Tatjana Pokorny
· 22.02.2023
Team Holcim – PRB setzt bei der Planung für die wichtigste Etappe im 14. The Ocean Race auf maximale Erfahrung. Skipper Escoffier hat die dreimalige Weltumseglerin Abby Ehler zum Comeback überredet. Sanni Beucke pausiert nach ihrer siegreichen Ocean-Race-Premiere in Etappe zwei. Mit Boris Herrmann und Robert Stanjek sind im Südmeer-Härtetest nur zwei deutsche Segler im Spiel
In wenigen Tagen startet die wichtigste Etappe im 14. The Ocean Race. Am 26. Februar beginnt das doppelt gewertete Südmeer-Kräftemessen der fünf Teams. Dafür haben alle Mannschaften ihre Boote intensiv vorbereitet. Nun stehen auch die Segler und Seglerinnen fest, mit denen die Skipper in die mit 12.750 Seemeilen historisch längste Southern-Ocean-Etappe ziehen wollen. Dabei überrascht aus deutscher Sicht eine Umbesetzung im Team Holcim-PRB. Hier kommt entgegen ursprünglichen Plänen die dreimalige Weltumseglerin Abby Ehler zurück ins Team um Skipper Kevin Escoffier.
Den Hintergrund dafür erklärt Kevin Escoffier: “Es wird eine sehr interessante Etappe sein. Es kommt nicht oft vor, dass wir in so entlegenen Revieren segeln. Wir wissen, dass dies nicht das angenehmste Seegebiet ist und dass das Rennen lang sein wird. Der menschliche Faktor an Bord wird entscheidend sein. Auf dieser Etappe geht es um viele Punkte.”
Mit dem Ziel, die nach zwei Etappensiegen erkämpfte Führung im Klassement zu verteidigen, hat Escoffier sein Team wieder umgebaut: “Ich habe eine möglichst erfahrene Crew für die schwierigen Bedingungen ausgewählt, mit denen wir konfrontiert sein werden. Wir haben das Glück, Segler mit einem breiten Spektrum an Fähigkeiten zu haben, was mir als Skipper die Möglichkeit gibt, die Crew zusammenzustellen, die am besten zum Format der Etappe passt.”
Abby Ehler hatte Escoffier ursprünglich ein Nein für diese aus ihrer Sicht auf Imocas besonders brutale Etappe gegeben. Offensichtlich aber ist es dem Franzosen nun doch gelungen, die Britin zum Einsatz zu überreden. Dadurch setzt Susann “Sanni” Beucke aus. Statt um die verpasste Chance auf der Königsetappe zu trauern, reagierte Beucke professionell: “Ich finde es gar nicht schade aus meiner Sicht, schließlich habe ich gerade das zweite Leg gesegelt, habe 18 Tage Imoca-Erfahrung gesammelt, und wir haben gewonnen.”
Weiter sagte die 31-jährige Olympia-Zweite von Japan: “Ich bin eine Teamplayerin und Kevin ist ein hervorragender Skipper. Niemand im Feld hat einen derartigen Erfahrungsschatz im Offshore-Segeln. Ich habe jetzt schon eine extrem steile Lernkurve hinter mir und bin dankbar für jede Meile, die ich bisher dabei sein konnte.” Ob und wann Susann Beucke Abby Ehler im weiteren Verlauf des Rennens wieder ablösen wird, blieb vorerst offen. Sanni Beucke sagte: “Auf welchen der noch ausstehenden fünf Legs ich am besten meinen Beitrag leisten kann, wird Kevin einschätzen müssen. Ich werde mich da ganz im Sinne des Teams fügen.”
Susann Beucke, die vor einem Jahr vom olympischen Segelsport in den Offshore-Segelsport gewechselt war und langfristig eine Vendée-Globe-Teilnahme anpeilt, wird in der Zwischenzeit ihre zu Jahresbegin 2022 in Lorient begonnene Solokarriere in der Figaro-Liga fortsetzen. Sie sagte: “Ich werde wieder zurück nach Frankreich fliegen und dort mit neuen Erfahrungen meine eigene Kampagne voranbringen.”
Weil im Guyot Environnement – Team Europe der Berliner Phillip Kasüske auf der kommenden Etappe planmäßig pausiert, werden nur zwei deutsche Segler dabei sein: Boris Herrmann führt Team Malizia in den langen Nonstop-Abschnitt entlang der drei Kaps. Der 41-jährige Hamburger geht die Herausforderung mit seiner Stamm-Crew an: Will Harris, Navigator Nico Lunven und Rosalin Kuiper freuen sich auf das Kräftemessen in eisigen Bedingungen. Im Team Guyot hält der Berliner Robert Stanjek die deutsche Flagge als Co-Skipper hoch. Planmäßig bestreitet er die “Monster-Etappe” mit Skipper Ben Dutreux, Navigator Seb Simon und der erfahrenen zweimaligen Weltumseglerin Annie Lush aus Großbritannien.
Auch die anderen beiden Teams – 11th Hour Racing und Biotherm – hatten ihre Crew-Wahl inklusive der besten Seglerinnen für die Etappe entlang der drei Kaps längst getroffen und bleiben dabei: Route-du-Rhum-Ass Justine Mettraux aus der Schweiz verstärkt das US-Team 11th Hour Racing. Vendée-Globe-Ikone Sam Davies setzt ihre Expertise im französischen Team Biotherm ein, wo sie die von ihr hochgeschätzte Amélie Grassi planmäßig ablöst.