Andreas Fritsch
· 03.09.2019
Den Archipel an der Nordostküste Griechenlands haben nur wenige Crews auf dem Schirm. Dabei sind die Inseln um Volos, Skiathos und Skopelos ein Top-Ziel
ANREISE
Flüge von einigen deutschen Flughäfen nach Volos ganz im Norden des gleichnamigen Golfes oder nach Skiathos. Letztere Anbindung ändert sich aber relativ häufig und erfolgte zuletzt nicht am Samstag. Manche Flottenbetreiber haben sich darauf eingestellt und bieten Übergaben auch in der Woche. Je nach Saison kosten die Flüge etwa 250 bis 450 Euro.
CHARTER
Es gibt Stützpunkte am Festland in Volos im Golf von Volos und Skiathos auf der gleichnamigen Insel sowie eine kleinere Basis auf Skopelos. Volos hat den Vorteil, dicht am Flughafen zu liegen, sodass nur ein kurzer Transfer entsteht. Will die Crew von Skiathos starten und findet keine Firma, die auch in der Woche die Übernahme von Yachten anbietet, muss von Volos ein langer, mehrstündiger Auto- und Fähr-Transfer nach Skopelos in Kauf genommen werden. Dasselbe gilt für Skopelos, das gar nicht direkt von Deutschland zu erreichen ist. Wer ab Volos startet, wird in einer Charterwoche nicht alle Inseln schaffen, wahrscheinlich nur Skiathos und Skopelos. Wer auch die weiter außen liegenden Inseln sehen will, sollte ab Volos zwei Wochen chartern oder ab Skiathos starten.
WIND UND WETTER
Die Sporaden sind ein vom Meltemi beeinflusstes Revier, auch wenn der Wind hier deutlich schwächer ist als weiter südlich in der Ägäis, eher um die 3 bis 4 Beaufort im Sommer als die 5 bis 6 in der Ägäis im Mittel. Der Wind weht vornehmlich aus Nord bis Nordost. Durchziehende Wärmetiefs können an der Südseite der Inseln für eine Dünung sorgen, die manche Buchten erreicht und dann unruhig macht. Im Trikeri-Kanal Düseneffekte von Ost nach West, Yachten müssen gen Skiathos dann meist kreuzen; nachmittags kann das rau werden. Von den Bergen im Golf von Volos und auch einigen Stellen der Inseln können vereinzelt Fallböen wehen.
Gute Wetter- und Seegangs-Vorhersagen gibt es auf der Seite des griechischen Wetterdienstes Poseidon (www.poseidon.hcmr.gr) und den üblichen Quellen wie Windy (www.windy.com) oder Windfinder (www.windfinder.de) sowie deren iOS- und Android-Apps.
HÄFEN & ANKERPLÄTZE
Meist Stadthäfen oder kleine Anleger, an denen man mit Buganker römisch-katholisch anlegt. In Volos und Skiathos auch Muringleinen. Nicht alle Häfen sind gut geschützt, man muss teils mit etwas Schwell von Fähren rechnen, zum Beispiel in Skopelos oder Skiathos. Sanitäranlagen gibt es nur selten. Strom teils an den Stegen, Wasser nicht immer, Tankwagen kommen dann an die Pier. Teils kein oder sehr geringes Liegegeld. Es gibt ausreichend Ankerbuchten, aber manchmal sind sie recht offen und bieten nur mäßigen Schutz, der Grund hält aber oft gut.
NAVIGATION & SEEMANNSCHAFT
Um die Inseln einige Untiefen und wenig Betonnung, wie in Griechenland oft üblich. Manche Häfen und Ankerplätze werden vom Schwell schneller Fähren und Motorboote beeinträchtigt. Beachtet werden müssen die Auflagen für das Robbenschutzgebiet rund um die Inseln Alonissos, Kyra Panagia, Skantzoura, Gioura, Piperi und Psathoura. Piperi und Gioura sind für Segler tabu. Empfehlenswert ist ein Besuch der Nationalpark-Verwaltung und der Ausstellung des Naturschutzverbands MOM am Hafen von Patitiri auf Alonissos. Hier geht es zur Website des Parks
LITERATUR UND SEEKARTEN
M. Haselhorst und K. Dittmann, "Charterführer Nördliche Sporaden", 19,90 Euro. R. Heikell, "Griechische Küsten", 69,90 Euro, beide Edition Maritim, zu bestellen unter www.delius-klasing.de.
Seekarten: Das inhaltlich beste Material sind die griechischen Sportbootkarten von Eagle Ray (24 Euro), die auch viele Hafenpläne und Fotos enthalten. Viel genutzt werden auch die britischen Sportbootkarten von Imray (24,50 Euro).
Wer eins der weniger erschlossenen griechischen Reviere erleben will, das zudem auch noch in vielen Ecken nicht überlaufen ist, liegt in dem Insel-Archipel von knapp einem Dutzend Eilande rund um Skiathos, Skopelos und Alonnisos genau richtig. Der Meltemi weht hier noch nicht mit der Stärke und Schärfe, die er weiter im Süden in der Ägäis erreicht, und die Inseln sind, besonders Skopelos, von dichtem Grün und Wald bedeckt. Skiathos ist zwar etwas touristischer durch viele britische Rucksack- und Pauschalurlauber, doch fast alle anderen Ziele sind nicht überlaufen, selbst im Sommer. Zudem bieten die Insel sowohl landschaftlich als auch von den Städten und Dörfern her genug Unterschiede: Je weiter man nach Osten segelt, umso einsamer und stiller wird es. Fischerorte wie Steni Vala auf Alonnisos mit seinen urigen Tavernen direkt am Hafen oder Agnontas auf Skopelos sind wie kleine Fluchten in eine heile Inselwelt.
Vor Ort trifft man auf typische griechische Lebensart mit kleinen Dörfern samt Tavernen und Bars direkt am Wasser, die typischen weiß gekalkten Häuser und die verschachtelten Ortszentren mit den schmalen Gassen, eingerahmt von Bougainvillea, Feigen- und Olivenbäumen. Das Revier bietet einen angenehmen Wechsel zwischen gerade genug Tourismus und Leben in den Dörfern, dass es nicht langweilig wird, und genug Natur und Raum, dass man vor Anker auch einmal seine Ruhe hat. Die Sporaden sind zudem sehr preisgünstig, es wird kaum Liegegeld erhoben, und Restaurants und Bars sind günstiger als in Deutschland. Die Hafen-Infrastruktur ist dafür sehr rudimentär, kein Ziel für verwöhnte Crews, die Komfort, Service und gepflegte Sanitäranlagen erwarten.
Allerdings dürfen nicht alle Inseln überall angelaufen werden: Die Sporaden sind eins der wichtigsten Rückzuggebiete der sehr seltenen Mönchsrobbe und Teile der Inseln sind daher Nationalpark und entweder ganz gesperrt oder in Teilen. Das Revier schmälert dies nicht wirklich, es gibt genug Alternativen.
Ein Highlight ist das quirlige Skiathos, das auch Shopping und Partywütige zufrieden stellen kann und zudem genug schicke Ankerplätze vor Stränden bietet, an denen es sich vortrefflich baden und in den Strand-Bars für einen Stopp einkehren lässt. Das sehr grüne und bergige Skopelos bietet landschaftlich eine traumhafte Küste, und der Hauptort an einem Berghang gelegen ist ein wunderschönes Ziel. Viele kennen den Ort aus dem Hollywood-Musical "Mamma Mia", das hier gedreht wurde.
Wer sich für einen Start schon im Golf von Volos entscheidet, hat ungefähr 35 Seemeilen Anfahrt, bis er die erste Insel Skiathos erreicht. Der Golf ist landschaftlich besonders im südlichen Teil durchaus reizvoll und bietet einige nette Ziele. Wer jedoch bis Alonnisos oder weiter will, hat dafür bei einem Wochentörn nicht viel Zeit. Der Starthafen hängt daher maßgeblich von der Flugverbindung ab (siehe oben) und wie viel Zeit der Crew zur Verfügung steht. Wer in Volos startet und den Archipel ins seiner ganzen Vielfalt sehen will, sollte zwei Wochen chartern.