VandalismusFeiern mit Folgen – Sanitäranlagen auf Helgoland während Nordseewoche geschlossen

Ursula Meer

 · 01.08.2023

Helgoländer Hafen: Zur Nordseewoche ist das Becken von den zahlreichen Teilnehmeryachten belegt. Tagsüber segeln die Besatzungen rund um den roten Felsen, am Abend wird ausgelassen gefeiert
Foto: Hinrich Franck/Nordseewoche
Alljährlich zur Nordseewoche ist der südliche Hafen von Helgoland von den zahlreichen Teilnehmeryachten belegt. Die Besatzungen segeln tagsüber, und abends wird ausgelassen gefeiert. Oft auch etwas mehr als ausgelassen, doch mit dem Vandalismus soll jetzt Schluss sein. Bernd Paul, der die sanitären Anlagen im Apartmenthaus verwaltet, zieht Konsequenzen

YACHT: Warum schließen Sie die sanitären Anlagen ab?

Paul: Ich wollte die sanitären Anlagen nach der Nordseewoche nicht noch einmal so vorfinden wie im letzten Jahr: Nachts hatten einige wohl etwas zu heftig gefeiert und die Waschbecken von den Wänden gerissen, Bierflaschen in den Duschen zertrümmert, Kokainreste auf den Toilettendeckeln hinterlassen und das Spendenschiffchen der Seenotretter am Eingang gestohlen. Der Schaden war immens, und wir als Hauseigentümer mussten dafür aufkommen. Vier Tage lang konnten die Segler hier nicht duschen – zu einer Zeit, in der man das Hafenbecken trockenen Fußes überqueren konnte, so viele Boote lagen hier im Päckchen. Das wollte ich weder uns noch unseren Gästen ein zweites Mal antun.

Schließen Sie auch zu anderen Gelegenheiten ab?

So gut wie nie. Wir haben ganzjährig rund um die Uhr geöffnet, außer im Winter bei schlechtem Wetter. Wenn doch Segler kommen, hinterlege ich einen Schlüssel für sie. Die meisten putzen dann und schließen auch wieder ab. Ich warne sie immer, dabei niemanden einzuschließen, denn auch das ist schon vorgekommen.

Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie hier unter einem Ferienapartmenthaus die sanitären Anlagen für Segler betreiben?

Mitte der neunziger Jahre hat mein Arbeitgeber das Gebäude gekauft, um Ferienapartments zu bauen. Der Pachtvertrag für das Grundstück enthält die Auflage, dass wir den Seglern diesen Service bieten. Das Gelände gehört dem Bund, und damals war Helgoland noch Nothafen, da lag diese pragmatische Lösung nahe. Es gibt in diesem Hafen ja keine Marina und dementsprechend auch keine Infrastruktur für Segler. Die mieten hier nur eine Klampe, an der sie ihr Schiff festmachen können. Aber es gibt einen großen Bedarf: Wir zählen während der Saison zirka 300 Gäste pro Woche. Im Großen und Ganzen läuft hier aber alles problemlos. Früher reichte sogar ein kleiner Teller, auf dem die Besucher das Eintrittsgeld abgelegt haben.

Was müsste passieren, damit Sie zur nächsten Nordseewoche Ihre Tür wieder aufschließen?

Ich habe schon in diesem Jahr die Organisatoren gebeten, Personal an den Eingang zu stellen und sich um die Reinigung zu kümmern, dann hätte ich geöffnet. Immerhin haben ja die meisten Regattaboote kein Bord-WC. Die Organisatoren haben stattdessen Dusch- und WC-Container auf der Wiese am Hafen aufgestellt. Das lief nur leider nicht ganz nach Plan …

Was ist passiert?

Die Abwasserleitung war kaputt. Auch der Einsatz eines Spülwagens konnte sie nicht retten. Nur die Duschen funktionierten noch leidlich. Ich habe dann tagsüber sporadisch ein paar Stunden geöffnet und selbst darauf geachtet, dass nichts passiert. Auf dem Weg zum Dorf im Unterland gibt es auch noch öffentliche Toiletten in Containern. Dorthin hätten die Segler ausweichen können. Die Gemeinde hat extra schnell noch entsprechende Hinweisschilder aufgestellt – aber die Öffnungszeiten nicht angepasst: Die Container waren bis morgens acht, neun Uhr abgeschlossen. Recht knapp für die Regattacrews, die um neun, halb zehn an der Startlinie stehen mussten …

Bernd Paul (55) verwaltet das Apartmenthaus „Marinas“ am Helgoländer Südhafen, in dessen Untergeschoss sich die sanitären Anlagen befinden. Meist läuft der Betrieb ohne besondere Vorkommnisse. Aber wenn nicht, hat das KonsequenzenFoto: U. MeerBernd Paul (55) verwaltet das Apartmenthaus „Marinas“ am Helgoländer Südhafen, in dessen Untergeschoss sich die sanitären Anlagen befinden. Meist läuft der Betrieb ohne besondere Vorkommnisse. Aber wenn nicht, hat das Konsequenzen

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