Andreas Fritsch
· 03.01.2023
Mit einer Überraschung wartet das Team von Boris Herrmann auf: Die Foils sind so schwer beschädigt, dass sie komplett ersetzt werden mussten
Völlig unerwartet kam bei der standardmäßigen Untersuchung der beiden Profile mit Ultraschall heraus, dass beide schwere Struktur-Schäden haben, die von außen nicht sichtbar waren. Die Folge: Die Foils müssen für das Ocean Race ausgetauscht werden. Da die Profile rund 500.000 Euro kosten und es fast sechs Monate dauert, sie zu bauen, eigentlich ein herber Rückschlag für das Team.
Wir untersuchen noch, wie das genau passiert ist, aber es ist wirklich ungewöhnlich bei so neuen Foils”, Boris Herrmann
“Zum Glück ist es jetzt passiert und nicht während des Ocean Race. Das war aber ein echter Schlag für uns. Wir hatten allerdings Glück im Unglück und konnten auf ein anderes Paar neuer Foils zurückgreifen. Normalerweise dauert die Fertigung ein halbes Jahr. Insgesamt bedeutet das eine unglaubliche Menge an Arbeit, das Team hat eine tolle Arbeit geleistet und musste sogar über Weihnachten arbeiten. Die neuen Foils werden in den nächsten Tagen eingesetzt und angepasst. Dieses Problem ist ein Rückschlag für unsere Vorbereitungen, aber das Team hat an einem Strang gezogen, und ich denke, dass wir gestärkt daraus hervorgehen werden, da es ihm gelungen ist, das Problem in so kurzer Zeit zu lösen. Jetzt freue ich mich darauf, mit dem Team wieder aufs Wasser zu gehen und schon bald an diesem großartigen Rennen teilzunehmen.”
Die Foils von “Malizia – Seaexplorer” waren technisches Neuland, da sie in einem innovativen Herstellungsverfahren erstmals von Robotern laminiert worden waren. Bislang waren die Profile, die aus Hunderten von Lagen Kohlefaser laminiert und immer wieder im Autoklaven gebacken werden müssen, per Hand gefertigt. Die neue Technik sollte eigentlich homogenere, höherwertige Laminate hervorbringen.
Ob der Schaden nun eine Folge des Defektes der oberen Foil-Führung ist, die Herrmann während der Route du Rhum zurückwarf, ist noch unklar. Dabei waren die Metallbolzen am Kopf gebrochen und die Seitenplatten, die das Foil halten, verbogen. Das Team hatte vor der Rücküberführung von Guadeloupe nach Alicante die Metallteile ersetzt und war davon ausgegangen, dass das Problem so gelöst ist. Während der Überführung war das Boot aber erstmals mit hohem Speed jenseits der 30 Knoten in teils sehr grober See gesegelt. Was der Auslöser für das Problem ist, wurde bislang nicht kommuniziert. Auch nicht, ob die nun genutzten Ersatz-Foils vom selben Hersteller stammen und bereits für das Team gefertigt wurden oder ursprünglich für ein anderes Projekt gedacht waren. Denn eigentlich hatte Boris Herrmann in YACHT-Interviews immer betont, dass eine neue Foil-Generation erst nach den Erkenntnissen aus dem Ocean Race entwickelt und gebaut werden soll.
Das Boot kommt diese Woche nach dem umfangreichen Refit wieder ins Wasser und wird dann Tests absolvieren, bevor am Wochenende das erste Inport-Race ansteht. Am 15. Januar startet dann die erste recht kurze Etappe der fünf Imocas und sechs Volvo 65 von Alicante auf die Kapverden.