Lasse Johannsen
· 07.03.2023
Der schwedische Wissenschaftler Toste Tanhua erforscht seit 2002 am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel Änderungen des Zustandes der Weltmeere. In einem neuen Projekt sollen Hobbysegler dafür die Daten beisteuern
Ich hoffe jedenfalls, dass wir in Kürze die Bewilligung für ein Forschungsprojekt bekommen, in dessen Rahmen Fahrtensegler dann Messungen in der Ostsee vornehmen.
Genau. Früher war ich davon gar nicht überzeugt. Ich dachte, da braucht man viele teure Instrumente, und das wird nie klappen. Aber heute sehe ich das anders. Wir haben mittlerweile sehr gute Instrumente, die so leicht zu bedienen sind, dass man das ohne Weiteres machen kann.
Der Sauerstoffgehalt der Ostsee, in Bodennähe. Das funktioniert mit einer kleinen Sonde, die wiegt so zwei, drei Kilogramm und wird an einer Angelschnur abgesenkt. Dafür muss man beidrehen oder ganz, ganz langsam segeln. Das Ding wird dann vom Smartphone angesteuert. Man muss nur eine App starten und empfängt die Daten. Die werden anschließend per Mail ans Geomar geschickt.
Die gibt es schon. Wir müssen nur ein Netzwerk aufbauen, das machen wir in Partnerschaft mit dem Verein Trans-Ocean. Die Idee ist, dass Segler in der Kieler Bucht, im Großen und Kleinen Belt das Gerät mit Anleitung beim Hafenmeister mitnehmen. Sie segeln damit zur nächsten Marina und machen unterwegs ein oder zwei Stopps, am besten an der tiefsten Stelle. Im Hafen gibt man das Ding wieder ab, und dann kommt der Nächste und macht das Gleiche.
Auswerten. Das Besondere an der Ostsee ist, dass sie voneinander getrennte Schichten hat: salzhaltiges, kaltes Wasser mit hoher Dichte am Boden und Süßwasser aus den Zuflüssen an der Oberfläche. Wir wollen herausfinden, wie, wo und wann der Sauerstoff verschwindet, denn ab einem bestimmten Grenzwert wird es gefährlich für die Fische, die können dann dort nicht mehr leben.
(lacht) Ich bin ja selbst einer!
Ich habe einen Eintonner, umgebaut zum Cruiser. Aber ich habe auch schon andere Segler mit Messinstrumenten für die Forschung ausgerüstet.
Es hat angefangen mit dem Volvo Ocean Race 2017/18, da hatte ich ein gefördertes Projekt und konnte einen Wissenschaftler einstellen und zwei Boote mit Instrumenten ausrüsten, mit denen Mikroplastik im Meer nachgewiesen wurde: „Akzo Nobel“ und „Turn the Tide on Plastic“. Boris Herrmann hat während seiner Vendée-Globe-Teilnahme dann mit einem ähnlichen Instrument den CO2-Gehalt im Wasser für uns gemessen.
Ein Ocean Pack. Der damit festgestellte CO 2 -Gehalt ist wichtig für die Klimaforschung, die Ozeane nehmen etwa 25 % der Emissionen auf. Der Trimaran „Spindrift“ hat jetzt auch so ein Instrument an Bord.