InterviewWie wird man eigentlich Segel-Influencerin?

Nils Theurer

 · 18.11.2022

Interview: Wie wird man eigentlich Segel-Influencerin?Foto: Mathilde Borregaard
Ob Refit-Details, Törns auf der Ostsee oder Lecks und Mastbruch: Die stets gut gelaunt wirkende Dänin lässt ihre Community an ihrem Segelleben teilhaben – auch, wenn es mal nicht so gut läuft

Die 23 Jahre alte Studentin Mathilde Borregaard Gajhede aus Århus betreibt erfolgreich den Instagram-Account „mathildegonesailing“. Ihren 26.000 Followern erzählt sie regelmäßig von ihren Abenteuern und Erlebnissen mit ihrem Internationalen Folkeboot „Freja“

Sag mal, Mathilde …

... Wie wird man Segel-Influencerin?

Ich wollte transparent machen, was es bedeutet, als Neuling ein Boot zu besitzen. All die Überraschungen, all die Höhen und Tiefen, die damit einhergehen. Als ich begann, darüber zu bloggen, merkte ich schnell, dass sich die Leute dafür wirklich interessieren und vor allem die Schilderungen meiner Rückschläge nachempfinden können.

Was waren das für Rückschläge?

Unter anderem ein Mastbruch, Wasser und Diesel im Boot, das Ruderblatt war undicht, es gab viele Motorprobleme, und ich habe mir meinen Arm zwischen zwei Booten gequetscht.

Dennoch kommst du sehr vergnügt rüber. Wie gelingt dir das?

Mit viel Galgenhumor. Als etwa der Mast während eines Törns mit Freunden brach, war das selbstverständlich gar nicht lustig. Sobald wir jedoch merkten, dass wir die Situation in den Griff bekamen, konnten wir recht schnell schon wieder darüber lachen. Ich weiß nicht, ob dieser Bewältigungsmechanismus ein speziell dänisches Phänomen ist oder ob nur meine Freunde und ich so ticken.

Angesichts dieser und all der anderen Pannen: Musst du deine Instagram-Posts darüber nicht als Werbung für Yachtversicherungen kennzeichnen?

Gute Idee! Doch im Ernst: Ich denke viel darüber nach, was ich anders machen könnte, um Fehler zu vermeiden. Mein Hauptanliegen ist es, dies mit anderen Menschen zu teilen. Um klarzumachen, dass man Sicherheit ernst nehmen muss. Ich würde nicht sagen, dass ich jetzt nie wieder einen Fehler mache, aber ich habe definitiv eine Menge gelernt.

Ihr internationales Folkeboot „Freja“Foto: Mathilde Borregaard
Ihr internationales Folkeboot „Freja“

Was macht eigentlich mehr Arbeit, der Refit deiner „Freja“ oder das Schreiben darüber?

Beides macht gleich viel Arbeit, allerdings zu teils unterschiedlichen Zeitpunkten. Wenn es im Winter zu kalt fürs Arbeiten am Boot ist, beschäftige ich mich hauptsächlich mit dem Erstellen von Instagram-Posts. Sobald es wärmer wird, ist es dann andersherum.

Manche tun sich schwer mit der Leichtigkeit, die in sozialen Medien oft dazugehört. Hast du Tipps?

Du musst vor allem authentisch sein und ein bisschen von dir preisgeben, aber nicht unbedingt alles aus deinem Privatleben. Das Beste an Social Media ist, dass man eine Gemeinschaft von Followern hat, die virtuell mitsegeln. In dieser Community muss man sich engagieren. Dann triffst du plötzlich in einem Yachthafen Leute, die dich kennen – und die dir bei Problemen sofort helfen.

Gibt es auch Follower, die nerven?

Hauptsächlich, wenn Leute Fragen stellen, die ich schon hundertmal gehört habe. Oder wenn nach Dingen gefragt wird, die man längst auf meiner Seite nachlesen kann. Ansonsten gilt, sich nicht von irgendwelchen Fragen provozieren zu lassen.

Wenn der Refit abgeschlossen ist, worüber bloggst du dann? Wie sehen deine Törnpläne aus?

Zunächst möchte ich mit „Freja“ über die Kanäle ins Mittelmeer. Und dann irgendwann auch um die Welt. Am liebsten für mehrere Jahre. Das aber sicher nicht mit einem so kleinen Boot. Dann hätte ich gern eines, in dem ich wenigstens aufrecht stehen kann.


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