Tatjana Pokorny
· 27.03.2023
Bei Kap Hoorn werden zwar keine Punkte für das Ocean-Race-Konto verteilt, doch Platz eins beim Gipfel der Weltumsegelung bedeutet dem Malizia-Skipper immens viel. “Ich bin stolz auf das Team und auf dieses Boot”, sagte der 41-jährige Hamburger am Montagabend vor der berühmtesten Landmarke des internationalen Segelsports
Boris Herrmanns Team Malizia hat den Wettlauf zum Ocean-Race-Gipfel Kap Hoorn gewonnen. “Malizia – Seaexplorer” passierte die legendäre chilenische Landmarke am 27. März um 18.23 Uhr deutscher Zeit nach 29 Tagen, 4 Stunden und 8 Minuten als erstes Boot der Ocean-Race-Flotte. Der Erfolg beim südlichsten Punkt Südamerikas gelang bei Boris Herrmanns sechster Kap-Hoorn-Passage mit rund 18 Seemeilen Vorsprung vor dem wieder stark aufkommenden Schweizer Team Holcim – PRB mit Skipper Kevin Escoffier.
Boris Herrmann sagte: “Kap Hoorn hält für mich viele Erinnerungen bereit. Diese Linie als Erster zu erreichen ist fast wertvoller als der Etappensieg. Nicht mit Blick auf die Punkte, sondern darauf, was es für uns bedeutet. Ich bin stolz auf das Team und auf dieses Boot!” Team Malizias Leistung wird zudem mit der Roaring Forties Trophy belohnt. Die honoriert die beste Zeit eines Bootes vom Kap der Guten Hoffnung bis Kap Hoorn. Das Etmal absolvierte “Malizia – Seaexplorer” unter deutscher Flagge in 27 Tagen, 17 Stunden und 31 Minuten.
Diese Auszeichnung hatten vor Boris Herrmann und seiner Crew Segelgrößen wie Charles Caudrelier, Ian Walker oder Franck Cammas mit ihren Mannschaften gewonnen. Der Preis genießt in der professionellen Offshore-Welt hohes Ansehen. Insgesamt hat Team Malizia seit dem Etappenstart nun rund 10.000 Seemeilen zurückgelegt, um Kap Hoorn zu erreichen. Für Will Harris, Rosalin Kuiper, Nico Lunven und Antoine Auriol war es das erste Mal, dass sie die berüchtigte Landmarke passieren.
Für den besonderen Moment gab Rosalin Kuiper kurz ihre Ruheposition auf, um das Ereignis mit ihren Crew-Kameraden an Deck zu feiern. Die 27-jährige holländische Co-Skipperin, die sich derzeit von einer am 26. März erlittenen Gehirnerschütterung erholt, sagte: “Es ist ein filmreifes Krankenhaus, in dem ich liege und die wunderbare Passage von Kap Hoorn beobachte. So habe ich mir die Kap-Hoorn-Passage nicht vorgestellt. Aber ich könnte mir auch nicht wünschen, besser betreut zu werden. Ich bin den Jungs wirklich dankbar!”
Boris Herrmann lobte nicht nur Kuipers Tapferkeit und das gesamte Team, sondern auch sein Boot, das sich im Südpolarmeer “bewährt und gezeigt hat, wie stark es ist”. Sein britischer Co-Skipper Will Harris, der Herrmann auf der vierten Etappe von Itajaí in die amerikanische Hafenstadt Newport wieder als Skipper ablösen wird, prophezeite für das ausstehende Etappenfinale: “Es wird ein enges Rennen bis Itajaí, Holcim macht richtig Druck und liegt nur knapp 20 Seemeilen hinter uns. Also müssen wir hart arbeiten, um diese Etappe als Erste zu beenden!”
Gemeinsam haben Team Malizia und Team Holcim – PRB sich jedoch einen großen Vorsprung vor den Teams Biotherm und 11th Hour Racing erarbeitet, die etwa 250 Seemeilen hinter dem Spitzenpaar zurückliegen. Mit dem gelungenen Gipfelsturm sind die letzten 2.000 Seemeilen der historisch längsten Königsetappe im Ocean Race eingeläutet.
Die Boote verlassen den Südpazifik und biegen links ab in den Atlantik. Dort geht es für die Weltumsegler in der finalen Phase von Etappe drei die südamerikanische Ostküste hinauf nach Itajaí. Im brasilianischen Hafen wird die zweite Runde Punkte der doppelt gewerteten Etappe über insgesamt fast 15.000 Seemeilen verteilt. Bis dahin liegt Team Malizia im Zwischenklassement auf Platz drei hinter den Teams Holcim – PRB und 11th Hour Racing.
Die kommenden Stunden versprechen weiter Hochspannung, denn während die beiden führenden Boote nordöstlich an Kap Hoorn vorbeisegeln und wieder in den Atlantik eintauchen, entwickelt sich südlich der Falklandinseln ein kleines, aber starkes Tiefdruckgebiet.
Am Dienstag werden die Spitzenreiter voraussichtlich am frühen Morgen auf 30 und mehr Knoten Wind aus südlicher Richtung treffen. Der soll bis zum Mittag auf sehr starke 40 Knoten aus Süd-Südwest zunehmen. Dann werden sich die Crews auf “Malizia – Seaexplorer” und “Holcim – PRB” voraussichtlich auf der Rückseite des Tiefs einhaken und in Richtung Itajaí preschen, bevor der Druck wieder abnimmt.
Zum Timing des Zieldurchgangs in Itajaí sagte der technische Berater Jesse Naimark: “Das aktuelle Routing weist auf eine Ankunft am Morgen des 2. April hin. Angesichts der mangelnden Konsistenz der Wettermodelle halte ich das aber für eine sehr optimistische Annahme. Wahrscheinlich ist eine spätere Ankunft am 2. oder 3. April realistischer.”
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