Vendée GlobeVendée-Globe-Starterfeld veröffentlicht – Oliver Heer im Glück: “We are in!”

Tatjana Pokorny

 · 02.07.2024

Das 40-köpfige Starterfeld für die 10. Vendée Globe
Foto: Vendée Globe
Die Rennleitung der 10. Vendée Globe hat heute die Namen der 40 Skipper und Skipperinnen veröffentlicht, die an der zehnten Jubiläumsauflage der Solo-Weltumsegelung teilnehmen dürfen. “We are in!”, jubelte der Schweizer Oliver Heer, der sich im Kampf um den letzten verbliebenen der auf 40 begrenzten Startplätze durchsetzen konnte. Das Nachsehen haben der Brite James Harayda und der Franzose François Guiffant

Das Starterfeld für die 10. Vendée Globe ist seit heute offiziell: 40 Wagemutige aus elf Nationen wollen am 10. November vor Les Sables-d’Olonne in die Solo-Weltumsegelung starten. 34 Männer und sechs Frauen nehmen die Herausforderungen der härtesten Soloprüfung des Segelsports an. Mit dem Hamburger Boris Herrmann und der Deutsch-Französin Isabelle Joschke werden auch zwei Meeresstürmer unter schwarz-rot-goldener Flagge ins Rennen gehen. Den Kampf um den 40. und letzten Startplatz hat jetzt der Schweizer Oliver Heer für sich entscheiden können.

Aus Sicherheitsgründen und um den einzigartigen und außergewöhnlichen Charakter dieser Regatta zu bewahren, wurde die Anzahl der Starter auf 40 festgelegt” (Veranstalter Vendée Globe)

Ursprünglich hatten sich 44 Kandidaten um einen Startplatz bei der wichtigsten Einhand-Regatta der internationalen Segelwelt beworben. 42 hatten sich schließlich qualifiziert, doch auch einer Last-Minute-Petition, die für die Auflagen 2024 und 2028 auf 40 limitierte Starterzahl doch noch auf 42 zu erweitern, wurde nicht stattgegeben. Die Begründung dafür lieferten die Veranstalter gleich mit: “Aus Sicherheitsgründen und um den einzigartigen und außergewöhnlichen Charakter dieser Regatta zu bewahren, wurde die Anzahl der Starter auf 40 festgelegt, wie es auch bei der Ausgabe 2028 der Fall sein wird.”

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Drei Kandidaten, nur eine Wildcard für die Vendée Globe

Die Qualifikationsregeln für die Vendée Globe waren 2020 mit Blick auf das imposante Klassenwachstum verschärft worden: Die Segler mussten zwischen 2022 und 2024 bei zwei Solorennen an den Start gehen und mindestens eines davon in einer Zeit beenden, die im Rahmen der Zeit des Siegers plus 50 Prozent blieb. Von den Kampagnen konnten 42 diese Auflagen erfüllen. Weiter hatte das strikte und zielorientiert dem Wohl den Rennens wie auch der damit verbundenen Imoca-Klasse dienende Reglement verfügt, dass 13 neu gebaute Boote automatisch ausgewählt werden. 26 weitere Teams wurden entsprechend der Anzahl der seit dem Transat Jacques Vabre bei festgelegten Regatten erworbenen Seemeilen ausgewählt.

Den 39. und letzten Vendée-Globe-Startplatz hatte sich die junge Französin Violette Dorange gesichert. Ihre Landsfrau Clarisse Crémer schaffte den Cut mit Platz 37 und sagte: “Ich fühle mich, als hätte ich mich gerade aus drei Jahren Nebel befreit. Es ist eine riesige Erleichterung.” Der 40. Platz war mit einer Wildcard für alle denkbaren und undenkbaren Fälle verknüpft worden und blieb daher zunächst leer.

Die meisten Meilen gaben den Ausschlag

Auf diese Wildcard für die Vendée Globe lauerten in den vergangenen Wochen und Monaten auf den Plätzen 41 bis 43 der Schweizer Oliver Heer, der Brite James Harayda und der Franzose François Guiffant. Letzterer war dabei stets ein Wackelkandidat, weil sein Imoca im Jahr 2004 gebaut wurde, Boote für die Vendée Globe aber nicht älter als aus dem Jahr 2005 sein sollen.

Es war keine leichte Entscheidung, denn alle drei Skipper haben es wirklich verdient” (Alain Lebœuf)

Am Ende setzte sich Oliver Heer im olympischen Ausscheidungen ähnlichen Kampf um das Vendée-Globe-Ticket mit den meisten gesegelten Meilen klassisch durch. Alain Lebœuf, Präsident des Departements Vendée und der Vendée Globe, erklärte dazu: “Es war keine leichte Entscheidung, denn alle drei Skipper haben es wirklich verdient. Ich habe mich mit mehreren Personen beraten, unter anderem mit dem Präsidenten der Imoca-Klasse und mit meinem Rennleiter. Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, das Auswahlspiel zu spielen und zwischen ihnen anhand der Reihenfolge in der Meilenrangliste zu entscheiden, um so die Regeln des Sports zu respektieren.”

Damit lebt der Traum von Oliver Heer, während die Träume seiner Mitbewerber final geplatzt sind. Der Schweizer reagierte überglücklich, denn sein Weg bis zur Entscheidung war Achterbahnfahrt und Zitterpartie zugleich. Riggprobleme hatten den Eidgenossen im Transat Jacques Vabre 2023 zur Aufgabe gezwungen. Der Rückschlag hatte sein Team im Rennen um den 40. Startplatz fast 7.000 Seemeilen gekostet und im Kampf um den Vendée-Globe-Startplatz auf Rang 41 zurückgeworfen. Für Olli Heer folgten bange Zeiten. Mit viel Kampfgeist und dem Herz in der Hand hielt er sich trotz heftiger Rückschläge und einer Kenterung bei den beiden beendeten Transats in diesem Jahr im Spiel.

Oliver Heers Vendée-Globe-Traum lebt

Am Ende angespannter Wochen haben die Vendée-Globe-Veranstalter allen Spekulationen am 2. Juli ein Ende gemacht. Oliver Heer sagte: “Ich bin extrem stolz darauf, als erster Deutschschweizer an der Vendée Globe teilzunehmen. Ich hoffe, dass ich einige junge Segler zum Offshore-Segeln inspirieren kann. Mit dem jetzt bestätigten Platz kann ich mich auf die Vorbereitung und das Boot für die größte Offshore-Herausforderung im November vorbereiten.”

Seinen Partnern dankte der 36-jährige St. Galler emotional: “Ich kann allen meinen Partnern und Unterstützern nicht genug danken. Ich weiß, dass es eine bange Zeit des Wartens war. Eure unterstützenden Botschaften haben mir sehr viel bedeutet.”

Das Niveau der Konkurrenz ist unglaublich hoch. Ich freue mich darauf, da rauszugehen und an Bord von ‘Malizia – Seaexplorer’ gegen jeden Einzelnen von ihnen anzutreten” (Boris Herrmann)

Auch Boris Herrmann nahm die Veröffentlichung der 40 bestätigten Vendée-Globe-Starter zum Anlass für eine Botschaft an seine Fans. Der 43-jährige Hamburger schrieb: “Es geht los! Heute sind es noch 130 Tage bis zum Start meiner zweiten Vendée-Globe-Teilnahme, und ich freue mich sehr darauf. Am 10. November werden 40 Skipper an den Start dieses sehr harten Rennens gehen. Das Niveau der Konkurrenz ist unglaublich hoch. Aber noch besser ist die Tatsache, dass das Starterfeld so vielfältig ist. Ich freue mich darauf, da rauszugehen und an Bord der ‘Malizia – Seaexplorer’ gegen jeden Einzelnen von ihnen anzutreten.”


Zu Erinnerung – die Höhepunkte der Vendée Globe 2020/2021:

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