„Next Generation Sailing Team“Burke und Fink bündeln ihre Kräfte

Tatjana Pokorny

 · 17.11.2022

„Next Generation Sailing Team“: Burke und Fink bündeln ihre KräfteFoto: Next Generation Boating
Lennart Burke (r.) und Melwin Fink sind das „Next Generation Sailing Team“. Sie wollen gemeinsam erfolgreich sein

Ein Novum im deutschen Segelsport: Lennart Burke und Melwin Fink steuern ihre Profizukunft nach dem Umstieg in die Class 40 künftig gemeinsam an. Das junge Bündnis „Next Generation Sailing Team“ hat viel Potenzial und das Transat Jacques Vabre im Visier

Warum allein, wenn es zusammen mehr Erfolg verspricht? Diese Frage stellten sich die früheren Mini-Asse Lennart Burke und Melwin Fink zuletzt immer öfter. Jetzt haben die beiden Jungprofis eine fulminante Antwort gefunden: Als Next Generation Sailing Team gehen der 24-jährige Stralsunder Burke und sein 20-jähriger Segelpartner Melwin Fink aus Bad Salzuflen als Duo auf Kurs Zukunft.

Goldener Ausblick von der neuen Class 40 „Meganisi“Foto: Next Generation Boating
Goldener Ausblick von der neuen Class 40 „Meganisi“

„Wir wollen eine ganz neue Basis aufbauen“

Basis der Zusammenarbeit ist Burkes Class-40-Neubau „Meganisi“, für den er sich nun mit Melwin Fink die Verantwortung teilt. Dafür haben die Senkrechtstarter mit der Next Generation Boating GmbH am 2. November sogar eine gemeinsame Firma gegründet, die sie als gleichwertige Partner tragen.

„Wir wollen eine ganz neue Basis aufbauen“, sagt Lennart Burke zum Joint Venture. Burke hatte schon im Mini-Transat 2021 eng mit Fink zusammengearbeitet, als beide noch Gegner waren. Melwin Fink, der ursprünglich noch eine zweite Mini-Transat-Kampagne angesteuert hatte, hat seinen Fokus jetzt geändert. Auslöser dafür war die vor drei Wochen erhaltene Absage von den Mini-Transat-Organisatoren, die ihm keine Chance mehr für eine Qualifikation für das kommende Rennen in 2023 einräumten.

Der havarierte Mini wurde zum Totalschaden und torpedierte Melwin Finks Hoffnung auf eine zweite Mini-KampagneFoto: Melwin Fink
Der havarierte Mini wurde zum Totalschaden und torpedierte Melwin Finks Hoffnung auf eine zweite Mini-Kampagne

Hintergrund der harten Entscheidung: Fink hatte seinen Neubau im April dieses Jahres in einem Sturm vor Mallorca bei einer Überführung aufgeben müssen. Das Boot endete als Totalschaden. Fink zog durch, bestellte einen weiteren neuen Mini, rüstete ihn erneut aufwändig aus und kämpfte um seine Qualifikation. Weil ihm aber Startplätze bei wichtigen Qualifikationsregatten aufgrund des Bootsverlustes gestrichen worden waren, konnte er die Kriterien trotz aller Mühen nicht mehr erfüllen.

Mit Simon Koster auf „Banque du Léman“ wertvolle Erfahrung gesammelt

Statt zu jammern und zu klagen, hat Fink sich neu orientiert. Mit Lennart Burke war er Teil der Überführungscrew des aktuellen Route-du-Rhum-Fünften Simon Koster auf dessen Class 40 „Banque du Léman“. Gemeinsam hatten sie sein Boot in den Starthafen Saint-Malo gebracht. Burke sagt: „Der Mann ist ein toller Mensch, als Segler eine Maschine und mit seinem Boot eins. Er hat uns so viele gute Tipps gegeben. Kommunikation, Schlafen, Essen vergisst er. Für ihn gibt es nur das Boot, das Boot, das Boot.“

Anschließend brachten Burke und Fink die neue Class 40 „Meganisi“ gemeinsam nach Portugal, wo sie ihr Winterlager in Box 10 der Marina von Cascais bezogen hat. Bis zum Jahresende wollen die beiden jungen Deutschen hier noch rund drei Wochen trainieren. Im neuen Jahr geht es direkt weiter.

„Wir machen ab sofort alles zusammen. Wir haben nach dem Scheitern meiner Mini-Transat-Kampagne entschieden, Kompetenzen, Sponsoren und Kontakte zu bündeln“, sagt Melwin Fink. „Ziel unseres Projekts ist es, die Partner, die Kräfte, die Möglichkeiten zusammenzubringen und zu nutzen.“ Die Fusion läuft auf Hochtouren. „Erst sehen wir, wer was hat, wer was kann, wer was einbringt, und dann strukturieren wir“, erklärt Burke den Plan.

Die neue Class 40 „Meganisi“Foto: Next Generation Boating
Die neue Class 40 „Meganisi“

Die sportlichen Ziele: drei Doublehand-Klassiker und das Transat Jacques Vabre

Sowohl Burke als auch Fink haben erkannt, dass der Bund sie stärken wird. „Zu viele kochen immer nur ihr eigenes Süppchen“, sagt Fink, „wir sind beide megajung und können zusammen viel erreichen.“ Die sportlichen Ziele sind bereits ins Visier genommen. Drei Doublehand-Klassiker stehen bis zum ersten größeren Gipfelsturm auf dem Programm: das Normandy Channel Race, das Les Sables–Les Açores und das Rolex Fastnet Race. Dann wollen Lennart Burke und Melwin Fink im Herbst 2023 ihr erstes Transat Jacques Vabre zusammen bestreiten.

„Das ist ein sehr straffes Programm“, weiß Burke, „aber es sind attraktive und erstklassige Rennen – sowohl aus sportlicher Sicht als auch für unsere Partner. Wir werden nicht gleich die ganz großen Ergebnisse einfahren, aber wir wollen beweisen, dass wir zusammen weit kommen können.“ Das passende Boot dazu hat das Duo im Aufbruch. Die neue Pogo beschreiben die Segler als „Waffe“, „unglaublich“, „eine ernsthafte Rennmaschine“ und „was wirklich Großes mit viel Speedpotenzial“.

Die neue Class 40 „Meganisi“ bei ihrer ErstwasserungFoto: Jens Scholz
Die neue Class 40 „Meganisi“ bei ihrer Erstwasserung

„Das Boot schlug auf die Wellen, als gäbe es kein Morgen“

Bei der Überführung hat sich der Neubau bereits als zuverlässig und vielversprechend erwiesen. Burke erzählt: „Wir sind happy, dass ‘Meganisi’ grandios durchs Wetter gekommen ist. Da ging es auch rau und hart zu. Das Boot schlug auf Wellen, als gäbe es kein Morgen mehr. Aber alles ging gut. Wir sind vielleicht nicht im 110-prozentigen Rennmodus gefahren, haben aber schon gepusht.“ Einwurf Melwin Fink: „Ach, ich denke, wir waren schon mal bei 100 Prozent.“ Beide lachen. Und Burke freut sich: „Ich denke, wir haben mit einem Pogo-Neubau alles richtig gemacht. Wir haben ein Boot in super Qualität, an dem nichts auszusetzen ist.“

Hier stellt Lennart Burke die neue Class 40 vorFoto: Jens Scholz
Hier stellt Lennart Burke die neue Class 40 vor

Es bleibe eine große Ehre, so ein Boot segeln zu dürfen, sagt Burke. Die neue Class 40 sei schnell wie der Wind, gut für ihre Karriere und hebe sich ab. „Es lässt mich sehr positiv in die Zukunft blicken, dass Melwin und ich dieses Projekt jetzt zusammen angehen. Da verteilen sich auch Lasten auf mehrere Schultern: Wir haben gemeinsam noch viel mehr Potenzial.“

Burke über Fink: „Ich schätze seine Ausdauer und Nachhaltigkeit“

Sein Jurastudium hat Melwin Fink aktuell auf Eis gelegt. Sowohl er als auch Burke gehen ihre Mission entschlossen und mit hundertprozentigem Engagement an. Sie steuern eine Profikarriere an und schätzen sich dabei gegenseitig. „Was ich an Melwin allgemein gut finde, ist, dass er ziemlich ähnlich ist wie ich. Wir haben vergleichbare Herangehensweisen und die gleiche Leidenschaft. Ich schätze seine Ausdauer und Nachhaltigkeit. Es gibt nicht so viele Segler, die eine solche Ausdauer mitbringen.“

Melwin Fink stimmt zu: „Ich kann mich nur anschließen. Wir haben ziemlich die gleichen Ansichten, wollen alles sehr intensiv vorbereiten, zu 100 Prozent für Rennen bereit sein. Wir sind schon super eingespielt. Und jetzt auch offiziell ein Team!“

Gemeinsam auf „Meganisi“ im Einsatz: Lennart Burke und Melwin FinkFoto: Next Generation Boating
Gemeinsam auf „Meganisi“ im Einsatz: Lennart Burke und Melwin Fink