Lars Bolle
· 05.10.2025
Fahrtenyachten werden normalerweise per Kran oder Travellift zu oder aus dem Wasser gebracht, seltener über eine Slipanlage. Die nötigen Gerätschaften bedient meist geschultes Personal wie der Hafenmeister oder Kranführer. Was auch gut ist, schließlich hängen tonnenschwere Lasten am Haken. Dennoch kann es ein ungutes Gefühl sein, das Schicksal des eigenen Bootes fremden Händen zu überlassen. Denn wer möchte schon einen schweren Schaden an seinem Boot haben?
Mal vom eigentlichen Kranvorgang abgesehen, stellt sich auch bei der Vorbereitung des Kranens größerer Boote erst nach vielen Jahren Routine ein, da die meisten Eigner nur im Frühjahr und Herbst kranen.
Etwas anders sieht es an vielen Binnenrevieren und bei Trailerbooten aus. Da gehört Kranen zum Alltag. Wer etwa seinen Kleinkreuzer mangels Slipbahnen per Kran ins Wasser setzt oder herausholt, lernt über kurz oder lang den selbstverständlichen und sicheren Umgang mit Gurt und Traverse. Einsteigern jedoch stellen sich sehr wahrscheinlich viele Fragen, wie die Luftfahrt des Bootes sicher zu bewerkstelligen ist.
Damit es aber gar nicht erst zu Schäden kommt, haben wir hier zusammengestellt, worauf Eigner beim Einkranen ihres Bootes achten sollten. Hieraus lassen sich im Umkehrschluss auch viele Tipps für das Auskranen ableiten:
Bevor das Boot ins Wasser geht, sollte unbedingt kontrolliert werden, ob die Ventile zu sind, das heißt quer zur Richtung des jeweiligen Schlauches gestellt. Dabei auch gleich überprüfen, ob mit den Schläuchen alles in Ordnung ist, wenn das nicht schon im Winter erledigt wurde. Das heißt kontrollieren, ob sie porös sind, irgendwie komisch aussehen, noch flexibel sind und ob die Schläuche mit zwei Schlauchschellen auf dem Ventil befestigt wurden. Doppelt hält besser. Die Ventile können dabei auch noch mal oder überhaupt auf Funktion geprüft werden. Lassen sie sich überhaupt bewegen?
Auch Geber, etwa von der Logge, können eine böse Falle sein. Wenn diese im Winter gezogen wurden, um sie zu reinigen oder nicht mit Antifouling zu bemalen, sollten sie auch wieder hineingesteckt worden sein.
Nach dem Kranen, so lange das Geschirr noch angeschlagen ist, sofort überprüfen, ob alle Ventile sowie Geber dicht sind. Dazu sollte ein Ventilplan vorliegen, im dem alle Borddurchlässe eingezeichnet sind. Das kann den Prüfvorgang erheblich beschleunigen und hilft, keinen Kontrollpunkt zu vergessen. Auch die Stopfbuchse einer Wellenanlage sowie die Dichtmanschette eines Saildrives können potenzielle Leckagepunkte sein. Auch sie sollten einer Sichtkontrolle unterzogen werden. Wenn die Maschine unterm Kran gestartet werden soll, müssen die Kühlwasserventile natürlich zuvor geöffnet werden. Trotzdem nach dem ersten Anwerfen sofort kontrollieren, ob Kühlwasser beziehungsweise Frostschutzmittel austritt. Ist das nicht der Fall, das Seewasserventil nochmals auf Öffnung überprüfen.
Wenn in dieser Phase eine Leckage festgestellt wird, kann das Boot sofort wieder gehoben werden, da es ja noch im Geschirr hängt.
Kranmarken sind gute Helfer, um die Gurte richtig zu positionieren. Die beste Position für die Gurte kann einerseits bei der Werft erfragt werden. Oder es werden baugleiche Yachten als Vorlage genommen. Hat man keinen Anhaltspunkt, sind die Positionen von Kajüt- und Vorschiffsschott schon einmal gute Anhaltspunkte, auch weil die Kompression des Rumpfes an diesen Stellen besonders gering ist.
Per Augenschein lässt sich eine erste Position ebenfalls ganz gut bestimmen. Der hintere Gurt sollte frei vom Saildrive oder einer Wellenanlage verlaufen, um diese nicht zu beschädigen. Vorn sollte er weit genug nach hinten gezogen werden, damit er nicht nach vorn herausrutschen kann.
Danach sollte mittels vorsichtigen Anhebens und stückweisen Versetzens der Gurte die ideale Position herausgefunden werden. Ein schief hängendes Boot sollte niemals weit angehoben werden – was einmal zu rutschen beginnt, ist nicht mehr aufzuhalten Die Gurtposition dann am besten mit Kranmarken markieren. Die Gurte während des Herumprobierens und auch beim anschließenden Kranen mit Laschings gegen Verrutschen sichern. Das kann mühsam sein, dient aber der Sicherheit. Wer immer mit demselben Krangeschirr krant, kann sich auch fest abgelängte Laschings zulegen, mit einem Karabiner am Ende, der nur noch ins Geschirr eingeklinkt werden muss.
Ein kleiner Rest des verwendeten Antifoulings sollte für das Kranen noch bereitstehen. Denn die Kielsohle sowie die Auflagen für das Boot können normalerweise im Winterlager nicht mitgestrichen werden. Das kann dann nur noch geschehen, wenn die Yacht im Kran hängt. Doch Vorsicht, dabei wird unter einer schwebenden Last gearbeitet, umso wichtiger ist es, dass das Boot sicher in den Gurten liegt. Es ist zwar nicht ideal, wenn das Antifouling noch nass ist, wenn es ins Wasser kommt, und auch der Untergrund kann oft nicht mittels Anschleifen richtig vorbereitet werden, aber es ist immer noch besser, als wenn gar keines auf dem Rumpf ist. Das Farbset, die Dose mit dem Rest, ein Pinsel oder eine Rolle, sollte direkt bereitstehen, damit es nicht zu unnötigen Verzögerungen kommt.
Die Vorbereitung sollte so sein wie bei einem Anlegemanöver. Also Fender ausbringen und Festmacher vorbereiten. Mindestens vier Fender sollten es auf der Seite sein, auf der das Boot unter dem Kran festgemacht wird. Die Festmacher oder Kontrollleinen sollten so lang sein, dass sie auch bei angehobener Yacht oder sehr tiefem Absenkweg noch zu den Bedienpersonen reichen. Eine Person sollte eine Leine am Bug führen, eine andere eine am Heck. Das gilt besonders bei stärkerem Wind, damit die Yacht am unkontrollierten Schaukeln oder Drehen gehindert wird.
Die Wahl der Verbindungsmethode zum Kran spielt eine entscheidende Rolle für die Stabilität des Bootes. Eine Vier-Punkt- oder Scheren-Traverse ist hierbei ideal, da sie vier separate Halterungen für die Gurte bereitstellt, wodurch diese in der Regel fast vertikal hängen. Ähnlich verhält es sich mit den Gurtaufnahmen bei Travelliften. Doch Vorsicht bei kleinen Booten. Während bei Travelliften der Abstand der Gurte in der Regel einstellbar ist, ist dieser bei Traversen meist fixiert. Je nachdem, wie groß der Abstand gewählt wurde, können kleinere Boote leichter zwischen den Gurten hindurchrutschen. Umso wichtiger ist hier die Sicherung der Gurtposition.
Eine Quertraverse ist eine einfachere Lösung und funktioniert gut für Boote bis zu einer Länge von acht Metern. Sie hat zwei Punkte, an denen das Boot befestigt wird, was dazu beiträgt, dass der Druck auf den Rumpf beim Hochheben gering gehalten wird. Allerdings muss sie quer zum Boot angebracht werden und nicht längs, wie man es manchmal sieht. Um zu verhindern, dass die Hebegurte zur Mitte des Schiffes rutschen, sollten auch hier die Gurte gesichert werden.
Strapaziöser für das Boot – und nach Möglichkeit zu vermeiden – ist das Kranen direkt an nur einem Haken. Dabei müssen nicht nur die Gurte gesichert werden, es entsteht auch eine hohe Kompression auf den Rumpf. Umso wichtiger ist es hier, die Gurte möglichst in Schottnähe anzubringen. Es hilft auch, einen massiven Balken zwischen die Gurte zu klemmen, was den Stauchdruck etwas kompensiert.
Für das Kranen nur am Haken eignen sich aber Heißstropps umso besser. Diese sollten jedoch von der Werft vorgesehen und die Anschlagstellen entsprechend verstärkt sein. Bei nur einem zentralen Stropp ist es wichtig, die Zuladung im Boot gleichmäßig zu verteilen, damit das Boot nicht stark vor- oder achterlastig im Kran hängt. Das kann das Manöver erschweren. Mehrere Anschlagpunkte am Boot minimieren dieses Problem zwar, bei starker Zuladung vorn oder hinten kann es aber vorkommen, dass ein Teil der Heißstropps stark entlastet wird, während die anderen stark belastet werden. Auch das ist zu vermeiden.
Vor dem Kranen sollte, wenn die Yacht über variablen Tiefgang verfügt, der Kiel im aufgeholten Zustand arretiert werden – nur dann muss man das Boot nicht unnötig weit anheben. Beim Auskranen wird mit aufgeholtem Kiel und Ruder das Absetzen auf dem Anhänger erheblich erleichtert. Der Trailer braucht dabei nicht perfekt platziert zu werden, das ist kurz vor dem Absetzen durch ein wenig händische Rangierarbeit schneller zu bewerkstelligen als das mühsame, präzise Einschwenken mit dem Kran. Ein Tipp: Das Rangieren mit einem doppelachsigen Trailer geht leichter von der Hand, wenn das Bugrad so weit herunter- oder hochgekurbelt ist, dass die vordere oder hintere der beiden Achsen in der Luft hängt oder zumindest stark entlastet ist. Denn bei engen Kreisfahrten arbeiten die Achsen wegen ihres unterschiedlichen Kreisradius gegeneinander und es entsteht viel Reibung an den Reifen, die oft nur mit Muskelkraft kaum zu überwinden ist.
Deutlich vor dem Manöver sollte erkundet werden, ob am vorhandenen Gerät mit stehendem Mast gekrant werden kann. Das ist oft bei Travelliften der Fall, bei großen Traversen selten, mit Heißstropp eher die Regel. Allerdings besteht oft die Gefahr, bei falscher Zuladung und deutlicher Vor- oder Achterlastigkeit des Bootes mit Teilen des Riggs, dem Mast oder Achterstag die Krantrosse zu touchieren. Da diese meist stark gefettet ist und auch oft Rostspuren aufweist, kann dies zu unschönen Abschmierungen führen. Wenn nach dem Segelsetzen das Großsegel mit diesen Stellen in Kontakt kommt, kann es hässliche Fettflecken geben, die nie mehr herauszubekommen sind.
Ein großer Vorteil des Kranens mit stehendem Rigg ist jedoch, dass dieses schon an Land gestellt werden kann. Das ist oft deutlich einfacher und sicherer als auf einem wackeligen Boot, außerdem landen Teile wie Splinte oder Bolzen nicht im Wasser, wenn man sie verliert, sondern können wieder aufgesammelt werden.
Wie oben beschrieben, wird das Manöver meist von geschultem Personal durchgeführt. Normalerweise ist auch das Kranunternehmen verantwortlich und in Regress zu nehmen, wenn es einen Schaden geben sollte.
Wenn etwas passiert, ist es für den betroffenen Eigner ratsam, den Fall so zu handhaben, als wenn er nicht versichert wäre, also das Kranunternehmen haftbar zu machen. Verfügt er über eine Kaskoversicherung, sollte er den Schaden auf jeden Fall seinem Versicherer melden. Dieser kann auch etwaige Lücken in der erstatteten Summe schließen, da vom Kranunternehmen normalerweise nur der Zeitwert erstattet wird.
Generell sollte sich jeder Eigner die AGBs des Kranunternehmens, des Hafenbetreibers oder auch seines Vereins ansehen. Denn es kann sein, dass in diesen Regressansprüche gegen das Kranunternehmen oder das Personal des Hafens ausgeschlossen sind. Sollte dies der Fall sein, muss der Kaskoversicherer darüber informiert werden.
Manchmal, gerade bei kleineren Kränen für kleinere Boote an den Binnengewässern, muss jedoch selbst gekrant werden. Dabei haftet der Eigner so gut wie immer für Schäden an seinem Boot, mitunter auch für Schäden am Kran, je nachdem, wie diese entstanden sind. Die eigene Kasko- und Haftpflichtversicherung sollte also geprüft werden, ob sie in solchen Fällen einspringt.
Damit möglichst nichts passiert, sollte man sich die Kranbedienung aber am besten vom Hafenpersonal oder einem Mitglied des dortigen Vereins erklären lassen. Das Wichtigste ist zunächst, dass die zugelassene Höchstlast des Krans nicht vom eigenen Boot überschritten wird.
Zur Bedienung: Je nach Ausstattung des Krans befinden sich auf der Bedienkonsole vier bis sechs Knöpfe, je zwei für die Bedienung folgender Funktionen: Haken rauf und runter, Krandrehung nach rechts und links sowie, wenn vorhanden, die Bewegung der Laufkatze am Ausleger vor und zurück. Vorsicht: behutsam beginnen und ohne Hektik. Meist haben die Schalter zwei Stufen, auf sachten Druck fährt der entsprechende Motor langsam, auf festen schaltet er in die schnellere Stufe. Diese sollte mit hängendem Boot nur von Könnern gewählt werden.
Ferner dankt es die Krantechnik, wenn immer nur ein Knopf zur Zeit betätigt wird, das Boot also nicht schon beim Anheben geschwenkt wird. Auch sollte es nie höher angehoben werden als unbedingt nötig, da das Dirigieren per Hilfsleinen mit zunehmender Entfernung vom Boden schwerer fällt.
Wenn der Krantermin steht, geht es immer unheimlich schnell, die hinten Anstehenden drängen die vorderen, da kann Druck und Hektik entstehen. Trotzdem sollte sich jeder die Zeit nehmen, die nötig ist, und den Druck nicht annehmen. So sollte das Boot nach dem Zuwasserlassen nicht sofort aus dem Geschirr genommen werden. Ein schneller Check, ob alles dicht ist, sollte immer drin sein. Dazu gehört ein Ventilplan an Bord, in dem alle Stellen verzeichnet sind, an denen Wasser eindringen könnte. Diese dann einmal rundherum zügig kontrollieren. Sollte es über den Winter zu Leckagen gekommen sein, etwa wegen eines geplatzten Ventils, hängt die Yacht so immer noch im Geschirr und kann direkt wieder aus dem Wasser genommen werden.