America’s CupDeutsche Jugend- und Frauen-Teams starten in Barcelona

Tatjana Pokorny

 · 05.03.2023

Der deutsche America's-Cup-Nachwuchs im Aufbruch (v. r.): Förderer und Koordinator Marc Pickel, Carolina Werner (Teammanagerin der deutschen Frauen-Mannschaft für den Women's America's Cup) und embRACING-Initiator und Geschäftsführer Paul Farien

Es herrscht Aufbruchstimmung beim deutschen America’s-Cup-Nachwuchs: Die neuseeländischen Veranstalter des 37. America’s Cup haben beide Startplätze für das embRACING Team Germany bestätigt. Wenn 2024 die Segelsupermächte vor Barcelona im 37. America’s Cup um die wichtigste Trophäe des internationalen Segelsports ringen, sind deutsche Teams im America’s Cup der Jugend und der Frauen dabei

Der Take-off ist geschafft: Das embRACING Team Germany wird 2024 mit zwei Teams im America’s Cup starten. Die Doppel-Teilnahme haben die neuseeländischen Cup-Veranstalter von AC37 Event Limited jetzt bestätigt. Das grüne Licht und den Willkommensgruß für die jungen und weiblichen Cup-Jäger aus Deutschland schickte mit Grant Dalton der Boss der America’s-Cup-Verteidiger vom Emirates Team New Zealand persönlich: „Es ist uns ein großes Vergnügen, Deutschland als Teilnehmer an diesen aufregenden Events in Barcelona 2024 begrüßen zu können.“

Das Meldegeld ist überwiesen, NRV und KYC an der Seite der Cup-Jugend

Das erforderliche Meldegeld in Höhe von rund 70.000 Euro für beide Teams und Wettbewerbe ist überwiesen, die Startberechtigung erteilt. Sowohl das deutsche Jugend-Team als auch das deutsche Frauen-Team starten für den Kieler Yacht-Club und den Norddeutschen Regatta Verein. Die beiden führenden Vereine haben sich im Schulterschluss gemeinsam an die Seite der ehrgeizigen jungen Doppel-Kampagne gestellt.

„Wir freuen uns erst einmal sehr, dass uns die Cup-Verteidiger aus Neuseeland für beide Events eingeladen und nun auch bestätigt haben“, kommentierte Koordinator und Förderer Marc Pickel den Meilenstein. Der zweimalige Olympiateilnehmer, Starboot-Konstrukteur, olympische Erfolgscoach und Teilhaber der embRACING UG arbeitet seit 2022 mit der Gruppe um den Kieler Gründer Paul Farien an der jetzt durchgestarteten Doppel-Kampagne.

“Das Event, Barcelona als Austragungsort und das Timing sind starke Argumente für eine deutsche Kampagne”

Zu seinem Engagement und den nächsten Schritten sagte Marc Pickel: „Wir setzen auf ein langfristiges Projekt, mit dem wir in eine neue deutsche America’s-Cup-Ära durchstarten können. Die Gruppe ist stark, und wir arbeiten hart. Der erste wichtige Schritt ist getan. Aktuell versuchen wir, die weitere finanzielle Unterstützung so aufzubauen, dass wir 2024 leistungsstark und erfolgsorientiert in den Youth und den Women’s America’s Cup starten können. Die Chancen dafür stehen gut. Die Konzepte von Youth und Women’s America’s Cup und die AC40-Yachten sind überzeugend. Das Event, Barcelona als Austragungsort und das Timing sind starke Argumente für diese deutsche Kampagne.“

Boris Herrmann: “Es gibt ein paar sehr talentierte Seglerinnen und Segler mit großem Potenzial im Team”

Teammanager des deutschen Youth-America’s-Cup-Teams im Aufbruch ist der 23-jährige Kieler embRACING-Geschäftsführer Paul Farien. Der Sozioökonom, Waszp-Kieler-Woche-Sieger und Vordenker sagt: „Unsere Zeit ist jetzt. Wir steuern den America’s Cup mit neuen Ideen, hoher Einsatzbereitschaft und viel Nachhaltigkeit an.“ Vendée-Globe und Ocean-Race-Weltumsegler Boris Herrmann unterstützt die junge deutsche Cup-Bewegung: „Es gibt ein paar sehr talentierte Segler und Seglerinnen mit großem Potenzial im Team.“

Auch Laser-Weltmeister Philipp Buhl, 2013 selbst mit dem Team All in Racing bei der Premiere des Youth America’s Cup im Einsatz, sagt: „Viele von den jungen Seglerinnen und Seglern haben großartige Voraussetzungen. Besonders im Foiling-Bereich gibt es nicht viele Nationen mit so viel geballtem Ehrgeiz und Können.” Mitglieder im Kernteam der Jugendmannschaft sind in der Eröffnungsphase Alica Stuhlemmer (23, Kiel), Lukas Hesse (23, Pfaffing), Linus von Oppen (23, Berlin), Jesse Lindstädt (22, Norderstedt) und Julian Hoffmann (20, Blaichach-Ettensberg).

Olympische Medaillengewinnerinnen sind Feuer und Flamme für den Cup

Teammanagerin des deutschen Teams für den Women’s America’s Cup ist die 29-jährige ehemalige Olympiateilnehmerin und Nacra-17-Seglerin Carolina Werner aus Schwedeneck. Für das Frauen-Team im Aufbruch engagieren sich in der Startphase auch erfolgreiche deutsche Seglerinnen wie die Olympia-Zweiten Tina Lutz aus Innsbruck und Susann Beucke aus Strande, die 25-jährige 470er-Weltmeisterin Luise Wanser aus Hamburg, die 27-jährige Motten-Seglerin Franziska Mäge aus Starnberg sowie die 21-jährigen Zwillingsschwestern Sophie und Theresa Steinlein aus Starnberg. Nicht ausgeschlossen ist ein Doppel-Engagement von Seglerinnen sowohl im Youth als auch im Women’s America’s Cup.

Die nächsten Schritte der mit ersten Partnern stark angelaufenen Kampagne sollen sich dem Ausbau des Partner-Pools und dem Aufbau eines Basis-Camps in Kiel widmen. In der Anfangsphase wird das Team bereits von Partnern wie der Venjakob Maschinenbau GmbH und der Fisacon AG sowie der Voigt Logistik GmbH, der Vector Foiltec Holding, der Peter Frisch GmbH und Nachwuchsförderer Tommy Müller aus Hamburg unterstützt.

Im Idealfall sollen zwei AC40-Foiler zum Training nach Kiel kommen

„Wir brauchen weitere starke Partner, führen aktuell sehr vielversprechende Gespräche und können vielleicht schon in den kommenden Wochen weitere Etappenerfolge vermelden. Wir haben einen Aktionsplan, der in Abstimmung mit unseren Etappenerfolgen und den Partnern an unserer Seite in mehreren Stufen umgesetzt wird“, sagte Marc Pickel. Im Idealfall möchte Team Germany zwei AC40-Foiler in die norddeutsche „Sailing City“ Kiel holen und auf den Booten trainieren, auf denen 2024 um den Youth und den Women’s America’s Cup gekämpft wird und auf denen auch die Großmächte im America’s Cup trainieren.

Angedacht ist zudem die Anschaffung kleinerer Foiler zur Vorbereitung der Athleten auf den hochkarätigen internationalen Wettbewerb. Auf Kurs Cup-Zukunft lehnt sich das Motto des Teams an den Teamnamen an: „EmbRACING future moments – Youth, Diversity, Performance“. Vorbild für den Nachwuchs und das Frauenteam sind die viermaligen America’s-Cup-Gewinner vom Emirates Team New Zealand, die 1995 erstmals siegten und die “Auld Mug” aktuell verteidigen.

Vorbild für Team Germany ist das Emirates Team New Zealand

Marc Pickel erklärt: „Die Kiwis waren nie das reichste Team, haben aber dennoch in fast drei Jahrzehnten Maßstäbe gesetzt. Die Arbeitskultur der Neuseeländer, ihre Cup-Geschichte vom ersten Sieg 1995 bis heute, die emotionale Rote-Socken-Kampagne um Sir Peter Blake von damals und deren Kreativität in Kombination mit großem Können sind unsere Inspiration und unsere Motivation.“

Die eigene Teamkultur und das zentrale Thema sind im deutschen Team zum Namen embRACING verschmolzen: Die Kombination aus dem englischen Begriff „embracing“ (dt.: umarmend) und “Racing” soll die Teamhaltung und die gemeinsamen sportlichen Ziele auf den Punkt bringen. Der Youth America’s Cup (ab 19. September) und der Women’s America’s Cup (ab 3. Oktober) werden 2024 vor Barcelona ausgetragen. Seglerinnen können an beiden, nacheinander ausgetragenen Wettbewerben teilnehmen. Im Youth America’s Cup liegt die maximale Altersgrenze bei 25 Jahren.

Gesegelt wird auf “Raketen im Taschenformat”

Jeweils zwölf internationale Teams, darunter der Nachwuchs der aktuellen Herausforderer und Verteidiger im 37. America’s Cup, sind am Start. Gesegelt wird auf AC40-Foilern. Die kleinen Schwestern der America’s-Cup-Yachten vom Typ AC75 wurden für den Jugend- und den Frauen-Wettbewerb konstruiert. Die leistungsstarken „Raketen im Taschenformat“ werden von vierköpfigen Crews gesegelt. Die Eröffnungsfeier zum America’s Cup 2024 findet am 22. August in Barcelona statt. Es folgt im September die Herausfordererserie. Das 37. Duell um den America’s Cup beginnt am 12. Oktober.

Die erste aufregende Ausfahrt einer AC40 fand 2022 in Neuseeland statt: