CharteryachtenDiese 10 Yachten werden am liebsten gechartert

Andreas Fritsch

 · 05.11.2024

Platz 10: Dufour 460 Grand Large.
Foto: YACHT/J.M. Liot
Die beliebtesten Charteryachten: Die Plätze zehn bis eins zum Durchklicken
Welche Schiffe Crews in der Masse buchen, sagt einiges über den Chartermarkt aus. Wir haben eine große deutsche Agentur nach den “Most Wanted” Schiffen ihrer Kunden gefragt. Die Liste der 10 Bestseller

Für die meisten Charteragenturen ist es heute ein Kinderspiel, per Knopfdruck abzufragen, welche Yachten bei Ihnen im System am meisten gebucht wurden. Daraus lassen sich natürlich auch für die Agenten interessante Schlüsse ziehen, etwa welche Yacht-Typen die Kunden mögen oder welche ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis vorweisen. Daher fragten wir eine der größeren Agenturen in Deutschland, 1a Yachtcharter aus Lübbecke, nach ihrer Top-10-Liste. Das Ergebnis war teils mehr, teils weniger verblüffend.

Die Top-10 Charteryachten

Chartermarkt: Kats bauen ihren Anteil weiter aus

Grundsätzlich beleuchtet diese Top-10-Auflistung einige Dinge im Markt ganz anschaulich. Etwa, dass ein Katamaran auf Platz zwei landet, der Lagoon 42. Der Boom der Multihulls, genauer fast nur Kats, im Chartermarkt ist seit bald 10 Jahren ein Phänomen, sie werden an praktisch jedem Stützpunkt immer zahlreicher. Sie erfreuen sich aufgrund des enormen Platzangebotes und vor allem wegen der fast identisch großen Kammern großer Beliebtheit. Kein Streit um Kabinen- und Kojenverteilung, viele haben sogar ein eigenes Bad pro Kammer. Das gewaltige Cockpit ist zum Leben, Baden und auch Kochen unschlagbar. In der Karibik sind sie schon lange marktbeherrschend, weil der Kat im Atlantik-Schwell beim Ankern und im heißen Klima auch objektiv eine gute Wahl ist.

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Aber natürlich: Geht es um Segelaction und Performance, sind die oft sehr schweren Fahrtenkats weniger attraktiv als Monohulls. Das belegt vielleicht auch das Raumwunder Bali Catspace, das einen der hinteren Plätze in der Liste der 10 Boote belegt. Sebastian Kather von 1a Yachtcharter berichtet aber, dass sich der Katamaran steigender Beliebtheit erfreut: “Die Kunden, die voll auf Urlaubskomfort gehen, lieben den Bali wegen der großen Liegeflächen und anderer Features, die ihn so bequem machen. Da kann man sehen, dass einige unserer Kunden, die früher noch Lagoon gesegelt sind, abwandern, weil der Lebenskomfort klare Priorität Nummer 1 ist. Die wissen dann aber auch um die Segelleistungen.”

Da aber für immer mehr Crews Komfort, Platz und Badespaß höher bewertet werden, als Segeleigenschaften, sind Kats eben auf dem Vormarsch. Zurzeit sieht es eher so aus, als ob ihr großer Raumbedarf im Hafen und die höheren Liegegebühren irgendwann einmal ein Limit setzen werden. Im Mittelmeer und Karibik steigt auch rasant der Anteil an sehr großen Kats, die mit Skipper und Kabinencharter unterwegs sind.

Vier-Kabiner sind der Standard im Mittelmeer

Auch klar macht die Liste, dass die großen Monohulls für viele Charterfirmen die Brot-und-Butter-Schiffe sind. Das belegt nicht nur die Bavaria 46 auf Platz eins. Mit der Oceanis 46.1., der Dufour 46o Grand Large und der Sun Odyssey 440 sind vier weitere große Yachten aus dem vier Kabinen-Segment unter den beliebtesten Charteryachten. “Im Mittelmeer ist das ganz klar so, an der Ostsee sind die Drei-Kabiner noch stärker als im Warmen”, so Sebastian Kather.

Vier Kammern plus enorm viel Volumen bieten enormen Platz auch für größere Crews. Obwohl die Zeiten der Belegung mit 8 Personen auf vier Kammern als Standard auch längst vorbei sind. Nicht selten gönnen sich auch einzelne Herren-Crews mit vier Personen solche Yachten. Schnarchende Mitsegler, vier zahlungskräftige Mitsegler bei Herrencrews, da gönnt man sich einfach den Platz.

Interessant ist, dass kein Schiff der 50-Fuß-Plus-Klasse in der Liste auftaucht. Viele Flotten haben solche Yachten durchaus in ihren Buchungslisten. Doch der Komfortvorteil ist von 45/46-Fuß nicht mehr so ein gewaltiger Sprung. Die fünfte Kammer, die diese Boote manchmal haben, ist zudem oft eine Stockbett-Kammer. Die kann im Mittelmeer im Sommer eine Hitze-Qual sein oder mit zu kurzen oder zu schmalen Kojen nerven. Und in engen Mittelmeer-Häfen mancher Reviere ist eine 52er dann auch für die Anlege-Manöver eine Sache für sich.

Schiffe für Durchschnitts-Crews sterben nicht aus

Erfreulich ist derweil, dass die Drei-Kabinen-Schiffe um die 40 Fuß oder knapp darunter noch immer gut vertreten sind: Bavaria 37 und 41 Cruiser, Oceanis 38.1 und Sun Odyssey 410. Die Schiffe für Durchschnitts-Crews sterben demnach nicht aus. Für Familien, zwei Pärchen-Crews oder auch die typische Herrentour in kleiner Gruppe sind sie die erste Wahl. Bei Familien seien sie besonders beliebt, denn nicht immer sind die Sprösslinge, besonders im pubertierenden Alter, bereit, eine Kammer zu teilen. Da braucht es dann einen Drei-Kabiner für Eltern plus zwei Kids.

Eine Rolle spielt auch, wie lange ein Boot schon am Markt ist: Im Chartermarkt müssen erst entsprechende Stückzahlen angekommen sein, bevor es eine Yacht zum Bestseller bringen kann, wie man am Dauerbrenner Bavaria 46, die schon bald 10 Jahre auf dem Markt ist, deutlich sieht. Die Cruiser-Reihe ist ohnehin gut vertreten. Auffällig ist dagegen, dass es die C-Reihe nicht in die Liste geschafft hat. Der höhere Anschaffungs- und damit Wochenpreis könnte eine Rolle spielen.

Charteryachten: Kunden hadern mit Flotten-Trends

Bereinigt hat 1a Yachtcharter die Liste um Exoten, die teils aber in ihren Agenturen hohe Buchungszahlen erreichen. “Wenn mal in einer Flotte etwas Besonderes auftaucht, das die sportlichen Segler anspricht, wie eine X-Yacht, First, Pogo oder ähnliches, ist der Ansturm da groß, die Schiffe sind gut gebucht. Da haben wir dann viele Verträge, aber nur mit einem einzigen Boot, das verzerrt ein bisschen”.

Überhaupt sind die Segelleistungen und vor allem auch Segelspaß ein Thema: “Wir haben immer mehr Kunden, die mit den Selbstwendefocks hadern. Erst waren sie nur auf wenigen Yachten vertreten, jetzt werden sie immer mehr, auch im Kat-Bereich. Das ist für manche unserer Kunden ein K.-o.-Kriterium. Sie wollen, dass die Crew noch etwas zu tun hat im Manöver”, so Sebastian Kather. Es sei auch immer schwerer für solche Kunden, größere Schiffe mit durchgelattetem Groß zu finden. Manche Kunden mögen aber einfach keine Roll-Großsegel. Viel Auswahl haben sie in manchen Revieren nicht mehr.

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