RevierübersichtGriechenland für Einsteiger und Könner

Andreas Fritsch

 · 17.07.2023

Ionisches Meer
Foto: Yacht / Andreas Fritsch
Die Inselgruppen Griechenlands bilden ganz eigene Reviere – mit jeweils unterschiedlichen Ansprüchen. Eine Übersicht der verschiedenen Reiseziele

Über 3.000 Inseln, davon aber nur rund 100 bewohnt: Die griechischen Gewässer sind ein räumlich gewaltiges Revier, für das kaum ein Seglerleben ausreicht, um alles zu sehen. Die große Frage besonders für Einsteiger ist: Welches ist das richtige für mich? Das eher grüne, schwachwindige Ionische Meer? Oder die kargen, windzerzausten Kykladen mit ihren weißen Würfelhäusern? Und was unterscheidet die recht nah beieinanderliegenden Dodekanes-Inseln von den Kykladen? Unser nachfolgender Revier-Guide gibt eine Orientierungshilfe über unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, Infrastruktur und Charakter der Inseln. Wer dem Meltemi ein Schnippchen schlagen will, kann auch Oneway-Törns von Athen nach Kos, Mykonos oder Rhodos buchen, doch die Aufschläge dafür sind oft happig, ab etwa 600 Euro.

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1. Ionisches Meer

Das klassische Revier für Einsteiger oder Crews, die nicht in der windigeren Ägäis segeln möchten. Vor allem zwei Starthäfen, die gut mit Direktflügen zu erreichen sind: Korfu im Norden und Lefkas/Palairos (Flughafen Preveza) in der Mitte. Der Start in Korfu macht am Anfang und Ende den längeren Schlag nach und von Lefkas (ca. 30 Meilen) nötig. Die Inseln sind sehr grün, bergig, und im Leeschutz von Lefkas, Kefalonia und Ithaka liegen perfekt geschützt die kleineren Eilande. Dort sind die Entfernungen gering. Im Sommer allerdings ist es das vollste Revier Griechenlands. Das Charterangebot ist riesig. Etwa die Hälfte startet von Korfu, die anderen in der Mitte. Wer nur eine Woche segelt, hat ab Lefkas mehr Ziele. Zakynthos im Süden bietet wenige Ziele und bedeutet lange Wege, ist nur in einem 14-Tage-Törn empfehlenswert. Nachts oft Flaute, das Revier ist im Sommer eher thermisch dominiert. Im Frühjahr und Herbst viel Südwind und Gewitter.

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2. Sporaden

Kleinräumiges Inselrevier im Norden, in dem der Meltemi etwas schwächer ausfällt. Man startet im Golf von Volos und segelt die drei hübschen Hauptinseln Skiathos, Skopelos und Alonnisos samt kleinerer Nachbarinseln ab. Vielleicht auch einen Abstecher nach Euböa einplanen. Die Routenwahl ist etwas unflexibler als in den größeren Ägäis-Revieren. Da alles so überschaubar ist, kann man hier gut eine Woche segeln, aber auch zwei werden nicht langweilig. Schwierig war zuletzt die Fluganbindung nach Volos, es gab nur sehr wenige Direktflüge ab Deutschland.

3. Saronischer und Argolischer Golf

Das Revier wenig südwestlich von Athen ist beliebt für einen kurzen Wochentörn. Mit Ägina, Poros, Hydra, Dokos und einigen Festlandhäfen ein schönes Ferienziel, das im Sommer aber etwas überlaufen ist, vor allem an den Wochenenden. Die Häfen platzen dann aus allen Nähten, besonders Hydra (Foto), das für Ankerchaos berüchtigt, aber eben auch bildschön ist. Kurze Wege, und ab Hydra bietet die Küste etwas Schutz vor Meltemi. Für weniger erfahrene Crews eine Einsteiger-Alternative zum Ionischen Meer, aber nicht im Juli und August. Wer länger segeln will, kann das Revier auch einfach um den Argolischen Golf und die Peleponnes-Ostküste erweitern, wo es sehenswerte Orte gibt.

4. Kykladen

Das Königsrevier der Ägäis. Der stärkste Meltemi weht hier, die Distanzen zwischen den Inseln sind weit. Dafür gibt es viel Abwechslung. Manche Kult-Insel ist die Reise wert, wie Santorin oder Mykonos. Die Charaktere der Inseln sind so unterschiedlich, dass es immer wieder Neues zu entdecken gibt. Die Kykladen sind windzerzaust, kahl und bieten das typische Panorama der weißen Würfelhäuser an steilen Hängen. Es finden sich Unmengen guter Ankerbuchten, aber fast nur relativ simple Kommunalhäfen. Bei Meltemi sind die Anleger mit Buganker teils anspruchsvoll, es wird oft gerefft gesegelt. Etwas für erfahrene Crews, die Starkwind nicht schreckt. Aber: Der wird häufig in Shorts und T-Shirt abgewettert, das Meer leuchtet tiefblau, der Himmel genauso. Wer sich dem Revier vorsichtig nähern will, kommt in der Voroder Nachsaison, also etwa von Mai bis Anfang Juni oder Ende September bis Mitte Oktober. Starthäfen sind Athen oder Lavrion, der für eine Woche besser ist.

5. Nordgriechenland

Das Revier südlich von Thessaloniki rund um die drei Finger der Halbinsel Chalkidiki ist seglerisches Entwicklungsland. Es gibt ein paar Charterbasen, und es ist weniger überlaufen, der Meltemi deutlich schwächer. Doch die Strecken zwischen den Zielen sind groß. Berühmt ist die Gegend für die Klosterbergrepublik Athos, die nur mit Pilger-Genehmigung besuchbar ist.

6. Östliche Sporaden

Das Revier um Samos und Lesbos ist in den letzten Jahren infolge der Flüchtlingsströme dorthin und dem nicht empfehlenswerten Grenzwechsel zur Türkei etwas unter die Räder geraten. Es gibt wenige Charterbasen, ebenso wenige kleinere Inseln. Etwas für Griechenland-Kenner, die nach Neuem suchen.

7. Dodekanes

Die ideale Alternative zu den Kykladen, wenn man die langen Schläge meiden will. Die Distanzen zwischen den ebenfalls eher kargen Inseln sind geringer, es gibt dadurch immer mal wieder mehr Schutz. Obendrein sind hier drei gute Marinas: Kos, Leros und die neue in Rhodos (nicht der Stadthafen). Der Meltemi ist ebenfalls im Sommer stark. Gute Anreise mit Direktflügen nach Kos oder Rhodos. Ideal ist es, von Kos gegen den Meltemi die nördlichen Inseln zu erkunden. Kalymnos, Leros, Lipsi und Patmos haben noch jeden Besucher verzaubert. Es gibt sehr geschützte Buchten, einige Bojenfelder vor Tavernen und gute Häfen. Am Ende mit dem Wind zurück oder noch weiter Richtung der südlichen Inseln. Dafür sind 14 Tage nötig. Oder man startet eine Woche von Rhodos aus nordwärts.


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