt. Zugleich ist man in so einer großen Crew einzelnen Menschen weniger stark ausgeliefert, es gibt immer noch ganz viele andere Leute an Bord. Eine Herausforderung war aber, dass es schon bei der Abfahrt auf Teneriffa Kreuzseen gab und die Zeit fehlte, sich an Wind und Welle zu gewöhnen. Das war für viele schwierig, einige wurden seekrank. Frau musste ja loslassen, auch die, die sonst fest im Leben stehen, hatten plötzlich die Situation nicht mehr unter Kontrolle. Unsere Aufgabe war es, immer so zu steuern, dass das Schiff nicht unkontrolliert ins Rollen kam. Und Wellen hatten wir immer, bis Martinique!

War es schon immer dein Traum, mal über den Atlantik zu segeln?

Nein, aber die Herausforderung auf diesem ganz besonderen Schiff hat mich gereizt. Ich würde noch nicht Kapitänin auf der „Roald Amundsen“ sein wollen, aber es war eine gute Chance, mich da mal auszuprobieren. Wenn du so eine Gelegenheit bekommst, musst du sie nutzen.

Du warst ja schon öfter Skipperin auf Großseglern. Was war jetzt anders?

Auf der „Zuversicht“ hatten wir eine Crew von zwei Personen, auf der „Roald Amundsen“ braucht es mehr als ein Dutzend. Es gibt an Bord eine sehr ausgeprägte Kommandosprache, die aber auch notwendig ist, weil das Segeln viel komplexer ist. Ein einziges Rahsegel hat zehn bis 14 Leinen.

War es in den vier Wochen nie langweilig?

Gar nicht! Ich konnte immer den Himmel und das Meer angucken und gar nicht genug davon kriegen. Jeder Tag hatte immer wieder andere Farben, Wellen, Lichter.


Zur Person: Meike Holland

Die 53-Jährige war auf dem Transatlantiktörn Co-Kapitänin und Erste Steuerfrau der Brigg. Zuvor fuhr sie schon als Skipperin auf den Traditionsseglern „Carola“ und „Zuversicht“. Holland arbeitet als Coach, privat segelt sie einen 30er-Schärenkreuzer.

Meike HollandFoto: privat
Meike Holland

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