Max Gasser
· 09.05.2023
Harte Stunden für Guyot Environnement – Team Europe: Die Crew um Skipper Benjamin Dutreux hat am frühen Morgen einen Mastbruch vermeldet. Die Segler sollen dabei unverletzt geblieben sein und sich derzeit darum kümmern, das Boot zu sichern
Etwas mehr als 600 Meilen östlich von Newport ist heute früh der Mast von “Guyot” gebrochen. Das Team segelte bei harten Bedingungen mit Windgeschwindigkeiten über 30 Knoten.
Nachdem Team Biotherm gestern den Spitzenreitern gefolgt und nach Westen gehalst war, konnte “Guyot” mit Co-Skipper Robert Stanjek im Osten noch Boden gutmachen. Diese mögliche Aufholjagd endet mit dem Mastbruch nun besonders bitter.
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Die Zukunft von “Guyot” ist derzeit noch ungewiss. Nur wenige Imoca-Teams verfügen über ein eigenes Zweit-Rigg. Deshalb hat die Imoca-Klasse für Fälle beim Hersteller der Einheitsmasten, Lorima, ein Ersatzteil bereitliegen. Dieses wird aktuell allerdings bereits für “Holcim - PRB” zum nächsten Start geliefert. Denn der Ersatzmast steht dem Team zur Verfügung, das als Erstes Bedarf anmeldet und die Kosten für Mast und Transport aufbringt.
Stattdessen könnte sich das deutsch-französische Team jedoch einen Mast von einem Imoca-Team leihen, das kein Ocean-Race-Teilnehmer ist. Da “Guyot” abgeschlagen auf dem letzten Gesamtplatz liegt, ist auch eine vollständige Aufgabe nicht auszuschließen.
11th-Hour-Racing-Onboard-Reporter Amory Ross hatte schon vor dem Mastbruch von enormen Belastungen für Mensch und Boot gesprochen. Sein Statement von gestern Abend gibt einen guten Einblick:
“Hier draußen ist es verrückt. Unsere Ankunft im Golfstrom wurde leider mit 35 Knoten begrüßt. Eine miserable Kombination, die uns und das Boot in kürzester Zeit ans Limit brachte.
Es steht außer Frage, dass diese Bedingungen das Boot kaputt machen. Hinzu kommt, dass sie umso schlimmer werden, je länger man verweilt. Wir stehen also unter dem Druck, diesem Tief, das sich noch verstärken wird, zu entkommen.
Und der einzige Weg, auszuweichen, ist, kopfüber in einen wachsenden und wirren Seegang zu laufen, der typisch für den nordöstlich fließenden Golfstrom ist. Wir rasen mit 26 Knoten direkt auf brechende Wellen zu. Nie ist man wachsamer als in Zeiten wie diesen. Es ist heftig im Sitzen, heftig im Stehen, heftig auf den Knien!
Um ehrlich zu sein, ist es im Moment ein bisschen beängstigend. Unter drei Reffs und J3 können wir nur noch wenig tun, um die Kraft zu verringern. Wir müssen abwarten.
Noch sechs Stunden, bis die Front südlich an uns vorbeizieht, und wir haben den Buckel überwunden. Als Nächstes sind Biotherm und Guyot environnment - Team Europe an der Reihe, denen es wahrscheinlich noch schlechter gehen wird als uns. Wir drücken die Daumen, dass alle mit den Bedingungen zurechtkommen und das 800 Meilen entfernte Newport heil und gesund erreichen.
Diese Etappe hat sich das Schlimmste für den Schluss aufgehoben!”