YACHT-Redaktion
· 30.10.2022
Sonnenenergie in großem Stil auf der Nordsee erzeugen, das soll bald Wirklichkeit werden. Denn auch deutsche Unternehmen führen mittlerweile erste Solarpark-Pilotprojekte durch
Es wird für Segler wohl noch enger auf dem Wasser. In den kommenden Jahren sind auf Nord- und Ostsee nicht nur teils gewaltig große Windparkanlagen geplant. Auch die Solarenergiebranche drängt nun aufs Wasser. Schwimmende Solarparks könnten bald in großer Zahl insbesondere in der Nordsee verankert werden.
Solche Anlagen gibt es schon. Die niederländische Firma Oceans of Energy betreibt seit 2019 einen solchen Solarpark als Versuch in der Nordsee, zwölf Kilometer vor der niederländischen Küste. Dieser wird 2023 auf eine Leistung von 15 Megawatt ausgebaut. Die Anlage trotzte selbst schweren Stürmen mit Wellen von bis zu zehn Meter Höhe sowie Windgeschwindigkeiten von 12 Beaufort. Kurz: “Sie hält den unerbittlichen Seebedingungen stand“, so die Bilanz der Betreiber nach der Testphase.
Nun investiert auch der Energiekonzern RWE in eine Offshore-Pilotanlage auf der Nordsee, gemeinsam mit der niederländisch-norwegischen Firma SolarDuck. Das Projekt legt den Grundstein für eine zusätzliche, größere Anlage vor der holländischen Küste. Die Plattform ist so konzipiert, dass sie mehrere Meter über dem Wasser schwebt und den Wellen folgt – vergleichbar mit einem Teppich. RWE betreibt bereits einen Solarpark auf einem niederländischen See mit maximal sechs Megawatt Leistung. In der Nordsee sollen die Solarinseln zunächst zwischen Offshore-Windrädern entstehen, um deren Stromleitungs-Infrastruktur mitzunutzen.
Solarmodule auf dem Wasser zu errichten bringt den generellen Vorteil mit sich, dass das Wasser die Module kühlt und diese so vor schneller Überhitzung bewahrt. Das wiederum steigert die Stromproduktion. Auch im Binnenland könnte die Technik bald Einzug halten. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme berechnete jüngst die Potenziale zur solaren Stromerzeugung auf baden-württembergischen Baggerseen: Auf 69 solcher Seen ließen sich Anlagen mit bis zu 1.070 Megawatt Leistung installieren. Erste Versuche gibt es bereits.
Zum Vergleich: Das weltweit größte schwimmende Solarkraftwerk steht bisher in China und leistet 40 Megawatt (MW). Damit hat das Solarkraftwerk das Potenzial, den Strombedarf einer Stadt in der Region zu decken. Auch in ganz Europa gibt es Bestrebungen, schwimmende Solarparks weiterzuentwickeln und mehr zu nutzen. In Portugal ist im Juli dieses Jahres eines der größten Projekte fertiggestellt worden. Die 12.000 Paneele auf dem Alqueva-Stausee im Süden des Landes sollen immerhin 5 MW liefern.