Tatjana Pokorny
· 10.10.2022
Jungprofi Lennart Burke geht seinen nächsten Schritt auf der Karriereleiter: Im bretonischen Bénodet ließ er heute mit seinem Team die neue Class 40 zu Wasser
Auftraggeber und Eigner der bei Pogo Structures gebauten Pogo 40 s4 ist Dr. Joachim Wünning. Der beflügelt den erst 24-jährigen Hamburger Lennart Burke auf seinem Weg zum Offshore-Profi. Jetzt wurde der Neubau in Frankreich erstmals zu Wasser gelassen. “Es ist so krass, wenn dein Traum plötzlich vor dir steht”, entfuhr es dem ehemaligen Mini-Transat-Segler Lennart Burke in Bénodet. Burke chartert die Class 40 “zu fairen Konditionen” vom Eigner. Sein erster Eindruck: “Alles ist so riesig, so unglaublich. Dieses Boot nun bewegen zu dürfen empfinde ich als große Ehre.”
Die neue Class 40 heißt “Meganisi”. Benannt ist sie nach der gleichnamigen griechischen Insel, auf der ihr Eigner ein Segelcamp betreibt. Am späten Nachmittag des 10. Oktober wurde “Meganisi” mit ihrem “sexy schwarzen Bug”, wie Burke das Geschoss mit Augenzwinkern beschreibt, in Frankreich ins Wasser gekrant. Ihr Skipper war schon vorher beeindruckt: “Das Boot hat schon in der Halle so viel Power ausgestrahlt. Das will schnell segeln und alles geben. Und es strahlt Sicherheit aus.”
Nach schneller Bauzeit von 38 Wochen bei Pogo Structures im französischen Finistère wird die Class 40 bald schon segelbereit sein. Die neuen Incidence-Segel und das Tauwerk werden in der kommenden Woche eintreffen. Burkes ganzer Stolz ist die Baunummer sechs aus der Pogo-s4-Form.
Die Baunummer eins ging an den früheren Stabhochsprung-Olympiasieger und Class-40-Skipper Jean Galfione. Baunummer zwei segelt mit der “Sogestran – Seafrigo” von Cédric Chateau. Baunummer drei bekam ein Privatier, die vier ist Xavier Macaires “Group Snef”, die fünf hat mit “Everial” Stan Thuret. “Und dann kommen wir”, sagt Burke zutiefst glücklich über die bisherige Zusammenarbeit mit der französischen Werft. Entworfen hat die Pogo 40 s4 Guillaume Verdier.
Burkes Plan sieht vor, den neuen Racer fürs Wintertraining ins portugiesische Revier von Lissabon zu verlegen. Das hat vor allem logistische Gründe, wie er erklärt: “Es ist in vielerlei Hinsicht besser für den Winter als Frankreich: Es ist wärmer, Flüge und die Unterkünfte sind günstiger.” Mit seinem Projekt geht der Profi beim Wechsel vom Mini in die nächsthöhere Klasse ins Risiko.
Noch sucht der für den Norddeutschen Regatta Verein und den Stralsunder Segler-Verein startende bodenständige, aber ehrgeizige Regattasegler Partner für sein Projekt: “Ich möchte mich etablieren, als Profisegler wachsen. Ich möchte das unbedingt! Ich möchte die Möglichkeit schaffen und lernen, einer der Besten im Offshore-Segeln zu werden.”
Er habe, so Burke, jetzt schon gute Bedingungen, für sein großes Ziel zu arbeiten: Mit dem neuen Boot geht er in Vorleistung. Mit seinem Team sucht Burke den oder die Partner, die in dieser frühen Phase auf die Talente des jungen Mannes aus Mecklenburg-Vorpommern setzen und mit ihm wachsen wollen. Mit seinem Mini “Vorpommern” und der Sparkasse Vorpommern war ihm vor der Teilnahme am Mini-Transat 2021 schon einmal ein kleiner Coup gelungen. Zur Homepage von Lennart Burke Sailing geht es hier.
Mit rund 1,5 Millionen Euro über vier Jahre könne seine Kampagne, so Burke, künftig auf einer starken Basis stehen. “Bei meiner Werbung dafür kann ich jetzt mit dem Boot noch einmal einen ganz anderen Eindruck vermitteln”, erklärt Burke, “ich stehe zunächst für die Chartergebühren gerade und habe die Chance, etwas Großes zu gestalten, neue Akzente in der deutschen Segelszene zu setzen.” Burkes Credo auf dem Weg nach oben: “Ich bleibe mutig.”
Mutig war einst auch Vendée-Globe-Star Boris Herrmann. Auch der heute bekannteste Segler Deutschlands hat auf seinem Weg nach oben mehr als einmal kämpfen müssen. Auch er segelte Mini und Class 40. Herrmann fand mit Holly Cova eine starke Managerin für seine Kampagne. Gemeinsam mit ihrem Netzwerk gewannen sie Partner für den Aufstieg und die daraus erwachsenen Erfolge. Hier geht es zu Team Malizias Homepage.
Die Class 40 gilt als Sprungbrett für den Einstieg in die Königsklasse Imoca. Die Imocas sind ab 15. Januar erstmals auch mit Teams als neue Division im The Ocean Race aktiv. Vorab sind sowohl die Imoca-Solisten als auch die Class-40-Besten ab 6. November im Transat-Klassiker Route du Rhum gefordert.
Lennart Burke hatte sich mit Blick auf den Class-40-Neubau frühzeitig und besonnen gegen einen hektischen Kaltstart in die Route du Rhum entschieden. Er will das neue Boot in Ruhe testen und optimieren, es nicht schon kurz nach der Erstwasserung über den Atlantik prügeln. Das passt zum Ansatz des jungen Aufsteigers aus Mecklenburg-Vorpommern: “Alles mit kühlem Kopf!”