The Ocean RaceTransatlantik-Vorspiel beendet – der Countdown läuft

Tatjana Pokorny

 · 12.12.2022

The Ocean Race: Transatlantik-Vorspiel beendet – der Countdown läuftFoto: Guyot Environnement – Team Europe
Guyot Environnement – Team Europe mit den Co-Skippern Ben Dutreux und Robert Stanjek

Am 15. Januar startet The Ocean Race. Jetzt haben die Imoca-Teams ihre Boote von der Route du Rhum zurück nach Europa gebracht. In Spanien läuft der Countdown zum Beginn der 14. Edition des Meeres-Marathons

Während anderswo die Weihnachtsvorfreude steigt, beginnt für die Ocean-Race-Crews die letzte harte Arbeitsperiode vor dem Ocean-Race-Start am 15. Januar 2023. Die Crews von “Malizia – Seaexplorer”, “Biotherm”, “Holcim – PRB”, “11th Hour Racing” und “Guyot Environnement – Team Europe” sind nach der Solo-Teilnahme ihrer Protagonisten an der Route du Rhum und der anschließenden Rücküberführung ihrer Yachten in Europa angekommen. Alle nehmen ihre Boote jetzt noch einmal auseinander, checken und optimieren sie.

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Die Rücküberführung nach Alicante und in andere Häfen hat einiges, aber längst nicht alles über die künftigen Ocean-Race-Teams ausgesagt. Auch waren die Leistungen der Teams nur schwer miteinander vergleichbar, denn sie hatten Guadeloupe zu unterschiedlichen Zeiten verlassen und steuerten Europa mit unterschiedlichen inhaltlichen Zielen und Zielhäfen an.

“Es war ein weiterer Schritt”, erklärt “Holcim – PRB”-Skipper Kevin Escoffier, der wie Boris Herrmann mit seiner Familie pausierte, während seine Crew das Boot über den Atlantik zurückbrachte. Escoffiers Bilanz von außen: “Es sieht gut aus. Der erste Schritt war es, die Route du Rhum zu beenden, der zweite, hier in Alicante anzukommen. Jeder Schritt bringt uns voran. Wir waren auch das erste Boot zurück in Alicante, werden einen schnellen Refit durchführen, bevor wir das Boot am 1. oder 2. Januar wieder ins Wasser bringen.”

Generalprobe auf dem Atlantik: testen, Gas geben und trainieren für The Ocean Race

So sieht auch der Plan von Boris Herrmanns Team Malizia aus. Während der deutsche Skipper aktuell bei einem Familienurlaub pausiert, ist seine Mannschaft ebenfalls vom Transatlantik-Test zurück. Dabei hat die Crew nach Reparatur der Foil-Kopfaufhängung den Neubau über weite Strecken stärker fordern können als ihr Skipper während der Route du Rhum. Für das Ocean Race testete die Mannschaft um Co-Skipper Will Harris und mit den Neuzugängen Yann Eliès und Axelle Pillain unter anderem einen neuen Schlafrhythmus, wie Axelle Pillain in einem Video von Bord berichtete.

Für den letzten Refit vor dem Ocean-Race-Start ist der Plan für Boris Herrmanns Team Malizia klar: “Unser Motto für The Ocean Race lautet: Die beste Optimierung heißt Zuverlässigkeit. Wir planen keine wirklichen Umbauten oder Änderungen mehr. Wir hatten Umbauideen, haben die aber wieder auf Eis gelegt. Es geht in den Wochen vor dem Start wirklich nur darum, das Boot einmal auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen. Wir müssen sicherstellen, dass es zuverlässig ist.”

Wertvolle Lehrstunden für Team Malizia: Stropp gerissen, Genua aus dem Mast gefallen

Boris Herrmann stand und steht trotz Urlaub täglich intensiv mit seinem Team in Kontakt. Er wird am Abend des 2. Januar in Alicante eintreffen. Von der transatlantischen Rücküberführung hat ihm die Mannschaft viel Positives berichtet: “Gegen Ende gab es starken Downwind bei ordentlich Seegang. Will erzählte mir, dass es fantastisch war. Das Boot war total unter Kontrolle.” Erst Bruch an Bord ließ Team Malizia gegen Ende von “Etappe 0” den Fuß vom Gaspedal nehmen. Herrmann sagt: “Da ist ein Stropp gerissen und der kleine Gennaker aus dem Mast gefallen. Das darf uns im Rennen natürlich nicht passieren.”

In Paul Meilhats Team Biotherm erinnert sich Ex-Matchrace-Weltmeisterin Mariana Lobato nach der Rücküberführung an ihre Ocean-Race-Annäherung: “2015 bin ich schwanger nach Kapstadt geflogen, habe den Stopover besucht und mir gesagt: ‘Ja, das ist es, was ich wirklich machen will.’” Die dynamische Portugiesin ist Mutter von zwei Kindern, sagt: “Manchmal fragen sie mich, ob ich sicher bin, dass ich das machen will. Ja, ich bin sicher. Ich bin nicht verrückt. Ich werde es tun.”

Transatlantische Fabelzeit: “Charal” beeindruckt auf Kurs Europa

Nicht am Ocean Race teilnehmen wird aufgrund anderer Pläne Jérémie Beyous Team Charal. Der schwarze Bulle “Charal 2” hat bei der Rücküberführung nach Europa dennoch Maßstäbe gesetzt: Mit 558 Seemeilen in 24 Stunden war der neue Imoca rasend schnell unterwegs, hat einen neuen Imoca-Klassenrekord aufgestellt. Crew-Mitglied Nicolas Andrieu berichtete: “Diese reine Geschwindigkeit, die Brutalität bleiben die unglaubliche Erinnerung an dieses Transatlantik-Erlebnis.”

Noch nicht in Alicante, sondern in Badalona bei Barcelona bereitet sich das Guyot Environnement – Team Europe mit den Co-Skippern Ben Dutreux und Robert Stanjek auf die Ocean-Race-Premiere vor. In einer Halle von Nautor Swan wird das Team seinen Imoca in den optimalen Kampfzustand versetzen. Im Gegensatz zu den anderen vier Neubauten im Ocean Race ist das Guyot-Boot der französisch-deutschen Allianz älter, wurde als “Hugo Boss” einst für Alex Thomson und die Vendée Globe 2016/2017 gebaut. Dennoch gilt es als sehr wettbewerbsstark.

Co-Skipper Robert Stanjek: “Ich glaube an die Qualitäten meiner Mannschaft”

Robert Stanjek sagt: “Unser Boot ist ein bisschen schwerer als die Neubauten. Das beschreibt gleichzeitig die Leichtwind-Achillesferse an der Kreuz. Wir haben einen Satz neuester Foils. Paul Meilhat hat die gleichen. Die sind definitiv up to date. Vor dem Wind sollten die neuen Boote etwas schneller sein als wir. Raumschots halte ich unser Schiff für absolut stark. Unterm Strich haben wir vielleicht einen kleinen Performance-Nachteil, aber man muss ja noch segeln. Da glaube ich an die Qualitäten meiner Mannschaft.”

Der ehemalige Finn-Segler Phillip Kasüske vom Verein Seglerhaus am Wannsee zählt zur Stammcrew im Guyot Environnement – Team Europe  Foto: Guyot Environnement – Team Europe
Der ehemalige Finn-Segler Phillip Kasüske vom Verein Seglerhaus am Wannsee zählt zur Stammcrew im Guyot Environnement – Team Europe

Das lehrreiche Imoca-Segelvergnügen auf “Etappe 0” aus der Karibik und einiges von der Intensität, die im Ocean Race zu erwarten ist, zeigt dieser traumhaft schöne Clip vom Team Malizia:


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