Projekt LandspeedTeam New Zealand jagt Weltrekord

Max Gasser

 · 11.10.2022

Projekt Landspeed: Team New Zealand jagt WeltrekordFoto: Emirates Team New Zealand / James Somerset
Die Landyacht “Horonuku” bei ihren ersten Versuchen auf dem Salzsee Lake Gairdner

Neben der laufenden America’s-Cup-Kampagne will das Emirates Team New Zealand an Land den Geschwindigkeitsrekord unter Segeln brechen. Jetzt gab es die ersten Tests auf dem Rekordrevier – noch fehlen allerdings knapp 50 km/h

Bereits seit dem vergangenen America’s Cup arbeitet das neuseeländische Team an einem Rekordversuch abseits des Wassers. Um den Landspeed-Weltrekord unter Segeln zu brechen, wurde ein Team um den mehrfachen America’s-Cup-Sieger Glenn Ashby geformt. Herausgekommen ist “Horonuku”, ein 14,2 Meter langes Gefährt, das über drei Räder und ein Wingsegel verfügt. Bei den ersten Tests auf dem australischen Salzsee Lake Gairdner konnten mit Geschwindigkeiten von über 150 km/h zwar erste Erfolge erzielt werden, für den Rekord reicht das aber noch nicht.

Die Landyacht wiegt ungefähr 2,8 Tonnen und ist damit rund viereinhalbmal so schwer wie der Rekordhalter “Greenbird”. Doch das ist, anders als auf dem Wasser, genauso geplant, erklärt Konstruktionsleiter Sean Regan: “Das Gewicht wird unser Freund sein, wenn es an der richtigen Stelle eingesetzt wird. Wir können also unsere Konstruktionstechniken so verfeinern, dass wir in bestimmten Bereichen zusätzliches Gewicht einkalkulieren und uns nicht so sehr auf Gewichtseinsparungen konzentrieren.”

Fast wie bei der Formel 1: Pilot Glenn Ashby in seinem Cockpit Foto: Emirates Team New Zealand / James Somerset
Fast wie bei der Formel 1: Pilot Glenn Ashby in seinem Cockpit

Reifen anstelle von Foils

Der aktuelle Rekord liegt bei 202,9 km/h, 156 km/h ist die bisherige Bestleistung des Teams. Die offensichtlich größten Schwierigkeiten für das Segelteam sind die Reifentechnologie und die dynamischen Kräfte, die mit den Reifen auf dem Boden verbunden sind. Sie stellen für die Konstrukteure den entscheidenden Unterschied im Gegensatz zu den hydrodynamischen Kräften auf den Foils im Wasser dar.

“Reifen auf einer flachen Salzoberfläche, die über 200 km/h schnell sind, sind etwas ganz anderes als Foils im Wasser bei über 50 Knoten”, so Ingenieur Tim Meldrum. Pilot Ashby betont zudem, dass die Wahl der Reifen einen erheblichen Einfluss auf die Landyacht hätte. Dass man noch nicht näher an den Rekord herangekommen sei, liege allerdings auch an den Bedingungen: “Es ist noch viel mehr im Tank, wir brauchen nur ein bisschen mehr Wind.”

Bisheriger Weltrekord besteht seit über zehn Jahren

Ähnlich wie “Horonuku” von Team New Zealand sah auch die Rennmaschine des britischen Ingenieurs Richard Jenkins aus, der seit 2009 den Rekord hält. Laut eigener Aussage hat ihn das Vorhaben über zehn Jahre gekostet. Er entwickelte in dieser Zeit insgesamt fünf Hightech-Strandsegler und testete diese an den verschiedensten Orten. Schlussendlich gelang es ihm auf dem Ivanpah Lake, einem ausgetrockneten Wüstensee, 202,9 km/h schnell zu segeln.

Richard Jenkins’ “Greenbird” hatte bereits 2009 starke Ähnlichkeiten mit dem jetzigen Design von Team New Zealand. Ob der Rekord glückt, wird vor allem von den Details abhängen. Der größte Unterschied scheint das Gewicht zu sein Foto: Archiv
Richard Jenkins’ “Greenbird” hatte bereits 2009 starke Ähnlichkeiten mit dem jetzigen Design von Team New Zealand. Ob der Rekord glückt, wird vor allem von den Details abhängen. Der größte Unterschied scheint das Gewicht zu sein

Das Regelwerk sieht einen natürlichen Untergrund für den Rekord vor, eine asphaltierte Rennstrecke scheidet demnach aus. Aufgrund dessen hat Team New Zealand den ausgetrockneten australischen Salzsee Lake Gairdner für sich ausgemacht und führt dort aktuell die Entwicklung fort. Dieser eigne sich aufgrund der außerordentlichen Oberflächenhärte besonders gut, an manchen Stellen ist das Salz über einen Meter dick.

Designpreis für Team New Zealand

Neben diesem Projekt arbeitet das Emirates Team New Zealand vor allem intensiv am nächsten America’s Cup. Das Team hat dafür außerdem ein wasserstoffbetriebenes und foilendes Begleitboot sowie die One-Design-Klasse AC 40 für den America’s Cup der Frauen und der Jugend entworfen. Für die langfristige Arbeit wurden die Neuseeländer nun mit einem Designpreis ausgezeichnet. Angeführt von Designchef Dan Bernasconi hatte ein Teil des Designteams die Ehre, die Auszeichnung des Designers Institute of New Zealand auf der Bühne entgegenzunehmen.

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