Hommage zum Internationalen FrauentagWachsende Beteiligung von Frauen im Segelsport

Leonie Meyer

 · 08.03.2025

Cole Brauer
Foto: colebraueroeceanracing.com
Anlässlich des Internationalen Frauentags wollen wir die wachsende Beteiligung von Frauen im Segelsport würdigen. Früher hatten Frauen mit zahlreichen Hindernissen zu kämpfen, durften nicht an Regatten teilnehmen und wurden auf passive Rollen reduziert. Die YACHT blickt zurück und geht auf die Entwicklung bis heute ein

Die Beteiligung von Frauen am Segelsport ist stark gewachsen und hat zu einer bedeutenden Verschiebung der Dynamik innerhalb dieser Gemeinschaft geführt. In der Vergangenheit waren Frauen oft mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Sie durften nicht an Regatten teilnehmen und wurden häufig auf passive Rollen wie die des Passagiers reduziert. Doch trotz dieser Hindernisse gab es mutige Frauen, die sich nicht von den traditionellen Geschlechterrollen im Segelsport abhalten ließen. Sie brachen Barrieren auf und zeigten der Welt, dass Frauen ebenso fähig sind wie Männer.

Durch die Entschlossenheit einiger bemerkenswerter Pionierinnen begann sich das Bild des Segelsports langsam zu verändern. Frauen wie Florence Arthaud und Ellen MacArthur inspirierten eine neue Generation von Seglerinnen, die begannen, die Weltmeere mit Selbstvertrauen und Entschlossenheit zu erobern. Ihr Erfolg diente nicht nur als Beweis für ihre Fähigkeiten, sondern auch als Ansporn für zukünftige Generationen von Seglerinnen.

Zunahme des Frauenanteils im Segelsport

In den letzten Jahren hat sich die Segelgemeinschaft zunehmend für die Beteiligung von Frauen geöffnet. Regatten und Segelclubs, die einst ausschließlich Männerdomänen waren, haben begonnen, Frauen willkommen zu heißen und eine inklusivere Umgebung zu schaffen. Die Einführung von gemischten Crews bei Regatten sowie Programme zur Förderung der weiblichen Beteiligung haben dazu beigetragen, die Chancengleichheit im Segelsport zu verbessern. Das gilt unter anderem für das deutsche SailGP Team. Es werden Liga Coachings und Trainings nur für Frauen angeboten. Im Rahmen des America’s Cup werden im Herbst 2024 auch Jugend- und Frauenteams für Deutschland an den Start gehen.

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Obwohl die weibliche Beteiligung am Segelsport in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat, gibt es immer noch Raum für Wachstum und Verbesserung. Initiativen zur Förderung von Mädchen und jungen Frauen im Segeln sowie zur Schaffung von mehr Chancengleichheit und Unterstützung werden entscheidend sein, um sicherzustellen, dass die Zukunft des Segelsports wirklich geschlechtsneutral ist.

Von Olympia-Siegerinnen bis hin zu Weltmeisterinnen haben Frauen in verschiedenen Disziplinen des Segelsports herausragende Leistungen erbracht und die Grenzen dessen, was möglich ist, erweitert.


Die weibliche Rolle bei den Olympischen Spielen

Der International Women’s Day ist auch in Bezug auf die Olympischen Spiele und das Segeln wichtig. Seit ihrer Gründung im Jahr 1896 in Athen hat sich der Frauenanteil weiterentwickelt. Damals gab es bei den Olympischen Spielen noch keine Teilnehmerinnen.

Es hat einige Jahre gedauert, bis der Frauenanteil bei den Olympischen Spielen signifikant zunahm. Erst ab den Spielen in Amsterdam 1928 konnte man einen kontinuierlichen Anstieg feststellen. In München 1972 lag der Frauenanteil beispielsweise bei 14,8 Prozent – die 30er-Marke wurde in Atlanta 1996 geknackt (34 %). Heute hingegen strebt man danach, ein Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern zu erreichen.

Die erste Frau, die Gold bei den Olympischen Spielen gewann, ist Hélène de Pourtalès. Mit ihrer Teilnahme an den Olympischen Spielen im Jahr 1900 in Paris markierte sie eine Wende im Segelsport. Sie repräsentierte die Schweiz. Hélène de Pourtalès wurde vom Cousin ihres Vaters unterstützt, dem berühmten Segler Charles Oliver Iselin. Er gewann sechsmal den America’s Cup. Seine zweite Frau, Edith Hope Goddard Iselin, war eine Pionierin im Sport und die erste Frau in einer Crew einer America’s-Cup-Yacht im Jahr 1895.

Hélène de Pourtalès und Edith Hope Goddard Iselin brachen damals Stereotypen und schafften eine neue Ära für Frauen im Sport. Die Fortschritte, die seitdem gemacht wurden, haben dazu beigetragen, dass heute bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 erstmals 50 Prozent Frauen vertreten sein werden.


Herausragende Seglerinnen, die Sie kennen sollten

Cole Brauer

Die 29-Jährige beendete im März 2024 als erste US-Amerikanerin eine Solo-Nonstop-Regatta um die Welt. Nach 130 Tagen auf See ist sie als Zweite im Hafen von A Coruña angekommen. Zu Beginn des Rennens war sie noch weitgehend unbekannt, doch im Laufe der Zeit gelang es ihr, eine beträchtliche Anzahl von 479.000 treuen Followern auf Instagram zu gewinnen. Für ihre Leistung und die Rolle als Botschafterin für den Segelsport wurde sie auf der Flagship Night im Rahmen der boot Düsseldorf mit der Auszeichnung “Seamaster 2025” gewürdigt.

Cole Brauer konnte trotz ihrer relativ geringen Körpergröße von 1,55 Metern an der Regatta teilnehmen. Bei den Trials für das Ocean Race wurde sie zuerst wegen ihrer Größe abgelehnt. Aber Brauer setzte sich über diese Ablehnung hinweg und wollte den Menschen zeigen, dass sie es schaffen kann. Sie wurde von einer unbekannten Teilnehmerin zu einer starken Persönlichkeit in der Segelgemeinschaft. Ihre Erfahrungen während der Global Solo Challenge haben sie nicht nur gelehrt, Hindernisse zu überwinden, sondern auch, dass das Erreichen von Zielen oft harte Arbeit und Ausdauer erfordert.

Ellen MacArthur

Sie segelte bereits in ihrer Kindheit. Mit 21 Jahren nahm sie zum ersten Mal an einer Einhand-Regatta teil, dem Mini Transat im Jahr 1997. Beeindruckend war ihr Auftritt bei der Vendée Globe im Jahr 2000/01. Dort stellte sie nicht nur einen neuen Solorekord auf, sondern erreichte auch den zweiten Platz. Stolze drei Jahre lang behielt sie diese Bestleistung inne.

Florence Arthaud

Sie galt als Aushängeschild für das Extremsegeln in Frankreich. Einer ihrer größten Erfolge war der Gewinn der Transatlantik-Regatta Route du Rhum im Jahr 1990. Dieser Triumph begeisterte nicht nur die Segelgemeinschaft, sondern machte sie auch in ihrer Heimat berühmt. In Frankreich wurde Florence Arthaud als weibliche Inkarnation von Soloerfolgen auf See gefeiert. Sie bewies, dass Frauen genauso erfolgreich und talentiert im Segelsport sein können wie Männer. In Frankreich wurde sie zur Sportlerin des Jahres (“Champion de Champions”) gewählt.

Hannah Mills

Hannah Mills ist eine britische Seglerin, die über eine beeindruckende Karriere bei den Olympischen Spielen verfügt. Seit 2012 nahm sie an drei Olympischen Spielen teil und holte dabei insgesamt zwei Gold- und eine Silbermedaille. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London segelte sie gemeinsam mit Saskia Clark in der 470er-Jolle und sicherte sich mit insgesamt 51 Punkten die Silbermedaille hinter dem Team aus Neuseeland und vor den Niederlanden. Vier Jahre später, bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro, gewann sie erneut eine Medaille. Mit 44 Punkten wurden Mills und Clark Olympia-Siegerinnen. Bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio gelang Mills ein weiterer großer Erfolg. Gemeinsam mit Eilidh McIntyre wurde sie in der 470er-Jolle mit insgesamt 38 Punkten Olympia-Siegerin.

Neben ihren Olympia-Erfolgen war Mills auch bei Weltmeisterschaften sehr erfolgreich. Mit Clark gewann sie 2012 in Barcelona den Titel in der 470er-Jolle. Es folgten eine Silbermedaille 2011 in Perth, eine Bronzemedaille 2014 in Santander und erneut Silber 2015 in Haifa. Nach den Olympischen Spielen 2016 bildete Mills mit McIntyre ein Team und gewann 2017 in Thessaloniki Silber, 2018 in Aarhus Bronze und 2019 in Enoshima Gold bei den Weltmeisterschaften in der 470er-Jolle. Zusätzlich zu ihren sportlichen Erfolgen wurde Mills bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele gemeinsam mit dem Ruderer Mohamed Sbihi zum Fahnenträger ihrer Nation ernannt. Damit wurde ihre herausragende Leistung sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene gewürdigt. 2016 wählte der Weltverband World Sailing Hannah Mills und Saskia Clark zu Weltseglerinnen des Jahres.

Ingeborg von Heister

Ingeborg von Heister schaffte es als erste Deutsche, den Atlantik allein in beide Richtungen und zudem noch auf drei Rümpfen zu überqueren. Mit ihrer Atlantikrunde im Jahr 1969 sorgte sie für Aufruhr in der etablierten Segelwelt. In Wilfried Erdmanns Buch “Ingeborg und das Meer” gibt er Einblicke ihr damaliges Leben an Bord.

Isabelle Autissier

Sie ist eine französische Seglerin, die bereits im Alter von zwölf den Entschluss fasste, allein um die Welt zu segeln. Einige Jahre später – nach ausreichender Schulbildung, Planung und Vorbereitung – segelte sie 1986 einhand über den Atlantik. Im Rahmen der 3. BOC-Challenge-Regatta im Jahr 1991 gelang es Isabelle Autissier als Siebte, die Welt einhand zu umrunden.

Isabelle Joschke

Isabelle Joschke, 47, ist eine sehr erfolgreiche Deutsch-Französin im Segeln. Sie befindet sich derzeit in intensiver Vorbereitung für ihre zweite Teilnahme an der Solo-Weltumsegelung Vendée Globe. Die passionierte Seglerin lebt in der Seglerwiege Lorient. Bei ihrer ersten Teilnahme an der Vendée Globe erlebte Isabelle Joschke eine beängstigende Situation, als die Kielaufhängung ihres Bootes während eines heftigen Sturms brach. Dies führte zu einer unfreiwilligen Odyssee, da sie gezwungen war, einen Reparaturstopp einzulegen. Trotzdem gab sie nicht auf und kämpfte sich bis zum Ende der Regatta durch. Am 10. November ist es nun endlich so weit, und Isabelle Joschke setzt erneut die Segel, um sich ihrer zweiten Vendée Globe zu stellen.

Jessica Watson

Die damals 16-Jährige hatte einen großen Lebenstraum: Sie wollte allein und ohne Landgang nonstop um die Welt segeln. Diesen Traum erfüllte sie sich und brach am 18. Oktober 2009 in Sydney auf. In nur sieben Monaten segelte sie um den Globus. Während ihrer Reise verbrachte Jessica insgesamt 210 Tage allein auf See. Dabei passierte sie Kap Hoorn und das Kap der Guten Hoffnung. Diese Etappen waren nicht nur geografische Meilensteine, sondern symbolisierten auch den mutigen und unbezwingbaren Geist von Jessica Watson. Sie kehrte am 15. Mai 2010 nach Sydney zurück. Dort wurde sie mit Begeisterung und Bewunderung empfangen. Die Australierin hatte bewiesen, dass Träume wahr werden können, wenn man an sie glaubt und hart dafür arbeitet.

Kirsten Neuschäfer

Die Südafrikanerin mit deutschen Wurzeln war acht Monate lang mit ihrem 36-Fuß-Kieler beim Golden Globe Race unterwegs. Doch nicht nur ihre Leistung als erste weibliche Gewinnerin einer Solo-Regatta um die Welt beeindruckte, sondern auch ihre heldenhafte Aktion inmitten des Rennens. Sie rettete ihren Mitstreiter Tapio Lehtinen aus höchster Seenot.

Die YACHT war vor Ort, als sie schließlich im französischen Les Sables-d’Olonne ins Ziel einlief. Die Seglerwelt lag ihr zu Füßen, und sie erhielt mehrere Auszeichnungen für ihre Erfolge: Sie wurde bei den World Sailing Awards als Weltseglerin des Jahres 2023 gekürt, gewann den “Kap Horn Award” sowie die Blue Water Medal und wurde von der YACHT als Seamaster 2024 ausgezeichnet.

Laura Dekker

Sie wurde auf einem Segelboot geboren und verbrachte ihre ersten Jahre auf See. Diese maritime Lebensweise sollte sie auch in ihrer weiteren Zukunft begleiten. Früh segelte sie einhand über den Ärmelkanal. Ihr Traum: als jüngster Mensch allein die Welt umsegeln – im zarten Alter von 13 Jahren. Doch die Behörden machten ihr einen Strich durch die Rechnung. Der langwierige Prozess, der folgte, stellte sie jedoch nicht vor unüberwindbare Hindernisse.

Im August 2010 war es schließlich so weit. Laura startete mit 15 Jahren von Gibraltar aus ihren Versuch, die Welt solo zu umsegeln. Ihr Durchhaltevermögen und ihre Entschlossenheit zahlten sich aus: Im Januar 2012 erreichte Laura schließlich ihren großen Traum und schrieb einen neuen Weltrekord als jüngste Solo-Weltumseglerin im “Guinness-Buch der Rekorde”.

Lisa Berger

Lisa Berger nahm 2022/23 am Mini-Transat teil, einer berühmten Einhand-Regatta, die von La Palma nach Guadeloupe führt. Mit großem Stolz kann sie sich nun als Österreichs erste weibliche Mini-Transat-Finisherin bezeichnen, nachdem sie den 44. Platz belegte.

Rosalin Kuiper

Die 28-jährige Holländerin ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Mit 18 Jahren entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Offshore-Segeln und arbeitete schließlich als Deckshand auf einem Charterboot in Australien. Nach ihrer Rückkehr beschloss sie, ihre Segelfähigkeiten professionell weiterzuentwickeln, und besuchte die Segelschule und bewarb sich bei der Team Heiner Youth Academy. Für Boris Herrmanns ehemalige Co-Skipperin ist dies ein wichtiger Meilensteine in ihrer Karriere gewesen.

Sie absolvierte zusätzlich ein Psychologiestudium an derselben Universität, an der auch Carolijn Brouwer, eine bekannte Hochseeikone und Hollands erste Ocean-Race-Siegerin, studiert hatte. Diese vielfältige Ausbildung und Erfahrung prägten sie als Person und Sportlerin. Heute ist sie eine weltweit anerkannte Offshore-Seglerin.

Sanni Beucke

Die 32-jährige Seglerin aus Strande bei Kiel hat bereits Olympia-Silber in der Tasche, und mit zahlreichen Erfolgen in ihrer Karriere schreibt sie ihre eigene Erfolgsgeschichte – wortwörtlich. In ihrer ersten Autobiografie “Gegen den Wind Mein Traum von den Weltmeeren” erzählt sie von ihren Anfängen und ihrem Weg zum professionellen Segeln.

Ihr großer Traum ist es, an der Vendee Globe 2028/29 und dem Ocean Race Europe teilzunehmen. Mit ihrem ehrgeizigen Ziel vor Augen arbeitet sie hart daran, sich für diese renommierten Segelregatten zu qualifizieren. Als 49er-FX-Olympia-Zweite hatte sie bereits bewiesen, dass sie zu den Besten gehört und sich mit dem Schritt in die Figaro-Klasse dann in das völlig neue Fahrwasser des Hochseesegelns gewagt. Ihr Slogan “This race is female” begleitet sie auf ihrem Weg und steht für ihre Überzeugung, dass Frauen im Segelsport genauso erfolgreich sein können wie Männer. Mit 66.000 Followern bei Instagram hat sie eine große Community, die sie auf ihrem Abenteuer verfolgen.


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