Max Gasser
· 23.02.2023
Am Sonntag startet die dritte Etappe von The Ocean Race – fast 13.000 Seemeilen durch den Southern Ocean. Doch schon morgen sind die Teams gefordert, wenn das zweite In-Port Race ansteht
Es war ein Auftakt nach Maß, als Boris Herrmann mit seinem Team das erste In-Port Race vor dem Start in Alicante für sich entscheiden konnte. Nach den Plätzen drei und vier in den darauffolgenden Etappen will das Team pünktlich zur Hammer-Etappe durch das Südpolarmeer zur Höchstform auflaufen und das bestenfalls schon im Hafenrennen mit einem weiteren Sieg unter Beweis stellen.
Erwartet werden 15 Knoten Wind aus südöstlicher Richtung – beste Bedingungen also, um die Imocas auf die Foils zu heben. Nicht nur wer vor Ort ist, kann das Geschehen hautnah mitverfolgen. Denn neben der Streamingplattform Discovery+ zeigt mit Eurosport auch das frei empfangbare Fernsehen den Auftakt zur dritten Etappe. Der Start erfolgt voraussichtlich um 13:15, die Übertragung startet bereits um 12:30. Ob und wann es einen Livestream auf Youtube geben wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar.
Zwar sind die In-Port-Rennen im Prinzip unerheblich, weil die hier erkämpften Platzierungen und Punkte nicht auf die Ergebnisse in den Hochsee-Etappen angerechnet werden. Allerdings greift bei Punktgleichheit zweier oder mehrerer Teams nach den sieben Offshore-Etappen eine Sonderregel. Dann dient die In-Port-Platzierung als „Tie Breaker“ – und kann so doch entscheidend werden.
Deshalb wäre es nachlässig, hier betont defensiv aufzutreten. Allerdings fürchten die Crews auch die Unübersichtlichkeit auf den kurzen, nur etwa einstündigen Kursen unmittelbar vor der Küste, zumal die Imocas von unter Deck bedient und meist auch pilotiert werden. Ein Crash wäre fatal, weil er den Start zur nächsten, weit bedeutenderen Etappe vereiteln könnte.
Denn es steht eine rekordverdächtige Etappe an – die längste Renndistanz in der 50-jährigen Geschichte der Veranstaltung – ein einmonatiger Marathon über 12.750 Seemeilen nach Itajaí, Brasilien. Auf dieser Etappe dringen die Imoca-Segler in die Roaring Forties und Furious Fifties des Südpolarmeeres ein. Die Antarktis befindet sich an Steuerbord, und die Flotte muss zum ersten Mal alle drei großen südlichen Kaps – das Kap der Guten Hoffnung, Kap Leeuwin und Kap Hoorn – passieren, ohne anzuhalten.
Weil die Etappe so lang und bedeutend ist, wird sie auch zweimal in die Wertung einfließen. Die Crews werden also rund einen Monat nonstop und meist im Southern Ocean um doppelte Punkte kämpfen. Die ersten Punkte werden in der Reihenfolge verteilt, in der die Boote den 143. östlichen Längengrad passieren. Die zweite Wertung erfolgt entsprechend den Platzierungen im brasilianischen Ziel vor Itajaí. Die Etappe ist damit für die Positionierungen in der Rangliste so viel wert wie die beiden bisherigen Abschnitte zusammen.
In Itajaí wird es einen weiteren ausgedehnten Zwischenstopp geben, bevor das Rennen weiter nach Norden geht. Genauer bis nach Newport, Rhode Island, an der Ostküste der Vereinigten Staaten.