Jedes Jahr das gleiche Bild: Ab Oktober beginnen sich die Marinas auf den Kanaren mehr und mehr zu füllen. Crews aus ganz Europa treffen mit ihren Booten auf den Inseln ein, um dort letzte Vorbereitungen für die Passage über den Atlantik gen Karibik zu treffen. Viele verbringen mehrere Wochen mit Reparaturen am Boot und Verproviantierung. Frühestens Mitte bis Ende November ist dann mit dem Einsetzen des Nordostpassats zu rechnen, auf den alle warten.
Bis dahin werden die Plätze in den Marinas immer knapper. Insbesondere in den beliebten Häfen auf Lanzarote und Gran Canaria ist irgendwann Schluss: alle Plätze belegt! In Las Palmas ist das nicht allein den einzelnen Langfahrercrews geschuldet. Vielmehr finden sich hier jeden Herbst hunderte Segler mit ihren Yachten ein, die an den beiden großen Rallys des britischen Unternehmens World Cruising Club teilnehmen: der “Atlantic Rally for Cruisers” und der “Atlantic Rally for Cruiser plus”.
Erstgenannte führt auf direktem Weg nonstop in die Karibik, die Plus-Variante unternimmt hingegen einen Abstecher auf die Kapverden, bevor es dann von dort westwärts geht. Auch dem deutlich kleineren Hafen von Mindelo auf den Kapverden beschert das regelmäßig Platzprobleme, wenn hunderte Schiffe gleichzeitig eintreffen.
In Las Palmas di Gran Canaria regte sich in den vergangenen Jahren immer schon Unmut über die großen ARC-Flotten. Zumal für die Teilnehmer die Marina teilweise sogar freigeräunt wird; die Boote vieler ansässigen Liegeplatzinhaber werden dann in Päckchen gepackt oder außerhalb des Marinabereichs verankert. Auswärtige Langfahrer erhalten häufig erst gar keinen Platz.
Dieses Situation ist für die Betroffenen nicht schön, aber nachvollziehbar: die ARC-Crews spülen viel Geld in die Kassen der rund um den Hafen ansässigen Servicebetriebe, Schiffsausrüster, Restaurants, Kneipen und Cafés. Die Rally ist hier längst zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden.
Allerdings verschärfte sich das Platzproblem jüngst, da an den Rallys auch immer mehr große Katamarane teilnehmen. Die wurden früher stets allesamt ins benachbarte, kleinere Hafenbecken des Club de Vela Latina quasi ausgelagert. Doch inzwischen sind es so viele Zweirumpfer geworden, dass auch in der großen Sportbootmarina Stegplätze für sie freigemacht werden müssen - und zwar immer mindestens zwei für einen Kat!
Die Folge: Auf den Ankerfeldern vor der Marina wurde es zusehends enger - und damit auch unsicherer. Konnten doch längst die Ankerlieger nicht mehr in ausreichend großem Abstand voneinander ihre Schiffe platzieren. Die Gefahr, mit einem schwoienden Nachbarn zu kollidieren, stieg.
Das hat offenbar auch die Hafenbehörde erkannt und drei zusätzliche Ankerzonen eingerichtet. Die sollen dazu beitragen, die Situation zu entspannen. Sie befinden sich nördlich und südlich der Sportbootmarina (siehe Fotos).
Zu beachten ist aber, dass diese neuen Ankerzonen nacheinander zu füllen sind. Sprich, erst wenn Zone eins voll ist, wird Zone zwei geöffnet. Und sie stehen auch nur zeitlich befristet zur Verfügung. Und zwar in diesem Jahr einen Monat lang, vom 25. Oktober bis zum 25. November.
Einen Tag vorher, am 24. November, läuft die ARC-Flotte aus. Danach sollte wieder Ruhe in Las Palmas einkehren und genügend Plätze für andere Blauwassercrews zur Verfügung stehen. Paul Tetlow, Geschäftsführer des World Cruising Club, bedankte sich beim Hafen von Las Palmas für diese Vorkehrungen. “Die Maßnahme zeigt die große Unterstützung des Hafens von Las Palmas, um alle Fahrtensegler unterzubringen, die in einer so geschäftigen Zeit in Las Palmas sein möchten."