E-FuelsEine echte Alternative zum Diesel?

Alexander Worms

 · 13.03.2023

E-Fuels: Eine echte Alternative zum Diesel?Foto: T. Käsbohrer
E-Fuels lassen sich wie normaler Diesel bunkern. Tankstellen und Motoren müssen nicht umgerüstet werden

E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe, die aus regenerativer Energie gewonnen und wie herkömmlicher Diesel verwendet werden können. Das Ei des nachhaltigen Kolumbus an Bord also? Fast

Elektro-Antriebe halten massiv Einzug in Yachten. Akkus und Technik werden besser, die Rekuperation beim Segeln klappt zunehmend gut. Vier bis sechs Stunden rein elektrisches Fahren ist heute ein zwar in der Anschaffung noch teures, aber durchaus mögliches Szenario. Wer länger motoren möchte, benötigt enorme Akkukapazität.

Die wiederum braucht Platz an Bord, ist teuer und schließlich auch schwer. Daher gibt es Anwendungsfälle auf Booten, die für die Nutzung von E-Antrieben besonders geeignet sind, und solche, die es nicht sind. Wer auf Binnenseen liegt oder auf nicht strömendem Wasser und die Segel als Hauptantrieb der Yacht betrachtet, der wird mit den heute schon angebotenen E-Antrieben oftmals auskommen.

Längere Motorstrecken etwa im Watt in engen Fahrwassern, womöglich gegen Wind und Strom, bedürfen jedoch nach wie vor des Dieselmotors und seines Kraftstoffs im Tank. Wer auch unter solchen Bedingungen nachhaltig, sprich CO2-neutral unterwegs sein will, dem bieten künftig E-Fuels eine Alternative.

E-Fuels sind klimaneutral

Wenn regenerativer Strom im Überfluss produziert wird, kann mittels Elektrolyse aus Wasser Wasserstoff erzeugt werden. Dieser kann entweder direkt in einem speziellen Motor verbrannt oder weiter umgeformt, mit Kohlenstoff versehen, als sogenannter synthetischer Kraftstoff verwendet werden. Der ist identisch mit dem, was wir als C.A.R.E., HVO 100, XTL oder GTL kennen, nur dass diese als Basis Kohlenstoff haben, der sich bei der Verbrennung mit Sauerstoff zu CO2 verbindet. E-Fuels haben als Basis Wasserstoff. Der verbindet sich im Motor mit Sauerstoff zu Wasser. Der Kohlenstoff wurde ja bei der Fertigung erst zugefügt und geht als CO2 wieder in die Umwelt. Da dieses jedoch zuvor in gleicher Menge entnommen wurde, ist der Kraftstoff klimaneutral. Zudem ist er flüssig und lässt sich daher ganz normal in einem Tank aufbewahren. Die Verwendung ist also genau so, als ob man GTL oder C.A.R.E. tanken würde. Eine perfekte Lösung, sollte man meinen.

E-Fuels haben noch einen geringen Wirkungsgrad

Leider ist die Herstellung derzeit noch teuer, da im Prozess sehr viele Schritte erforderlich sind; der sogenannte Well-to-Wheel-(Quelle zu Rad) Wirkungsgrad für ein Auto liegt bei zehn bis 15 Prozent.

Bei einem rein elektrischen Fahrzeug sind es bis zu 80 Prozent, ähnlich dürfte es sich bei Yachten verhalten. Die Kraftstoffproduzenten glauben jedoch, einen Gesamtwirkungsgrad von bis zu 60 Prozent erreichen zu können, wenn die hergestellte Menge erst mal steigt.

Ein Liter kostet derzeit noch mehrere Euro, ohne Steuern. Die Befürworter der E-Fuels sind sich jedoch sicher, mit steigender Fertigungskapazität deutlich günstiger produzieren zu können. 1,20 bis 1,70 Euro pro Liter seien ein realistischer Zielwert. Dazu muss jedoch die Kapazität entsprechend groß sein. Um das zu erreichen, unterstützt das Bundesverkehrsministerium seit dem Jahr 2021 ein Projekt zum Ausbau der E-Fuels mit rund 1,5 Milliarden Euro.

Für E-Fuels muss nicht umgerüstet werden

Der größte Vorteil der E-Fuels ist die direkte Nutzbarkeit in der bestehenden Flotte. Das gilt für Pkw, Lkw, Flugzeuge und Schiffe gleichermaßen. Und auch für Yachten. Keine Umrüstung, keine Investitionen in die Infrastruktur, alles bleibt wie bisher, nur kommt der Energieträger nicht aus fossiler Energie, sondern aus erneuerbarer. Leider emittieren die in herkömmlichen Motoren verbrannten E-Fuels mindestens genauso viele Verbrennungsnebenprodukte wie die bislang bekannten Kraftstoffe. Stickoxide und Kohlenmonoxid gelangen also weiter in die Umwelt.

Windkraftstoff. E-Fules sind nur CO2-neutral, wenn sie mit überschüssigem Ökostrom hergestellt werdenFoto: N. Krauss
Windkraftstoff. E-Fules sind nur CO2-neutral, wenn sie mit überschüssigem Ökostrom hergestellt werden

Vergleich aus dem Straßenverkehr: enormer Stromverbrauch

Foto: YACHT

Die Sinnhaftigkeit der E-Fuels ist also stark von der Nutzung abhängig. Wer nur kurz mit der Yacht motort oder dem Pkw fährt, ist mit einem rein elektrischen Fahrzeug besser bedient. Für längere Strecken können E-Fuels eine klimaneutrale Lösung sein. Hier kommt der schon etwas in Vergessenheit geratene Hybridantrieb auf Yachten ins Spiel.

Ein E-Antrieb mit ausreichend großem Akku kann in fast jeder Situation an den Wochenenden ausreichend lange Vortrieb liefern. Und wenn der längere Urlaubstörn ansteht, hilft ein Generator, die Reichweite zu erhöhen, sodass die Angst vor leeren Akkus vor Erreichen des Hafens gar nicht erst aufkommt.

Für Yachteigner ist es gut, wenn künftig eine nachhaltige Alternative zum reinen E-Antrieb zur Verfügung steht. Insofern sind E-Fuels eine willkommene Entwicklung.

Da die Verbrennung unerwünschte Nebenprodukte erzeugt und die Kraftstoffherstellung derzeit noch ein Wirkungsgradproblem hat, bleiben die synthetischen Kraftstoffe eine Notlösung. Aber immerhin eine, die dem Klima nicht schadet.


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