Lassen Sie sich von den Bildern in diesem Artikel nicht täuschen – so blutig geht es zum Glück nur selten an Bord zu. Unfälle wie der gerade von Rosalin Kuiper, die sich an Bord von Boris Herrmanns “Malizia” eine Platzwunde und eine Gehirnerschütterung zugezogen hat, oder die des Schweizers, der die Spitze seines kleinen Fingers verlor, sind selbst bei solch knallharten Regatten selten.
Segeln ist ein sicherer Sport, erst recht, wenn es um schwere Verletzungen oder gar tödliche Unfälle geht: Nur etwa zwei bis drei davon gibt es hierzulande im Jahr. Dennoch ist Segeln nicht völlig ungefährlich. Vor allem kleinere Blessuren kommen immer wieder vor. Wer ist nicht selbst schon beim Sprung vom Bugkorb ausgerutscht oder kennt jemanden, der sich dabei verletzte oder ins Wasser fiel?
Und: Auch kleine Wunden können weitreichende Folgen haben, da sind getrübte Urlaubsfreuden oft noch das geringste Übel. Nicht richtig versorgt, kann es zu allen erdenklichen Komplikationen kommen, wie Entzündungen oder Nervenschäden. Am besten ist es daher, die möglichen Risiken an Bord zu kennen und zu entschärfen, damit es gar nicht erst zu einer Verletzung kommt.
Die 15 häufigsten Verletzungsquellen haben wir in diesem Artikel nachgestellt. Zur Vorbeugung reicht es oft schon, Schuhe oder Handschuhe zu tragen und vor allem, sich der Gefahr bewusst und entsprechend vorbereitet zu sein. Dazu gehört auch das Bewusstsein, etwa beim Anleger, dass ein Schaden am Boot leichter zu beheben ist als ein gebrochener Knochen. Bei den ausgewählten Verletzungen handelt es sich außerdem um jene, bei denen die Crew gute Erstversorgung leisten kann. Diese ist jeweils Schritt für Schritt erklärt, in Zusammenarbeit mit Dr. Philipp Stalling, Arzt der Firma Seadoc.
Ziel jeder Behandlung sollte stets sein, Schmerzen zu lindern und eine weitere Verschlimmerung zu verhindern. Die gezeigten Methoden beziehen sich auf den küstennahen Fahrbereich, bei dem davon ausgegangen wurde, dass eine professionelle ärztliche Versorgung innerhalb weniger Stunden im nächsten Hafen erreichbar ist. Bei allen schwereren Verletzungen sollte unbedingt über Funk ärztliche Beratung eingeholt werden, ebenso, falls starke Schmerzen auftreten oder die Crew unsicher ist. Zu solchen Fällen gehört auch die Ohnmacht.
Falls Sie beim Anblick der Bilder zusammenzucken: Dem Autor geht es gut – das Rote ist Theaterblut.
Knochenbrüche lassen sich mit dem PECH-Schema übergangsweise an Bord versorgen:
Das betroffene Körperteil, meist Sprung- oder Handgelenk, ruhigstellen, wenn nötig stabilisieren. Spezielle Lagerungsschienen wie die hier gezeigte Splintschiene eignen sich ideal, es können jedoch auch Latten, Bretter, Handtuchrollen oder Ähnliches verwendet werden. Sie sind jedoch immer deutlich unkomfortabler. Bei Arm- und Rippenverletzungen empfiehlt sich die Verwendung des Dreieckstuchs. Lagekorrekturen – das sogenannte Repositionieren – sollten nur vom Facharzt an Land vorgenommen werden.
Kühlen ist das Wichtigste, je schneller nach dem Unfall, desto besser. Selbstkühlende Beutel eignen sich dafür sehr gut, ebenso die Bierdose aus dem Kühlschrank oder andere kalte Gegenstände. Aber nicht übertreiben, sonst kann es zu Kühlschäden kommen. Deshalb zwischen Kühlpad und Haut ein Tuch legen, es reicht Küchenkrepp.
Mit elastischen Binden die Verletzung umwickeln, nicht zu fest, aber doch so, dass spürbar Druck ausgeübt wird.
Danach den betroffenen Körperteil immer wieder erhöht lagern. Beides soll ein Anschwellen des Gewebes minimieren.
Tabletten helfen: Ein Depot an Schmerzmitteln sollte an Bord sein. Beim Hexenschuss helfen sie, die verkrampfte Muskulatur zu lockern. Bei anderen Verletzungen sollten sie genommen werden, um Schonhaltungen mit anschließenden Muskelverhärtungen zu vermeiden.
Beulen, Blutergüsse und überdehnte Gelenke gehören zu den mit Abstand häufigsten Verletzungen. Sie sind leicht zu behandeln, vor allem muss gekühlt werden. Durch das Kühlen soll eine Schwellung vermieden werden, die meist Schmerzen und eine Funktionseinschränkung bedeutet. Ist die Schwellung erst einmal da, nützt auch das Kühlen nichts mehr.
Ob durchrauschende Schot oder kochendes Wasser aus dem Teekessel – kurze Momente der Unachtsamkeit lassen die Betroffenen meist wochenlang an Verbrennungen zehren. Mit der richtigen Erstversorgung lassen sich Schmerzen lindern und Infektionen vermeiden. Bei Verbrennungen besteht eine hohe Infektionsgefahr. Sie sollten daher mit Sorgfalt behandelt werden.
Selbst kleine Schnitte sehen bei großem Blutverlust schnell furchteinflößend aus. Zudem sind sie meist enorm schmerzhaft und stellen manchmal (wie hier an der Fußsohle) eine echte Behinderung für den Betroffenen dar. Mit unserer Bilderstrecke können Sie immerhin Erste Hilfe leisten, die Wunde desinfizieren und die Blutung stoppen. Eine gründliche Wundreinigung und Behandlung größerer Wunden sollten Sie dann an Land von einem Arzt durchführen lassen.
Schon mit kleinen Maßnahmen lassen sich viele Risiken an Bord einer Segelyacht minimieren. Wir zeigen Ihnen, wie sie Verletzungen beim Segeln vermeiden!