Lars Bolle
· 01.09.2022
Missratener erster Segeltag: Beim ersten Training des Herausforderers aus der Schweiz, Alinghi Red Bull Racing, kenterte das Boot in einer Bö, während es geschleppt wurde
In einer Erklärung, die nur in den sozialen Medien veröffentlicht wurde, gab das Team bekannt, dass Alinghi Red Bull Racings „BoatZero“ beim Training vor Barcelona von der heftigen Regenböe getroffen wurde, die sich am Mittwochnachmittag über der Stadt Barcelona entwickelte. In der Erklärung heißt es:
Beim Zurückschleppen mit geborgenen Segeln schoss das Boot in den Wind und wurde auf die Seite geworfen.
Einige der Besatzungsmitglieder wurden demnach über Bord geworfen, aber sofort vom Supportteam geborgen. Alle Crewmitglieder seien gesund in die Teambasis zurückgekehrt.
Das „BoatZero“ von Alinghi Red Bull Racing erlitt leichte Schäden am Arm des Backbordfoils und am Rumpf. „Wir werden bald wieder auf dem Wasser sein und unsere Vorbereitung auf den 37. America’s Cup fortsetzen“, sagte Silvio Arrivabene, Co-General-Manager von Alinghi Red Bull Racing.
Winddaten von einer nahe gelegenen landgestützten Station zeigen, wie Sail-world.com berichtet, eine relativ leichte Brise, die sich schnell in der Richtung änderte und auf durchschnittlich 25 Knoten anstieg. Wahrscheinlich seien es Böen bis weit in die Mitte der 30er-Knoten gewesen, begleitet von strömendem Regen. Diese Messwerte könnten auf dem Segelrevier noch höher gewesen sein.
Das „BoatZero“ von Alinghi Red Bull Racing ist das ehemalige Boot von Emirates Team New Zealand, welches das Schweizer Team zum Training nutzt. Es ist unklar, wie es zu der Kenterung kommen konnte. Entweder war das Team vor der herannahenden Böenfront gewarnt worden und hatte versucht, das Boot noch vor deren Eintreffen in den Hafen zu bringen. Oder aber es wurde versucht, Foildaten aus dem Schleppvorgang zu ziehen, weil der Wind zum Segeln nicht reichte, und das Team wurde von den Böen überrascht. Das Revier vor Barcelona ist zudem für seine Kreuzseen bekannt, vielleicht unterschätzte das Team diese.
Sail-world.com gibt noch einen Tipp ab. In ähnlichen Situationen, die vor Auckland beobachtet wurden, bestand die Praxis demnach darin, ein oder zwei Verfolgungsboote längsseits zur Stabilisierung neben das Boot zu bringen und die Böe zu abzuwettern. Nicht aber, einen Schlepp in Regenböen zu versuchen.
Schon beim vergangenen Cup gab es Kenterungen der AC-75-Boliden. Das betraf Emirates Team New Zealand, besonders spektakulär war aber die Havarie von „American Magic“. Das Boot kippte nach der Rundung der Luvmarke mit vollem Speed auf die Seite, mitten in einem Rennen der Round Robins. Dabei wurde der Rumpf beschädigt, das Boot drohte zu sinken. Damals handelte es sich um einen Bedienungsfehler der Crew.
Im Rennen gegen Luna Rossa traf das Boot beim Abfallen auf den Vormwind-Kurs bei etwa 48 Knoten Geschwindigkeit eine Bö. Das Lee-Backstag wurde nicht gelöst, das Großsegel konnte offenbar nicht weit genug geöffnet werden. Die Crew verlor die Kontrolle, das Boot krängte stark nach Lee, hob sich erst komplett aus dem Wasser und krachte dann auf seine Leeseite zurück, kenterte nach Backbord.