​40 Jahre ARCTapio Lehtinen und seine Swan 55 „Galiana“ - die Golden Oldies

Pascal Schürmann

 · 22.11.2025

​40 Jahre ARC: Tapio Lehtinen und seine Swan 55 „Galiana“ - die Golden OldiesFoto: YACHT/ P. Schürmann
Tapio Lehtinen auf seiner Swan 55 “Galiana” im Hafen von Las Palmas de Gran Canaria kurz vor dem Start zur ARC
Der Finne Tapio Lehtinen, 67, ist nicht nur einer der älteren Skipper, die an der diesjährigen 40. Atlantic Rally for Cruisers teilnehmen. Er segelt auch das älteste Boot der Flotte. Seine wunderschön erhaltene „Galiana“ wurde 1970 gebaut.

Lehtinen sorgte Mitte November 2022 für Schlagzeilen. Beim damaligen Golden Globe Race (GGR) war im südlichen Indischen Ozean die Yacht des heute 67-jährigen Finnen „Asteria“, eine Gaia 36, gesunken. Lehtinen schaffte es in die Rettungsinsel und wurde wenig später von niemand anderer als Kirsten Neuschäfer geborgen. Die YACHT hatte seinerzeit darüber berichtet (hier geht’s zum Bericht).

Lehtinen kehrte nach Finnland zurück, um dort an einer Swan Baujahr 1970 zu arbeiten, die er 2019 gekauft hatte. Seine „Galiana“ ist eine 55er mit Yawl-Rigg. Mit der nahm er dann 2023 am Ocean Globe Race teil, einem Rennen um die Welt zum 50-jährigen Jubiläum des ersten Whitbread Round the World Race. Seine Swan war das älteste Boot im Reigen der überwiegend aus GFK-Klassikern bestehenden Teilnehmerflotte. An Bord hatte er fürs OGR junge Segler geholt.

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Ähnlich macht er es nun auch bei der ARC, an der der Finne erstmals teilnimmt. Seine Crew besteht nur zur Hälfte aus Chartergästen, die für die Passage zahlen. Die anderen Kojenplätze an Bord hat er jungen Seglern zur Verfügung gestellt. Es sei sein Payback für all die Jahrzehnte, in denen er seinen Segeltraum leben konnte, sagt Lehtinen. „Ich möchte etwas weitergeben von meiner Erfahrung, meinem Wissen, dass ich während meiner Zeit auf See und bei der Arbeit an meinen Booten ansammeln durfte.“

Ich möchte mein Wissen weitergeben an die nächste Seglergeneration”

Und natürlich lerne umgekehrt auch er noch einiges von der Generation Z. „Beispielsweise vieles, was mit moderner, digitaler Kommunikation zu tun hat“, so Lehtinen. „Ohne geht es heute ja nicht mehr.“ Auch er selbst ist im Internet mit Präsentationen und Dokumentationen auf Websites, in den sozialen Netzwerken und auf Youtube unterwegs.

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Nur in einem Punkt komme er nicht mit der jungen Generation zusammen. „Nach der Weltumsegelungsregatta war mein lebenslanger Bedarf an Techno-Musik mehr als gedeckt. Die kommt mir nicht mehr an Bord!“, erzählt er lachend.

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Sein Faible für alte Yachten hat für den Finnen zum einen mit Komfort zu tun. „Mit klassischen seegängigen Yachten kannst du selbst im Sturm angenehm segeln und unter Deck komfortabel leben. Heutige Rennyachten sind im Gegensatz dazu doch wahre Höllenmaschine, oftmals schwarze Carbonhöhlen mit ohrenbetäubendem Lärm unter Deck, selbst wenn das Wetter und die See im Grunde ruhig sind.“

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Heutige Rennyachten mit ihren Carbonhöhlen sind doch wahre Höllenmaschinen!”

Ein zweiter, vielleicht wichtigerer Punkt sei für Lehtinen jedoch ein anderer: „Alte Boote zu bewahren und sie zu segeln, ist ja auch eine Art nachhaltigen Umgangs mit vorhandenen Ressourcen. Es gibt so viele Boote, die in die Jahre gekommen sind, die man mit etwas Arbeit aber noch viele weitere Jahre segeln könnte. Warum also immer Neues kaufen?“

So war es auch bei seiner „Galiana“. Die von Sparkman & Stephens gezeichnete Swan unterzog er anfangs einem Totalrefit. Die Mühe hat sich gelohnt. In der Marina von Las Palmas präsentiert sich das Schiff in makellosem Zustand.

Warum aber segelt ein derart gestandener Segler überhaupt bei der ARC mit? „Nicht, um in den Seminaren noch besonders viel zu lernen. Die sind aber durchaus gut für meine jungen Segler an Bord. Die können da noch viel von all den von den Veranstaltern engagierten Wetter-, Navigations- oder Sicherheitsexperten mitnehmen“, erklärt Lehtinen. Er selbst genieße viel mehr das gesellige Zusammensein mit den vielen verschiedenen Crews. „Du triffst hier so viele unterschiedliche und interessante Menschen, das ist einfach toll!“

So viele unterschiedliche und interessante Menschen treffen zu können, das ist für mich der Grund, die ARC mitzusegeln.”

Sich in die Gesellschaft anderer zu stürzen, sieht dem Finnen gar nicht ähnlich. Ist er doch allem voran ein passionierter Einhandsegler. „Ich genieße es, auf langen Ozeanpassagen ein Buch nach dem anderen zu verschlingen. Da ist viel Zeit, sich auch mal langer Wälzer der Weltliteratur anzunehmen“, berichtet er.

Zeit bleibe auf See zudem für viele Stunden, in dem er einfach nur das Meer, den Himmel, die Wolken beobachte. „Und früher auch die Tiere. Wale, Define, Albatrosse, andere Seevögel. Auf meinen jüngsten Törns habe ich sie allerdings nicht mehr angetroffen.“

Wenn wir heute nicht handeln, ist es vielleicht bald schon für immer zu spät!”

Daher treibe ihn nun auch der Kampf gegen die Verschmutzung der Meere und damit der Zerstörung des Lebensraums von Meeresfauna und Flora um. Tapio Lehtinen: „Ich initiiere Projekte, um auf die Umweltproblematik aufmerksam zu machen und um nach Lösungswegen zu suchen. Wenn wir heute nichts tun, ist es vielleicht bald schon für immer zu spät. Infos: tapiolehtinensailing.fi

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