Ins Päckchen zu gehen, also parallel an anderen Yachten festzumachen, kann zu einem Highlight werden, im positiven Sinne. Wegen der geringen Distanz zueionander, dem gegenseitigen Helfen beim Festmachen, dem Betreten fremder Yachten kommt man sich unweigerlich näher, als es etwa in einer Box der Fall wäre. Stimmt dann die Chemie, kann es ein wundervoller Abend mit netten Leuten, neuen Freunden werden.
Ein anderer positiver Effekt sind längere Segeltage. Wer sich von vornherein damit abfindet, als Spätankommer im Hafen keine eigene Box mehr zu finden, kann auch den Nachmittag und frühen Abend draußen auf See genießen. So erspart man sich die Rallye am frühen Nachmittag in den Hafen.
Manch Segler behagt dagegen der Gedanke nicht, dicht an dicht mit anderen zu liegen. Denn zum einen bedeutet das, die Privatsphäre ein Stück weit aufzugeben und den Bordalltag anzupassen: Fremde Menschen laufen über das eigene Boot, die Versorgung mit Strom und Wasser ist nicht gewährleistet, Landgänge und Besorgungen werden ein wenig aufwändiger. Zum anderen können die An- und Ablegemanöver etwas anspruchsvoller ausfallen. Das sind allesamt Sorgen, die manch einen lieber früh den nächsten Hafen anlaufen lassen.
Auch kommt es gelegentlich vor, Segler versuchen, andere Boote abzuwehren, die bei ihnen längsseits gehen wollen. Dann werden an der freien Seite keine Fender ausgebracht, Beiboote festgemacht oder andere Crews verbal abgewehrt. Oft mit dem Spruch: “Wir legen aber morgen ganz früh ab”. Doch angesichts immer voller werdender Häfen rechtfertigt allein der Wunsch nach Privatsphäre derart abweisendes Verhalten nicht; es braucht schon gute Gründe. Etwa, wenn es die Yacht baulich nicht verträgt, die Drucklasten anderer Boote aufzunehmen. Dann wäre es aber angesagt, dass die Yacht selbst ablegt, die andere innen ins Päckchen lässt und selbst außen festmacht. Das gilt auch für den angeblichen Frühableger oder für den Fall, dass innen ein kleines Boot liegt und außen ein viel größeres Festmachen möchte. Da sollte einfach getauscht werden.
Sollte man dagegen selbst innen liegen und früher als die Außenlieger ablegen wollen, darf man diese keinesfalls einfach losmachen. Die Crew sollte geweckt und auf den Ablegewunsch aufmerksam gemacht werden. Stellt sich diese aber “tot”, weil sie noch ausschlafen möchte oder liegt gar verkatert in den Kojen, so dass kein Kontakt möglich ist, muss man sich anders behelfen. Dann sollte ein eigenes Crewmitglied auf der fremden Yacht verbleiben die sicherstellt, dass diese nach dem Losmachen wieder gut vertäut wird. Das Crewmitglied wird nach dem Ablegemanöver wieder eingesammelt, die fremde Crew muss das Betreten und Hantieren Fremder akzeptieren, wenn sie selbst nicht reagiert.
Neben der guten Seemannschaft gibt es auch rein rechtlich keine Handhabe, anderen das Festmachen längsseits zu verwehren. Mit dem Einlaufen in einen Hafen unterwirft man sich der Hafenordnung und diese sieht normalerweise vor, möglichst viele Yachten unterzubringen, wozu auch das Päckchenliegen gehört.
Fürs Päckchenliegen sind also ein wenig Vorbereitung und gegenseitige Rücksichtnahme nötig. Wir zeigen, wie es stressfrei gelingt.
Hafenmeister organisieren in manchen Häfen das Anlegen, in anderen sind Päckchenreihen für verschiedene Bootsgrößen vorgegeben. Meist bleibt die Wahl aber dem Skipper überlassen.
Dann heißt es zuallererst, nicht an kleineren, sondern stets an gleich großen, besser noch an etwas größeren Schiffen längsseits zu gehen. Schwerere Boote sind für kleine, innen liegende Yachten eine enorme Belastung. Im Zweifel sollten Sie lieber den Platz tauschen und nach außen gehen.
Auch die Freibordhöhe ist zu beachten: Die Scheuerleiste hochbordiger Yachten kann unter Umständen auf den Seezaun niedrigerer Boote drücken.
Wer ins Päckchen möchte, sollte den infrage kommenden Nachbarn zuvor um Erlaubnis bitten und Leinen und Fender vorbereitet haben. Das Anlegen erfolgt ähnlich, wie längsseits am Steg festzumachen. Dabei möglichst behutsam vorgehen. Ob Boote Bug an Bug oder wechselweise Bug an Heck festmachen sollten, hängt teils von den äußeren Bedingungen ab. So dürfen etwa die Masten zweier Nachbarlieger nicht auf einer Höhe nebeneinander stehen, wenn die Boote infolge von Schwell oder viel Wind im Hafen zu rollen beginnen. Ihre Salinge könnten sich verhaken, die Riggs Schaden nehmen. Dann besser Bug an Heck liegen. Oder ein Schiff um einen Meter nach vorn oder achtern verholen.
Vorteil des wechselweisen Liegens: Jeder hat im Cockpit etwas mehr Ruhe. Allerdings wird der Weg über die Vorschiffe der anderen Boote dadurch länger; der Landgang gerät zum Slalomlauf. Darüber hinaus bläst unter Umständen jeder zweiten Crew der Wind in Cockpit und Niedergang, und es klatscht die Welle ans Heck. In den meisten Fällen wird es daher für alle Beteiligten komfortabler sein, wenn sämtliche Buge in dieselbe Richtung zeigen.
Bei der Ansteuerung an ein fremdes Boot sollte man wie beim Längsseitsgehen am Steg darauf achten, wenn möglich gegen den Wind anzufahren. Vor allem, wenn es kräftiger weht. Das verringert die Gefahr, an der Bordwand des anderen Schiffes entlangzuschrammen, erheblich. Ausgebrachte Fender tun ihr Übriges. Die werden, einmal angekommen, angepasst und die Festmacher belegt.
Die Boote sollten dabei parallel zueinander liegen. Gerade moderne Yachten sind am Heck genauso breit wie in der Mitte. Viele Crews setzen die Vorleine zu dicht und geben auf die Achterleine zu viel Lose. Wenn das auf mehreren Booten gemacht wird, entsteht am Ende kein stabiles Päckchen, sondern ein Kreisbogen, der viel Platz verschwendet.
Landleinen verhindern, dass sich die miteinander verbundene Bootsriege vor und zurück bewegt. Damit das funktioniert, müssen die Leinen in einem ausreichend großen Winkel auch von den äußeren Schiffen zum Land hin ausgebracht werden. Ab einer gewissen Anzahl von Päckchenliegern ist das aber häufig nicht mehr möglich. In solch einem Fall erfüllen Leinen zu den Booten in den benachbarten Päckchen denselben Zweck.
Bei stark auflandigem Wind können von den außen liegenden Yachten zusätzlich Anker zur Seite ausgebracht werden, um das Päckchen noch besser zu stabilisieren und die innen liegenden Boote zu entlasten.
So nah wie im Päckchen kommen sich Boote freiwillig sonst selten. Gut abgefendert ist das aber weder beim An- oder Ablegen noch nach dem Festmachen ein Problem. Wenn klar ist, wie herum ein Schiff an einem anderen festmachen möchte, können an der entsprechenden Seite von vorn bis achtern alle vorhandenen Fender ausgebracht werden – an der anderen Seite werden sie zunächst ja nicht gebraucht. Ein Crewmitglied mit einem Ballonfender auf Standby kann zusätzlich helfen, Schrammen zu verhindern, besonders bei viel Wind oder falls Fender verrutschen.
Ist das Boot einmal fest, werden die Fender für den Aufenthalt im Hafen angepasst. Je nach Größe, Anzahl und Gewicht der Boote können im Päckchen bei auflandigem Wind enorme Kräfte auf den Rumpf eines innen liegenden Schiffs wirken. Dann müssen die Fender die oft bauchige Rumpfform zum geraden Steg ausgleichen. Ballonfender eignen sich gut für Bug und Heck, lange Fender für die Mitte. Ohne Vorschäden platzen sie zwar selbst bei besonders viel Winddruck nicht, können aber arg deformiert werden und damit ihren Zweck nicht mehr voll erfüllen. In solchen Fällen alternativ oder zusätzlich drei einzelne zu einem dicken Fenderpaket zusammenbinden. Das passt sich auch bei Lücken oder Leitern am Steg gut an. Einen ähnlichen Zweck erfüllt ein Fenderbrett. Kissenfender sind ebenfalls eine gute Ergänzung. Sie bleiben auch unter großem Druck noch relativ formstabil und behalten so ihre schützende Wirkung.
Boote an Backbord, Boote an Steuerbord und der Wunsch abzulegen – manchem Segler ist dabei gar nicht wohl. Häufig erübrigt sich die Sorge aber schon allein dadurch, dass die Reisewilligen mehr oder weniger alle um die gleiche Zeit losfahren.
Wichtig sind klare Absprachen mit den Nachbarn. Es kann durchaus sinnvoll sein, schon bei der Ankunft zu klären, wer wann wieder abreisen möchte. Will ein Innenlieger morgens um fünf los, einigen sich erfahrungsgemäß alle gern darauf, dass er schon am Vorabend nach außen geht und die anderen weiterschlafen können. Der Außenlieger kann dann in aller Ruhe genauso ablegen wie von einem Steg.
Wer sich mitten im Päckchen oder als erstes Boot am Steg wiederfindet, sollte erst recht mit den Nachbarn frühzeitig klären, wann er fort möchte, damit sie ihren Tag planen können. In Tidenrevieren bestimmen die Gezeiten und das Ziel den Zeitpunkt der Abfahrt, viel Spielraum bleibt den Abreisenden nicht.
Nicht immer müssen alle Schiffe ablegen, wenn ein Innenlieger heraus möchte. Ist vor oder hinter dem Päckchen ausreichend Platz, kann das Boot ohne großen Aufwand herausfahren. Wie das geht, zeigt beispielhaft die Bildfolge. Handlungsbedarf besteht dann zunächst nur auf den direkt benachbarten Schiffen. Mit Leinenarbeit lassen sich von dort aus bequem auch mehrere Boote bewegen, gegebenenfalls, indem die Leinen über die Winsch dichtgeholt werden oder mehrere Leute mit anpacken.
Wenn nicht gerade Flaute herrscht oder wenig Wind weht, sollte die Ausfahrt immer mit dem Wind erfolgen, nicht gegenan. Nur so ist gewährleistet, dass die verbleibenden Yachten nicht vom Wind weggedrückt werden und unkontrolliert abdriften. Vorsicht ist bei derartigen Manövern jedoch bei großen Booten geboten. Sie gehen schnell auf Drift, die hält man nicht mit den Händen an der Leine fest. Die Leine muss immer um die Klampe gelegt werden.
Bei stark ablandigem Wind oder wenn der Platz nicht ausreicht, kann es daher auch sinnvoll sein, dass die äußeren Schiffe kurz ablegen.
Wenn trotz guter Absprache alle klar sind für das Manöver, nur eine Crew sich auf einem ausgedehnten Landgang befindet oder noch schlummert, muss sich die Abfahrt dennoch nicht verzögern. Ein absolutes No-Go ist es dann, die Leinen anderer Boote einfach loszuwerfen und abzufahren. Und unnötig noch dazu. Es finden sich fast immer hilfsbereite Segler auf Nachbarschiffen oder am Steg, die das Ablegen mit Leinenarbeit unterstützen. Gegebenenfalls kann dazu auch ein Mitglied der eigenen Crew auf dem Nachbarboot oder am Steg abgestellt und später wieder eingesammelt werden.
Selbst das kurze Ab- und wieder Anlegen unter Motor kann mit einem unbemannten Schiff im Längsseitsschlepp gelingen – Umsicht und Erfahrung vorausgesetzt. Hilfreich sind in jedem Fall ein paar helfende Hände am Steg oder auf dem Boot, an dem wieder festgemacht werden soll, sowie klare Anweisungen an alle Beteiligten.
Enge führt schnell zu Reibung. Aber mit ein paar einfachen Regeln lässt sich Ärger vermeiden: