Brewis: Zuerst habe ich als AQP beim letzten Rennen teilgenommen. Clipper hat mich im Anschluss ermutigt, eine Ausbildung als Skipperin zu machen. Bei einem dreitägigen Probetraining haben sie mich wirklich unter die Lupe genommen: Wie gut ist das technische Segeln, wie ist der Umgang mit der Crew, werden die Sicherheitsvorkehrungen eingehalten? Sie setzen dich unter großen Druck und versuchen dich zum Durchdrehen zu bringen, indem sie dich ständig fragen: Warum tust du dies, warum tust du das?
Die Leute kommen aus unterschiedlichen Kulturen und haben unterschiedliche Persönlichkeiten. Und jeder hat eigene Gründe, am Rennen teilzunehmen. Alles unter einen Hut zu bringen ist eine der schwierigsten Aufgaben.
Ich würde gern gewinnen. Das wäre fantastisch. Alle sagen, sie seien nicht wettbewerbsorientiert, bis sie irgendwann gewinnen. Dann sagen sie plötzlich: „Oh, das macht aber Spaß.“ (lacht)
Letzten Endes spielt das keine Rolle. Ich bin mir bewusst, dass es zunächst ein Hindernis ist, das ich überwinden muss. Ich glaube, viele Leute, die doppelt so alt sind wie ich, denken: „Meine Güte, sie ist diejenige, die das Boot um die Welt skippern wird.“ Ich bin zwar erst 26, aber ich kann diese Boote wirklich gut segeln. Damit gebe ich der Crew ein gutes Gefühl, und sie lernt, Vertrauen in mich zu haben.
Es besteht immer noch eine große Kluft zwischen Männern und Frauen. Bei den meisten Trainings war ich die einzige. Es gibt ein paar bekannte Skipperinnen wie Ellen MacArthur, aber viele Frauen sind in diesem Bereich nicht vertreten. Leider gibt es nicht viele, zu denen junge Frauen aufschauen können und sagen: „Seht sie an, sie segelt um die Welt.“ Daran müssen wir arbeiten. Junge Mädchen müssen wissen: „Oh, wow, das könnte ich auch machen.“ Es ist eben nicht nur ein Traum, es ist absolut machbar.
Interview: Andreas Zerr
Das Clipper Round The World Race 2023-24 startet in Portsmouth am 3. September. Von hier führt die erste Etappe über einen Zwischenstopp in Cadiz/ Spanien nach Punta del Este in Uruguay (ca. 7.250 nm). Weiter geht es nach Kapstadt (4.200 nm) und von dort durch den Indischen Ozean nach Fremantle in Westaustralien (5.500 nm). Die vierte Etappe landet Ende des Jahres in Sydney (4.000 nm).
Anfang 2024 segelt die Flotte weiter nach Zhuhai in China, wobei ein oder zwei noch nicht genannte Zwischenstopps vorgesehen sind (6.300 nm). Die sechste und längste Etappe stoppt in Qingdao und führt dann über den nördlichen Pazifik nach Seattle (8.000 nm). Während der siebten Etappe fährt das Feld die Westküste der Vereinigten Staaten herunter, durch den Panamakanal und wieder nach Norden an der Ostküste hoch bis nach New York City oder Washington (7.200 nm).
Die finale Etappe des Clipper Race führt dann zurück nach England, wo das siegreiche Team Ende Juni/Anfang Juli 2024 gekürt wird (4.400 nm). Insgesamt segelt die Flotte in rund elf Monaten rund 40.000 Seemeilen. Bei Hannah Brewis mit an Bord sein wird auch der deutsche Andreas Zerr. Er bereitet sich seit zwei Jahren intensiv auf das Rennen vor und wird fünf Etappen bestreiten.