Max Gasser
· 13.12.2022
Ein heftiges Tiefdruckgebiet mit bis zu 50 Knoten Wind hat die Class40 Flotte bei der Globe 4o, einer Weltumsegelungsregatta in acht Etappen, erwischt. In den kommenden Tagen erreichen die Segler des kleinen “Ocean Race” Kap Hoorn
Seit mehr als zwei Wochen segeln die Teams der Globe 40-Regatta ihre fünfte Etappe von Papeete (Tahiti) nach Ushuaia (Argentinien). Rund 1.000 Meilen vor Kap Hoorn haben die Class40-Crews mit einer Reihe von Tiefdruckgebieten zu kämpfen, die Windstärken von bis zu 50 Knoten mit sich bringen. Obwohl die Skipper bisher keine ernsthaften Schäden melden, herrscht eine angespannte und konzentrierte Atmosphäre in dieser schwierigen Phase, die Ende der Woche mit der Umrundung des legendären Kaps ihren Höhepunkt erreichen soll. Von sieben gemeldeten Yachten konnten nur noch fünf überhaupt zu dieser Etappe starten.
Die Crew der japanischen “MILAI Around The World”, die aktuell den ersten Platz belegt, hat den 50. südlichen Breitengrad überquert und ist damit gestern in das Reich der "Furious Fifties" eingetreten. Nach einer ersten Woche, in der die Führung ständig wechselte, konnten sie dank der starken Winde und einer rechtzeitigen Segelreparatur einen Vorsprung auf die Flotte herausgefahren. Aber noch ist alles offen.
Gestern zog ein heftigeres Tiefdruckgebiet als vorhergesagt über die Flotte hinweg und sorgte für eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von 35 Knoten, in den Böen bis zu 50 Knoten. Keine einfache Situation für die Zweihand-Crews. In diesen kritischen Momenten hat für die Hochseesegler Solidarität und Zusammenhalt für ein paar Stunden Vorrang vor den sportlichen Zielen. Das zeigte auch die Nachricht von Frans Budel (“SEC HAYAI”) nochmals eindrücklich. Der Skipper des Gesamtführenden (nach Leg 4) richtete sich an die anderen Teams: “Hallo zusammen, es kommt schweres Wetter auf. Wir möchten euch allen sagen: Seid vorsichtig, bleibt sicher und versucht in der Zwischenzeit, schnell zu segeln. Haltet durch! Grüße, Frans und Ysbra”.
Die US-Amerikaner Joe Harris und Roger Junet (“GRYPHON SOLO 2”) erlitten ungefähr 1.400 Meilen vor dem Hoorn bereits einen Schaden - der Gennaker (A3) riss. Die Crew hatte bereits darüber nachgedacht, das Segel aufgrund des zunehmenden Windes zu bergen und war kurz davor, das auch umzusetzen. Doch die Zerstörung des Gennakers war noch nicht das Ende, wie Joe Harris eindrücklich berichtet:
“Da wir davon ausgehen, dass der Wind bei etwa 30 Knoten bleiben wird und wir nach Lee fahren, entschließe ich mich, das Solent, also die Genua, auszurollen. Es dauert nicht lange, bis der Wind in Böen auf 40 Knoten, dann 45 Knoten ansteigt und wir eindeutig das kleinere Stagsegel hätten setzen sollen. Das Boot rast mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 26 Knoten die Wellen hinunter, etwas übermütig und unkontrolliert. Ich ärgere mich schon wieder, dass ich zu viel Segel gesetzt habe, ein Fehler, den ich nicht oft mache, aber jetzt schon zweimal, weil ich versucht habe, aggressiv zu sein und im Rennen Meilen zu gewinnen, anstatt mich um das Boot zu kümmern.”
Aktuell befindet sich das Feld wieder in deutlich gemäßigteren Bedingungen, erwartet vor Kap Hoorn allerdings wieder 30 Knoten und mehr.
Die Globe 40 ist ein Weltumsegelungsrennen in acht Etappen, das sowohl für Amateure als auch für professionelle Skipper zugänglich ist. Zudem wird mit einem Boot gesegelt, das sowohl wettbewerbsfähig als auch finanziell einigermaßen erschwinglich ist. Für viele bietet die Class40 mittlerweile einen wichtigen Zwischenschritt vom Mini 6.50 zu den großen Imocas. Auch die deutschen Offshore-Youngsters Lennart Burke und Melwin Fink sind mit einem gemeinsamen Projekt in der Klasse zu Hause.
Der Kurs bietet einige einzigartige Zwischenstopps, wie Mauritius, Tahiti oder Ushuaia im Süden Argentiniens. Der Ort am ‘Ende der Welt’ und das ‘Tor zur Antarktis’ ist der nächste Stopp für die Teilnehmer. So untypisch das Ziel in der Welt der Regatten ist, so wunderschön ist es auch, inmitten der schneebedeckten Berge Patagoniens und der reichen Meeresfauna im Beagle-Kanal.